Haste Open-Air
Rockmusik für die ganze Familie
Foto: Björn Plantholt
Auch eine große Sache muss mal ganz klein angefangen haben. Beim „Haste Open Air“, das seit 2008 immer mehr gewachsen ist, war das auch so. 2005 waren vor dem Kölner Weltjugendtag junge Leute aus Kuba in der Osnabrücker Christus-König-Gemeinde zu Gast gewesen. Das lag nahe, unterhält die Gemeinde doch schon lange Kontakte nach Kuba. Die Gäste waren beeindruckt von der Freizügigkeit, die hierzulande herrscht. Und die Gastgeber machten sich Gedanken, wie sie den Kubanern langfristig helfen könnten.
„Irgendwas müssen wir doch für sie tun!“ Andreas Richter erinnert sich noch, dass er diesen Gedanken im Kopf hatte. Es dauerte dann noch eine Weile, bis aus der losen Idee eine handfeste Sache wurde. 2008 luden Richter und ein paar Mitstreiter zum ersten „Konzert für Kuba“ ein. Damals noch in relativ kleinem Rahmen, in die Werbung wurde kaum investiert. Seitdem läuft es immer professioneller: An einem Freitag und an einem Samstag im Spätsommer geben sich zahlreiche Musikgruppen abends ein Stelldichein. Es sind Nachwuchsbands aus dem Osnabrücker Umland gemischt mit Größen, die sich bereits bundesweit einen Namen gemacht haben.
Für den inzwischen 35 Jahre alten Andreas Richter ist die Veranstaltung zu einem Herzensanliegen geworden. Zusammen mit einem mehrköpfigen Team organisiert er das Meeting, das den Namen Kuba nicht mehr im Titel trägt. Warum nicht? „Als das Wirtschaftsembargo gegen das Land aufgehoben wurde, bröckelte in der Wirtschaft die Unterstützung für das Konzert“, sagt Richter. „Aber wir machen natürlich weiter, denn die Not ist ja nicht auf einen Schlag weg.“ Aber seitdem trifft man sich eben zum „Haste Open-Air“. Das nächste Mal am 8. und 9. September.
Namhafte Bands erhalten ein Honorar, alle anderen Beteiligten sind ehrenamtlich dabei. Auch Andreas Richter arbeitet ohne Gage, obwohl er sich in der Veranstaltungsbranche vor einigen Jahren selbstständig gemacht hat. Das hatte auch mit dem ersten Konzert zu tun. „Wir mussten damals viel an Ausrüstung anschaffen, und einiges habe ich dann eben auf meine Rechnung gekauft.“ Trotzdem ist er bis heute seinem angestammten Beruf als Erzieher treu geblieben und arbeitet 20 Stunden die Woche in der Heimerziehung.
Wir sind alle mit Begeisterung dabei.
Das „Haste Open-Air“ hat sowohl im Ort als auch in der Kirchengemeinde seinen festen Platz. Freitags ab 16 Uhr und samstags ab 17 Uhr ist Einlass, dann geht es bald mit der Musik los. Die endet um 23 Uhr, denn die Nachbarn sollen nicht allzu sehr unter der Geräuschkulisse leiden. Viel Arbeit für das Organisationsteam, „aber wir sind alle mit Begeisterung dabei, das wird dann auch zu einem Familientreffen“, sagt Richter. Wenn er nach dem Abräumen am Sonntagabend erschöpft ins Bett fällt, „dann schlafe ich auf jeden Fall mit guter Laune ein“.
Gute Laune dürften auch die Kubaner haben, die von dem Erlös profitieren. Zwischen 200 und 2000 Euro bleiben jedes Jahr übrig, 75 Prozent davon gehen auf die Insel, der Rest steht sozialen Einrichtungen in Haste zur Verfügung. Mal profitiert die Inklusionsarbeit des TuS Haste, mal die Kindertagestätte, mal das Mehrgenerationenhaus. Die Kubaner entscheiden selbst, wofür sie die Spende einsetzen: ob für Lebensmittel, eine Bibliothek oder Computerkurse für Senioren. Transferiert wird das Geld über den Freundeskreis Kuba der Christus-König-Gemeinde. „So sind wir sicher, dass es auch an der richtigen Stelle ankommt“, sagt Richter, der in Haste fest verwurzelt ist.
Einlass zum Open Air ist im Bereich zwischen Kirche und Pfarrbüro, die Bühne steht auf dem Parkplatz, das Pfarrheim wird zum Backstage-Bereich. Dort halten sich die Bandmitglieder vor und nach ihrem Auftritt auf. Liebevoll sind die Räume eingerichtet, liebevoll werden die Mahlzeiten zubereitet – natürlich von Ehrenamtlichen. „Die Bandmitglieder sind oft den ganzen Sommer auf Tour, da wollen wir ihnen ein Zuhause bieten“, sagt Richter. „Und wir wissen, dass das auch sehr geschätzt wird.“
Einen Namen gemacht hat sich das Konzert auch durch besonders gestaffelte Eintrittspreise. Kinder unter zwölf Jahren sind kostenlos dabei, sozial schwache Familien werden bezuschusst. Wer sein Ticket früh kauft („Early Bird“) ist mit knapp 20 Euro dabei, später kostet ein Tag 27 Euro, alles zusammen 35 Euro. Wer will, kann als Kleinsponsor auftreten und ein „Supporter-Ticket“ kaufen. Zehn Euro mehr sorgen mindestens für ein gutes Gefühl.
In diesem Jahr gibt es eine Neuerung: Zum ersten Mal bietet die Kirchengemeinde am Donnerstag auf der Bühne einen Gottesdienst an. Beginn ist um 19 Uhr. Im Anschluss besteht die Möglichkeit, bei Getränken, Bratwurst und Pommes einen Blick hinter die Kulissen zu werfen.
Tickets, Bandnamen und weitere Infos gibt es hier.