Die ökumenische Nacht der Kirchen in Kiel
Rückenwind – und Regen auch
Unter dem Motto „Rückenwind“ luden 21 Kirchengemeinden zur großen ökumenischen Nacht der Kirchen in Kiel ein. Eindrücke von den Angeboten in den vier katholischen Kirchen, die mit dabei waren.
„Ich hab den Eindruck, dass wir gerade eben Gegenwind statt Rückenwind haben“, begrüßt Annelie Kinner die Besucher. Eine leichte Enttäuschung ist ihr anzumerken, als sie ihren Blick durch die Bankreihen in St. Nikolaus streifen lässt. Sturzbachartiger Regen und heftige Böen sind kurz vor Beginn der Nacht der Kirchen durch Kiels Straßen gefegt. Wohl deshalb sind „nur“ 110 Besucher nach St. Nikoluas gekommen. Auch andere der 21 Kirchen zählen diesmal weniger Besucher als in den Jahren zuvor.
Annelie Kinner und Mareile Klieme, die den Abend in St. Nikolaus organisiert haben, ficht das nicht an. Inzwischen huschen die „Company Windsbräute“ durch den Mittelgang. Neun in weiß gekleidete Frauen zischen und fauchen. Ihre ruckartigen Bewegungen erinnern an asiatische Kampfkunst. Tänzerisch stellen sie so kalten Wind dar, nur um wenig später sich wie Pappeln in einem lauen Sommerlüftchen zu wiegen. Bei dem einstündigen Programm, das Kinner, Klieme und ihre Mitstreiter jedes Jahr zur Nacht der Kirchen auf die Beine stellen, wollen sie Bewegung und Meditation miteinander verbinden. „Das war für mich wirklich Rückenwind heute Abend“, sagte eine Frau später beim Rausgehen.
Ortswechsel. In der Liebfrauenkirche am Haus Damiano haben sich gut 60 Menschen versammelt. Draußen brausen Autos auf der B 76 vorbei, doch drinnen ist es ganz still. Kein Hüsteln, kein Geraschel. Es ist schön zu hören, wenn Menschen schweigen. Bald darauf erklingt Musik und Bilder von Wind und Wellen sind auf einer Leinwand zu sehen. Flaute, Brise und Sturm, darum geht es – und vor allem um Gottes Kraft in unserem Leben. Schwester Maria Magdalena, Diakon Stefan Rix, Anke Lantzius und Mathias Siedler bieten einen Segen für die Besucher an, den viele gerne annehmen. Heilige Zeichen, Symbole und Rituale, auch sie spielen eine große Rolle in Liebfrauen.
In St. Joseph am Ostufer hat ein sechsköpfiges Team eine maritime Installation aufgebaut, eine Szenerie, die Stille, Geborgenheit, Wind und Wellen symbolisiert. Schauen, „was der Lebenswind in unserem Rücken ist“, darum geht es, wie Gemeindereferentin Rita Becker sagt. „Was trägt mich im Leben, was gibt mir Halt, was tröstet mich?“
Am längsten dauert die Nacht der Kirchen in St. Heinrich. Nach dem Fünf-Chöre-Konzert und noch mehr Musik wurden dort erst um Viertel vor eins die Pforten geschlossen.
Text: Marco Heinen/Jürgen Schindler