Anlässlich des Weltflüchtlingstags:

Religionsvertreter kritisieren Politik

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Vor dem Weltflüchtlingstag machen Vertreter von Kirchen und Hilfsorganisationen auf die verzweifelte Lage von Menschen in vielen Teilen der Welt aufmerksam. Zugleich übten sie Kritik an der europäischen Flüchtlingspolitik.

Ein Vater steht mit seinem Kind auf dem Arm vor einem Stacheldrahtzaun auf der griechischen Insel Lesbos.
Ein Vater steht mit seinem Kind in einem Flüchtlingslager auf der griechischen Insel Lesbos. 

Anlässlich des Weltflüchtlingstags am 20. Juni haben die katholischen Bischöfe die Folgen der Corona-Krise in den Fokus gerückt. "Beim Recht auf Flüchtlingsschutz darf es keinen Lockdown geben", mahnte der kommissarische Vorsitzende der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz, der Paderborner Weihbischof Dominicus Meier. Flüchtlinge hätten unter der Krise besonders zu leiden, beklagte der Weihbischof. Unter anderem sei es "infolge der Reisebeschränkungen viel schwerer geworden, in ein sicheres Land zu gelangen und einen Schutzstatus zu erhalten". Kirche und Zivilgesellschaft müssten immer wieder eine "humanitäre Wende in der EU-Flüchtlingspolitik anmahnen", ergänzte der Bischof. "Solange schutzsuchende Menschen an den EU-Außengrenzen den Tod finden, werden die Staaten Europas ihren eigenen Grundwerten nicht gerecht."

Die evangelische Diakonie sprach mit Blick auf die Flüchtlingspolitik der vergangenen Jahre von einem beschämenden Fazit und einer Politik der Abschottung statt der Integration. Der so genannte "Schutz der EU-Außengrenzen" führe dazu, dass bereits Tausende Menschen im Mittelmeer ertrunken seien. Es fänden wiederholt illegale und menschenrechtsverletzende Pushbacks statt. Schutzsuchende würden in Elendslager vor den Toren Europas als auch an Europas Peripherie - zum Beispiel auf den griechischen Inseln - gezwungen, ohne Aussicht auf einen uneingeschränkten und fairen Zugang zum Asylverfahren.

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) erinnerte an die Auswirkungen der politischen und humanitären Krise in Venezuela. Rund 5,5 Millionen Venezolaner hätten in den vergangenen Jahren Schutz in den Nachbarländern gesucht, ihre Lage sei nach wie vor prekär. "Covid-19 hat Lateinamerika getroffen wie keinen anderen Kontinent und zu einer humanitären Krise in der schon bestehenden Krise geführt. Ein Großteil der Migrantinnen und Migranten lebt in Armut, beengtem Wohnraum und mit unzureichendem Zugang zu Lebensmitteln, Wasser und Hygiene", sagte DRK-Generalsekretär Christian Reuter.

Nach Einschätzung des katholischen Hilfswerks Misereor fällt der diesjährige Weltflüchtlingstag in eine Zeit, in der sich politische und wirtschaftliche Krisen verschärfen und zugleich menschliche Mobilität aufgrund der Corona-Pandemie weltweit so eingeschränkt sei wie nie zuvor. Seit Monaten berichteten Partnerorganisationen entlang der Küste von West- und Nordafrika von Versuchen, die geschlossenen Land-Grenzen auf dem Meer zu umgehen.

Zugleich würden in der Wüste von Mauretanien immer wieder Menschen aufgegriffen, die sich völlig erschöpft und ausgezehrt auf dem Weg nach Norden verirrten. Ungezählte verdursteten namenlos im Wüstensand. Andere kenterten mit ihren Booten im Atlantik und könnten nur tot geborgen werden.

kna