Ritter wechseln die Spitze

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Ulrike Hagenbucher-Bisotti und Klaus Dörnen
Nachweis

Foto: Marco Heinen

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Ulrike Hagenbucher-Bisotti ist neue leitende Komturdame der Grabesritter im Norden. Ihr Vorgänger Klaus Dörnen war acht Jahre lang im Amt. 

Der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem hat eine alte Tradition. Aber die Ritter wollen auch den Wechsel und die Veränderung. So wie jetzt im Norden: Eine Komturdame übernimmt die Spitze der Komturei St. Ansgar Hamburg.

Der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem hat eine alte Tradition. Aber die Ritter wollen auch den Wechsel und die Veränderung. So wie jetzt im Norden: Eine Komturdame übernimmt die Spitze der Komturei St. Ansgar Hamburg. 

Ihre Ordenstracht, der lange Chormantel mit dem leuchtend roten Jerusalemskreuz auf der Schulter, spricht von einer langen Tradition. Die Wurzeln des „Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem“ reichen bis ins 14. Jahrhundert. Die Regeln dieses Ordens aber sind alles andere als antiquiert. Die Amtszeit eines Leitenden Komturs etwa ist auf acht Jahre begrenzt. Und dieses Amt kann auch eine Frau, eine „Komturdame“ bekleiden. So ist es jetzt auch in der seit 1970 bestehenden Komturei St. Ansgar Hamburg. Am 13. Mai gibt Klaus Dörnen (67) nach acht Jahren die Leitung der Komturei ab. In einem festlichen Gottesdienst im Mariendom wird Ulrike Hagenbucher-Bisotti (43) als leitende Komturdame eingeführt.

Das ist keine Revolution. Sieben der 36 deutschen Komtureien der Grabesritter werden heute von Frauen geleitet. Die Hamburgerin, die aus Ludwigshafen stammt, ist quasi mit dem Orden aufgewachsen. „Meine Eltern waren Grabesritter“, sagt Ulrike Hagenbucher-Bisotti. „Ich war schon als Jugendliche bei den feierlichen Investituren dabei, die Ritterjugend hatte bei Versammlungen einen eigenen Tisch. Bei den Grabesrittern habe ich meinen Mann kennengelernt. Und ich bin Mitglied der Heilig-Land-Kommission.“ Dieses fünfköpfige Gremium hat eine wichtige Aufgabe im Orden. Es entscheidet, welche Projekte die deutsche Statthalterei im Heiligen Land finanziell unterstützt. Denn das ist – neben der christlichen Lebensführung der Mitglieder – eine der wesentlichen Aufgaben des Ordens. Er unterstützt die Kirche in Israel, Palästina und Jordanien, wobei viele finanzierten Projekte auch nichtchristlichen Menschen zugute kommen. Den Kontakt zum Heiligen Land zu halten – unter anderem durch Pilgerreisen dorthin – gehört zum Selbstverständnis der Ordensmitglieder. 

Es geht aber nicht nur um „Projekte“ und Spenden. „Für mich sind die Grabesritter wie eine zweite Familie“, sagt Ulrike Hagenbucher-Bisotti. „Es gibt einen engen Zusammenhalt, eine gemeinsame Überzeugung des Glaubens, und man muss bereit sein, Zeit zu investieren.“ 

Der Orden ist wie eine zweite Familie

Der Architekt Klaus Dörnen, der in Oldenburg/Holstein wohnt, hat in den letzten Jahren sehr viel Zeit investiert. Reisen wollten geplant, Zusammenkünfte vorbereitet sein. Die Basis des Ordenslebens bilden die Zusammenkünfte mit Messfeier, Abendessen und Vortrag. „Das war in der Zeit der Pandemie sehr schwierig“, erinnert sich der scheidende Komtur. Online-Konferenzen mussten die Begegnung ersetzen – aber das war nicht für alle ganz einfach. „Es war schon eine Erleichterung, als wir uns nach dem 
Gottesdienst draußen vor der Kirche sehen konnten.“ Sind in Zukunft auch andere Formen des Gemeinschaftserlebnisses, in kleinerem Kreis in anderem Rahmen, möglich? „Deshalb ist die Amtszeit begrenzt. Der Wechsel ist gut, um neue Perspektiven hereinzubringen“, sagt Dörnen. 

Auf seine Nachfolgerin kommt zumindest eine große Aufgabe zu. Die große Investitur in Hamburg in fünf Jahren. Schon bald beginnen die Vorbereitungen für dieses Ereignis. Denn zur Investitur (deutsch: Einsetzung), in der neue Mitglieder feierlich in den Orden aufgenommen werden, reisen mindestens 600 Ritter und Komturdamen aus ganz Deutschland nach Hamburg. Ihr Einzug in den Mariendom im Ordensmantel – weiß für die Männer, schwarz für die Frauen – wird ein erhebendes Erlebnis sein. Aber bis dahin gibt es noch viel Arbeit.  

Andreas Hüser