Ökumenisches Buchprojekt

Schöne Geschichten aus Aurich

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Mehrere Menschen vor einem Computer
Nachweis

Foto: Petra Diek-Münchow

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Sternstunden gesucht: Pastorin Cathrin Meenken (v. l.) und Pfarrer Andreas Robben schauen Tim Bruns und seinen Mitarbeiterinnen Julia Insinger und Ina Lichtsinn bei der Arbeit zu. Foto: Petra Diek-Münchow

Sternstunden – das sind die kleinen und großen Wunder in unserem Leben, die überraschende Wende im Alltag, das gute Ende eines langen Weges. Genau solche Erlebnisse sammelt die Ökumene in Aurich jetzt für ein Buch.

An diesen Schreckmoment kann sich Elisabeth Funke noch gut erinnern. Eine junge Mutter steht vor ihrer Haustür – völlig aufgelöst, weil ihr kleines Kind nicht mehr atmet. Funke, Küsterin in der St.-Ludgerus-Gemeinde in Aurich, zögert nicht lange und beginnt sofort mit einer Herzdruckmassage, bis der Notarzt kommt und den Jungen im Krankenwagen mitnimmt. Vier Wochen später stehen die Eltern wieder vor ihr – dieses Mal mit einem riesigen Lächeln, einem großen Blumenstrauß und „einem munteren Kerlchen dabei“. Und für die engagierte Auricherin ist es „nach wie vor wie ein Wunder, und ich freue mich sehr darüber, dass dieses kleine Wesen, das dem Tod so nahe war, zu einem ganz normalen quicklebendigen Kind heranwächst“.

Für Elisabeth Funke ist dieses Erlebnis eine wahre „Sternstunde“ in ihrem Leben. Und eine von knapp 100 ähnlich schöner Geschichten, die die Ökumene im ostfriesischen Aurich in den vergangenen Wochen gesammelt hat und noch weiter sammelt: für eine Internetseite und für ein Buch, das erscheinen soll. „Es gibt bei allen schlechten Nachrichten um uns herum auch so viele schöne Dinge, die passieren. Und diese Geschichten möchten wir hören“, sagt Cathrin Meenken.

Meenken arbeitet als Pastorin in der lutherischen Lambertikirche und engagiert sich derzeit zugleich als Vorsitzende der Ökumene in Aurich. Auch der katholische Pfarrer Andreas Robben sowie Vertreterinnen und Vertreter aller Innenstadtgemeinden gehören zu dieser Initiative: Lutheraner, Katholiken, Reformierte und die evangelische Freikirche. Gemeinsam haben sie die Initiative „Auricher Sternstunden“ ins Leben gerufen – mit zwei weiteren Partnern.

Das ist zum einen der Lions Club Aurora. Der hatte in der Vorweihnachtszeit eine Aktion gestartet, um mit Tausenden gebastelten Sternen eine Zirkuswoche für diabeteskranke Kinder auf dem Gelände der Kinderklinik finanziell zu unterstützen. „Für den Spendenverkauf dieser tollen Sterne haben sie unseren Hirtenstall mitgenutzt“, erzählt Cathrin Meenken. Der „Hirtenstall“ ist eine Bude, die die Auricher Ökumene jedes Jahr auf dem Weihnachtsmarkt bestückt – und in dem die Gäste im Dezember auch ihre „Sternstunden“ aufschreiben konnten. „Sternenzauber und Sternstunden, das passte einfach gut zusammen“, sagt die Pastorin.

Es gibt so viele schöne Dinge, die passieren. 

Der zweite Partner ist die Digitalagentur „m01n“ (der Name steht für das plattdeutsche „Moin“) von Tim Bruns. Sein Team, vor allem die zwei Mediengestalterinnen Julia Insinger und Ina Lichtsinn, schenken der Ökumene für dieses Projekt ihre Arbeit – ohne eine Rechnung zu stellen, einfach um die Idee zu realisieren. „Wir haben die Internetseite, das Logo, Plakate und Flyer entworfen. Außerdem die jeweiligen Geschichten eingestellt und Fotos dazu gesucht“, berichten die zwei jungen Frauen.

Auf diese Weise mithelfen zu können, hat beiden sehr gut gefallen. Und weil beide, wie Cathrin Meenken und Andreas Robben, glauben, dass solche „Sternstunden“ es wert sind, gehört und gelesen zu werden. „Es gibt so viele schlechte Nachrichten – in der Welt, aber auch bei uns direkt in der Gemeinde und Nachbarschaft“, sagt die evangelische Pastorin und meint damit schlimme Einzelschicksale, wirtschaftliche Schieflagen oder furchtbare Diagnosen. „Aber Gott wirkt ja trotzdem und es gibt trotzdem überall schöne Momente.“ Andreas Robben nickt bei diesen Worten. Ohne die Krisen kleinreden zu wollen, findet es der Pfarrer wichtig, sich auch auf die guten Momente im Leben zu konzentrieren, „diese aus dem rein Privaten herauszuholen und zu teilen“. Und da spüre man oft, „dass Gott irgendwie seine Hände mit im Spiel hatte“.

Fast 100 Geschichten haben Menschen bereits aufgeschrieben: entweder im „Hirtenstall“, verbunden zuweilen mit fast seelsorglichen Gesprächen. Oder per Brief und mehr noch über die Homepage der „Auricher Sternstunden“. Sie erzählen zum Beispiel von einer glücklichen Schwangerschaft oder der Genesung nach einer Krankheit, von kostbaren Minuten mit dem Enkelkind oder erfüllten Herzenswünschen, von Schutzengeln oder dem leckersten Leberwurstbrot der Welt. „Es sind so tolle Erlebnisse“, sagt Meenken. Und die bleiben. Zu lesen sind sie schon im Internet und bald in einem Buch, das illustriert werden wird von Schülerinnen und Schülern des Gymnasium Ulricianum. Zusätzlich will die Ökumene in den nächsten Wochen weitere Persönlichkeiten aus dem Landkreis ansprechen und nach „Sternstunden“ fragen. Voraussichtlich in der ersten Jahreshälfte soll der Band erscheinen.

Petra Diek-Münchow