Enkelin forscht über KAB-Sekretär Bernhard Schopmeyer
Roman über den Großvater
Bernhard Schopmeyer wurde im Juni 1945 in Osnabrück ermordet – möglicherweise, weil er viele Jahre gegen das Naziregime gekämpft hatte. Seine Enkelin lässt sein Schicksal keine Ruhe. Sie arbeitet jetzt an einem Buch.
Er war unbequem. Er nahm kein Blatt vor den Mund. Für die Propaganda gegen die Nationalsozialisten riskierte er sein Leben. Als alles vorüber zu sein schien, im Juni 1945, als er sich in Sicherheit wähnen durfte, wurde Bernhard Schopmeyer im Osnabrücker Bürgerpark erschossen. Er hinterließ seine Frau und sechs Kinder. Der Fall wurde nie aufgeklärt.
Sein Sohn Ludger war damals sechs Jahre alt. Oft hat er bis in die heutige Zeit von seinem Vater erzählt. So oft, dass seine Tochter Silke, also die Enkelin von Bernhard Schopmeyer, sich jetzt entschlossen hat, einen Roman zu schreiben. Kern der Handlung wird der Großvater sein, sein Leben, sein Widerstand und dann die Umstände seines Todes.
Silke Schopmeyer, die in Bergedorf bei Hamburg lebt, hat schon viele Bücher geschrieben. Regionale Krimis gehören dazu, Stadtteilführer, auch ein Kinderbuch. Vor kurzem hat die 50-Jährige mehrere Projekte abgeschlossen und geht jetzt etwas an, was sie so noch nie umgesetzt hat: „Ich muss viel recherchieren über die Zeit der 20er und 30er Jahre, wie die Menschen damals gelebt haben, was sie dachten, womit sie sich auseinandergesetzt haben.“ Auch über ihren Großvater will sie noch mehr wissen und hat deshalb kurz vor Ostern im Archiv des Kirchenboten gesessen.
Es ist nicht einfach, etwas über das Leben von Bernhard Schopmeyer zu erfahren, denn vieles, was er nach 1933 tat, musste geheim bleiben. In den Jahren zuvor hatte er sich schon einen Namen als Nazigegner gemacht, ging für die Zentrumspartei in die Politik und schrieb außerdem in der örtlichen Tageszeitung eine wöchentliche Kolumne, in der er sich oft über Hitler und seine Gefolgsleute lustig machte. „Da ist er sehr mutig aufgetreten“, sagt seine Enkelin. Mit der Machtübernahme war es dann aber vorbei mit den Zeitungsartikeln.
Nach der Versammlung fühlte er sich verfolgt
Im Bistum Osnabrück ist Bernhard Schopmeyer, der in Hagen a.T.W. geboren wurde und als junger Mann nach Osnabrück kam, heute vor allem dadurch bekannt, dass er ab 1926 Diözesansekretär für die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) war. Dieses Standbein brauchte er auch nach 1933, um seine Familie mit den sechs Kindern über die Runden zu bringen. In ganz Westdeutschland beteiligte er sich außerdem an der Verbreitung von Schriften gegen die Nazis. Daran wirkte auch seine Frau mit – beide agierten unter Lebensgefahr.
Nach dem Krieg kannte Schopmeyer noch viele Nationalsozialisten beim Namen. Er forderte laut und vehement, sie aus ihren Wohnungen zu vertreiben und diese für arme Menschen zur Verfügung zu stellen. Noch am Tag vor seinem Tod hielt er bei einer Versammlung eine Rede – als er zu Hause ankam, berichtete er seiner Frau, er sei verfolgt worden. Am nächsten Tag wurde er ermordet.
2020 wurde auf Betreiben der KAB ein Haus des Sozialdienstes Katholischer Männer in der Bramscher Straße nach ihm benannt. Dort bekommen zum Beispiel wohnungslose Menschen Unterstützung. Silke Schopmeyer nahm an der Einweihungsfeier teil. „Als ich die vielen armen Menschen sah, wusste ich, dass das hundertprozentig zu meinem Opa passt. Genau für diese Leute hat er sich eingesetzt.“
Wie lange sie an dem Buch sitzen wird, weiß sie noch nicht. „Im Moment baue ich mir gerade eine Bibliothek mit Büchern über diese Zeit auf“, sagt sie. Auf jeden Fall wird sie ihrem Vater damit einen Gefallen tun, denn der redet noch heute, im Alter von 82 Jahren, oft über seinen Vater und den unfassbaren Mord – sowohl mit seinen Kindern als auch mit seinen Enkeln. Auf eines wird Silke Schopmeyer verzichten: späte Rache. Wer Bernhard Schopmeyer ermordet hat, wird auch in dem Roman nicht beantwortet werden.
Matthias Petersen
Die KAB erinnert am 23. Juni, dem Todestag, mit einem Gottesdienst in der Hagener Kirche an Bernhard Schopmeyer.
Unterlagen gesucht
Silke Schopmeyer möchte gerne mehr über die Zeit erfahren, in der ihr Großvater lebte. Und sie ist auf der Suche nach Unterlagen, die auf sein Leben hindeuten. Wer also auf dem Dachboden Material findet, kann sich an die Enkelin wenden. Kontakt über ihre Homepage