Sternsinger fahren zum Papst und zur Bundeskanzlerin
Reisen mit dem Stern im Gepäck
So ein Zufall: Vier Messdiener aus Spelle sind in diesem Jahr ausgewählt worden, um die deutschen Sternsinger bei der Neujahrsmesse mit Papst Franziskus zu vertreten. Die Kinder, die ausgelost wurden, um den Segen zur Bundeskanzlerin nach Berlin zu bringen, stammen aus der Nachbargemeinde.
„Realisiert habe ich es immer noch nicht ganz“, sagt Hannah Brinker. Seit Ostern weiß sie, dass sie über Silvester mit drei ihrer Ministrantenkollegen aus Spelle nach Rom fliegen wird. Weil die bundesweite Aktion Dreikönigssingen 2020 Ende Dezember 2019 in Osnabrück eröffnet wird, wurden die Kinder, die die deutschen Sternsinger bei der Neujahrsmesse mit Papst Franziskus vertreten dürfen, in diesem Jahr aus dem Bistum Osnabrück ausgewählt.
„Die Diözese, die bundesweit eröffnet, darf im Jahr zuvor zum Papst fahren“, erklärt Sebastian Ulbrich vom Kindermissionswerk „Die Sternsinger“. Bei der Auswahl der Kinder sei dieses Mal darauf geachtet worden, dass sie auch Ministranten sind. Denn die Sternsinger aus Deutschland dürfen bei der Messe im Petersdom die Gabenbereitung anführen – und dem Heiligen Vater die Gaben persönlich überreichen. „Die Kinder sollten deshalb auch eine längere Liturgie aushalten können“, sagt Ulbrich. Im Gegensatz zu den 45-Minuten-Messen, die sie von zu Hause gewohnt seien, könne ein Gottesdienst beim Papst schon einmal zwei Stunden dauern.
Für die 13-jährige Hannah Brinker ist das kein Problem: Sie ist schon seit ihrer Kommunion Messdienerin. Trotzdem ist sie aufgeregt – genauso wie ihre Mutter. „Ich finde das alles sehr spannend“, sagt Birgit Brinker und erzählt, dass ihre Tochter noch nie ohne ihre Eltern Silvester gefeiert habe. Deshalb werden die Kinder auch von einer pastoralen Mitarbeiterin begleitet: Rita Brüggemann wird mit nach Rom fliegen. „Die Kinder sind alle sehr verlässlich“, sagt sie, „die werden das wunderbar meistern.“ Fünf Tage wird die Gruppe aus Spelle unterwegs sein und neben dem Papst Sternsinger treffen, die aus der ganzen Welt nach Rom gereist sind.
Man sieht die Bundeskanzlerin schließlich nicht jeden Tag
Damit bei der Messe mit dem Heiligen Vater möglichst nichts schiefgeht, wird es dort eine gemeinsame Probe mit allen Teilnehmern geben. „Wir versuchen, den Kindern so gut wie möglich die Aufregung zu nehmen“, sagt Sebastian Ulbrich. Weil der Gottesdienst auch live im Fernsehen übertragen wird, sei Lampenfieber aber nicht ausgeschlossen.
Auch vier Sternsinger aus der Nachbargemeinde St. Ludgerus in Schapen sind schon aufgeregt: Sie dürfen am 7. Januar der Bundeskanzlerin den Segen überbringen. „Wir losen aus jedem Bistum eine Gruppe aus, die zur Kanzlerin fahren darf“, erklärt Sebastian Ulbrich. Insgesamt werden mehr als 100 Kinder und Jugendliche aus allen Diözesen nach Berlin reisen. Um dafür ausgewählt zu werden, hatten die Schapener Sternsinger zunächst bei einem Wettbewerb beweisen müssen, dass sie sich gut mit dem Thema der diesjährigen Sternsingeraktion auskennen. „Wir sammeln für Kinder mit Behinderung in Peru“, erklärt der zwölfjährige Felix Hebbeler.
Dass sie zur Bundeskanzlerin fahren dürfen, finden er und seine Freunde sehr spannend: „Man sieht sie schließlich nicht jeden Tag.“ Für die zehnjährige Mara Schönefeld ist der Besuch bei Angela Merkel gleich doppelt aufregend: Sie ist in diesem Jahr zum ersten Mal Sternsingerin. Die anderen bringen hingegen schon etwas Erfahrung nach Berlin mit: Sie sind zum dritten Mal unterwegs, um anderen Menschen den Segen zu bringen. „Ich mache das gerne, weil ich so vielen Kindern helfen kann“, sagt die zwölfjährige Marleen Greve. In Berlin sind sie und die anderen Schapener Sternsinger noch nie gewesen – sie hoffen, dass sie auf dem Weg zur Kanzlerin auch einen Blick auf ein paar Sehenswürdigkeiten erhaschen können.
„So können wir besser dafür sorgen, dass sich Türen öffnen“
Dass in diesem Jahr zwei Gruppen aus der Pfarreiengemeinschaft Spelle ausgelost wurden, um zum Papst und zur Kanzlerin zu fahren, ist für Daniel Brinker, Diözesanpräses des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend, ein genialer Zufall: „So können wir die Arbeit unserer Sternsinger besser in die Öffentlichkeit bringen und dafür sorgen, dass ihnen Türen geöffnet werden“, sagt er. In die Kinder habe er großes Vertrauen.
Neben den beiden Gruppen, die nach Rom und Berlin fahren, werden Sternsinger aus dem Bistum auch in Deutschland und Belgien unterwegs sein: Eine Gruppe aus St. Nikolaus in Langeoog (Greta Damwerth, Luca Laube, Renato Mandic und Wiebke Matzies) wurde ausgelost, um zur bundesweiten Eröffnung der 2019er Aktion in Altötting zu fahren und dort den „Staffelstern“ abzuholen. Sternsinger aus Sögel (Judith Behrends, Gedeon Finke, Einar Terborg und Leni Völker) werden nach Brüssel fahren, um den EU-Abgeordneten Jens Gieseke in seinem Büro zu besuchen.
Hannah Brinker zählt in der Zwischenzeit schon die Tage, bis sie endlich nach Rom fliegen darf. „Ich bin sehr aufgeregt“, sagt sie. Bis es so weit ist, sind die Sternsinger aus Spelle noch mit den letzten Vorbereitungen beschäftigt. Für den Besuch beim Papst haben die Großmütter der Kinder extra neue Sternsingergewänder genäht – alle aus dem gleichen Samtstoff, damit die Gruppe zusammenpasst. Ihre Kronen haben die Kinder selbst gebastelt und wollen sie am liebsten schon im Flugzeug aufsetzen, damit sie beim Transport nicht geknickt werden. Ein Problem müssen die Speller Sternsinger vor ihrer Abreise nach Rom aber noch lösen: Der Holzstern, den sie mit zum Papst nehmen wollen, muss irgendwie in einen Koffer passen.
Sandra Röseler
Am Freitag, 28. Dezember, findet von 13.30 bis 17.15 Uhr in Lengerich die diözesane Eröffnung der diesjährigen Sternsingeraktion statt, für die sich Sternsinger noch bis Dienstag, 18. Dezember, anmelden können. Telefon 05 41/31 82 36, E-Mail: bdkj@bdkj.bistum-os.de