Pater Schulz setzt sich für Kinder und Jugendliche in Ruanda ein
Schon 27 Euro helfen
Pater Hermann Schulz hat die St.-Nikolaus-Gemeinde in Ankum besucht. Dort unterstützt man den Geistlichen seit Jahren, um Kindern und Jugendlichen in Ruanda Bildung und berufliches Fortkommen zu ermöglichen.
Ist es das Schicksal der Kriegskinder, dass sie lebenslang weniger Halt und Verbundenheit fühlen? „Auch nach 50 Jahren als Priester suche ich noch immer nach Gott“, sagt Pater Hermann Schulz gleich zu Predigtbeginn in Ankum. Trost sei ihm ein Wort des deutschen Theologen Karl Rahner: „Glaube ist, ein Leben lang die Unbegreiflichkeit Gottes zu ertragen.“
Das Unfassbare hat Pater Schulz schon als Kind erfahren. 1939 im ostpreußischen Memel geboren, gehörten er und seine Familie mit zu den Flüchtlingen, die im Januar 1945 über die pommersche Hafenstadt Kolberg vor der Roten Armee zu fliehen versuchte. Der Ort sollte auf Geheiß Hitlers gehalten werden, so dass Hermann Schulz mit dem Vater in einen Granathagel geriet. „Mein Vater und ich warfen uns hin. Als es vorbei war, wartete ich, dass mein Vater sagt: Weiter geht’s. Doch als ich nach ihm schaute, sah ich, dass er noch einmal schwer atmete und dann an der Splitterverletzung starb.“
In der Grafschaft Bentheim kamen Schulz, der jüngere Bruder und die Mutter unter. Geld für ein Gymnasium war nicht da. In Diepholz dagegen gab es ein litauisches Gymnasium. Dort kostete der Schulbesuch nichts, aber Schulz musste Litauisch lernen. „Die Sprache meiner litauischen Mutter“, erzählt er.
Ein Musterschüler war er nicht. Ihm drohte sogar die Erziehungsanstalt. Die Rettung war eine von litauischen Salesianerpatres geführte Schule in Italien. Die jungen Theologen fanden dort die richtige Ansprache und in Schulz war mit 18 Jahren seine Berufung herangereift: Er wollte Priester werden. Nach dem Noviziat und Studium folgte 1968 die Weihe.
Pater Schulz entkam in einem Panzerspähwagen der UN-Blauhelme
Schulz arbeitete auf dem litauischen Gymnasium in Diepholz, dann in der Mission in Brasilien. 1978 ging er nach Ruanda, nachdem ihm ein Fremdenlegionär von dem Land berichtet hatte.
In Ruanda kümmerte sich Schulz um die medizinische Versorgung der Menschen. Aus ersten Anfängen, Gemüse anzubauen, entstand schließlich das Jugenddorf mit Schule und Ausbildungsmöglichkeiten.
Während des Genozids an den Tutsi 1994 entkam Pater Schulz mit Glück in einem Panzerspähwagen der UN-Blauhelmsoldaten. Durch Zufall war er nicht im Jugenddorf, denn auch ihm trachteten Hutu-Milizionäre damals nach dem Leben. „Nur 20 der 120 Kinder und Jugendlichen überlebten“, erzählt er.
Heute leben in dem Dorf 400 Kinder und Jugendliche. Ihre Ausbildung finanzieren Menschen weltweit. „Für 27 Euro monatlich unterstützt man eine Familie und ermöglicht einem Kind den Schulbesuch.“
Mit seinen 80 Jahren ist Pater Schulz nicht mehr berufstätig. Er reist zu den Spendern, bedankt sich und informiert über neueste Entwicklungen. Einmal jährlich unternimmt er leichte Bergwanderungen. Ist er oben am Ziel, feiert er für sich mit Brot und Wein eine Messe. „Das sind die tiefsten Messen meines Lebens, weil ich mich in dieser Kathedrale Gott verbunden fühle.“
Stefan Buchholz
Weitere Infos: umudugudu.de