Missbrauchsstudie der Bischöfe

"Reicht das, was wir tun? Nein!"

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Die katholische Kirche in Deutschland will sexuellen Missbrauch künftig konsequenter aufarbeiten und bekämpfen. Wie das konkret aussehen soll, ist aber noch unklar. Forscher warnen, Kinder und Jugendliche seien in der Kirche nach wie vor in Gefahr.

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„Wer schuldig ist, muss bestraft werden“: Kardinal Reinhard Marx bei der Vorstellung der Studie zum sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche. Foto: kna


Für das, was war, fanden sie klare Worte.  „Ich schäme mich“, sagte Kardinal Reinhard Marx. Und: „Sexueller Missbrauch ist ein Verbrechen. Wer schuldig ist, muss bestraft werden.“ Stephan Ackermann, Missbrauchsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz, bekundete „Abscheu und Wut“ für das, was katholische Priester Minderjährigen angetan haben: „Es packt mich das Grausen, wenn ich das höre.“ Die Missbrauchsstudie, die die Bischöfe in Auftrag gegeben hatten, ist bei ihrer Herbstvollversammlung in Fulda von den beteiligten Forschern offiziell vorgestellt worden. Wesentliche Inhalte waren bereits vorab bekannt geworden.

Zu dem, was aus der Studie folgen soll, aber blieben Marx und Ackermann vage. Vielleicht könne es so etwas wie unabhängige Wahrheitskommissionen in den Bistümern geben, sagte Marx. Auch für eine engere Zusammenarbeit mit dem Staat, der Justiz und dem Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, die viele Experten gefordert hatten, sei er grundsätzlich offen, ergänzte der Vorsitzende der Bischofskonferenz. Er schränkte aber ein, er wolle den Beratungen mit seinen Amtsbrüdern nicht vorgreifen. Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe waren die Diskussionen noch in vollem Gange. Marx betonte, die Kirche stehe an einem Wendepunkt.

Wie dringend die Kirche handeln muss, wurde im Resümee der Forscher deutlich. Dort steht: „Das Risiko sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen innerhalb der Strukturen der katholischen Kirche besteht fort und verlangt konkrete Handlungen, um Risikokonstellationen entgegenzuwirken.“ Roswitha Müller-Piepenkötter, Mitglied im Beirat der Studie, betonte, der Missbrauch sei nicht nur ein Problem der Vergangenheit. Es sei auch „für die Zukunft mit solchen Fällen zu rechnen“. Deshalb bestehe „eine dringende Pflicht zum Handeln“. Sie fand es erschreckend, dass 2016, zur Zeit der Erhebung, „immer noch nicht alle Kleriker an den Präventionsschulungen der Diözesen teilgenommen, das Problem also offenbar immer noch nicht ernst genommen hatten“.


Verantwortliche sollen sich den Opfern stellen

Künftig jedoch werde die Kirche das Problem erst nehmen, versprach Kardinal Marx. Er fragte: „Reicht das, was wir tun?“ Und gab die Antwort gleich selbst: „Nein, es reicht nicht!“ Marx kündigte an, bei der Prävention, bei der Auswahl und Ausbildung von Priestern und ihrer Vorbereitung auf den Zölibat müsse die Kirche neue Wege gehen. Auch über eine Teilung kirchlicher Macht müsse man diskutieren – „mit dem ganzen Volk Gottes“. Er betonte, es gehe „nicht um die Rettung einer Institution“.

Zuallererst, da waren sich alle einig, muss es um die Opfer gehen. Müller-Piepenkötter forderte: „Die Verantwortlichen müssen sich den Opfern selbst stellen und dürfen diese Aufgabe nicht an Missbrauchs- und Interventionsbeauftragte delegieren.“

vbp