Steyler Anbetungsschwestern verlassen Berlin

Rosa Schwestern ziehen weiter

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Seit 85 Jahren halten die Steyler Anbetungsschwestern im Berliner Westend Ewige Anbetung. Da Ordensnachwuchs in Europa fehlt, werden sie das Steyler Mutterkloster verstärken. Der Abschiedstermin steht noch nicht fest.

Die Schwestern bei der nachmittäglichen Lesehore in ihrer Klosterkirche.    Fotos: Walter Plümpe

 

Die Generaloberin der Steyler Anbetungsschwestern hat mitgeteilt, dass die Berliner Niederlassung in Westend in Kürze aufgegeben wird. Der Grund: das Mutterkloster in Steyl soll personell unterstützt werden. Für die elf „Dienerinnen des Heiligen Geistes von der Ewigen Anbetung“ bedeutet das den Abschied von Berlin nach 85 Jahren.
Was wird aus der Kirche und dem Kloster St. Gabriel? Oberin Schwester Maria Mechthildis (84) weiß es noch nicht; doch gebe es Interessenten, die bereits alles besichtigt hätten. Und wie lange bleiben die letzten Schwestern noch in Berlin? Auch dafür gibt es noch keinen Zeitplan. Nur so viel scheint sicher: ein Abriss des bisherigen Domizils kommt aus Denkmalschutzgründen nicht in Frage.
Die Anbetung rund um die Uhr kommt seit einigen Jahren nur noch dadurch zustande, dass eine Eucharistische Anbetungsgemeinschaft von Laien die Schwestern unterstützt. So füllt zum Beispiel ein Taxifahrer drei Mal die Woche die Lücke von einer Stunde, bevor um 5 Uhr 30 mit der Laudes der klösterliche Tag beginnt. Schwerpunkte des kontemplativen Lebens sind dabei Chorgebet, Ewige Anbetung vor dem Allerheiligsten, Gebet für die Priester und das Missionswerk der Kirche. Kontakt zu Menschen außerhalb des Klosters pflegen sie vor allem über das Briefapostolat – einem intensiven Briefwechsel mit Menschen, die um ihr Gebet bitten und die sie auf diese Weise in Glaubensfragen und in ihren alltäglichen Sorgen begleiten.
Oberin Maria Mechthildis und ihre Mitschwestern verlassen das Kloster nur zu Arztbesuchen oder wenn der Papst nach Berlin kommt. Selbst Verwandte sprechen sie durch ein Gitter.

Auch die Schwestern aus Indonesien, Brasilien, Argentinien und Polen blicken mit Trauer und Dankbarkeit auf die Berliner Jahre zurück. Gern wären sie mit den deutschen Schwestern zusammen geblieben. Doch mangelnder Ordensnachwuchs – früher waren es rund 40 Schwestern in Berlin – zwingt zu ungeliebten Entscheidungen.
Während die Ordenseintritte der Kongregation in den USA und Europa stark rückläufig sind, wachsen die Gemeinschaften in Indonesien. In Chile und der Slowakei wurden sogar die Grundsteine für neue Klöster gelegt. Rund 300 Schwestern zählt die vom heiligen Arnold Janssen in Steyl/Holland gegründete Gemeinschaft. Die Steyler Anbetungsschwestern wirken heute in 22 Klöstern: Philippinen (sechs), Nordamerika (vier), Deutschland und Niederlande (je zwei), eins in Polen, Indien, Brasilien, Argentinien, Togo, Chile, Slowakei und Indonesien.

 
„Wir beten weiter für die Berliner!“
Oberin Maria Mechthildis wird nicht nach Steyl umziehen, sondern nach Bad Driburg, nahe ihrer Heimat. Was bewegt die 84-Jährige angesichts des nahenden Abschieds? Es ist ein Blick zurück in Dankbarkeit und der Wunsch, dass die Ewige Anbetung weiter gepflegt werden möge. In zwei Etappen hat sie 25 Jahre in Berlin verbracht, fühlt sich – trotz der Klausur – in der Stadt verwurzelt. „Stets habe ich hier viel Wohlwollen erfahren. Wir werden weiter für die Berliner beten.“
 
Die wegen der Farbe ihres Habits im Volksmund oft „rosa Schwestern“ genannten Anbetungsschwestern bilden neben Missionsschwestern und Missionaren die drei Säulen der Steyler Ordensfamilie.
 
Von Walter Plümpe