Pastorale Mitarbeiter im Bistum Magdeburg

Seelsorge in Regionen

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Pastorale Mitarbeiter sollen zunehmend Pfarrei übergreifend tätig sein. Dabei sollen sie die Ehrenamtlichen in den Gemeinden bei ihrem Dienst unterstützen und begleiten.

Bischof Gerhard Feige setzt im Juli in der Pfarrei St. Jutta in Sangerhausen ein Leitungsteam ein.    Foto: Susanne Sperling/pbm

 

Hauptamtliche in der Seelsorge sollen im Bistum zunehmend auf regionaler Ebene im Einsatz sein. Das ist das Ergebnis längerer Überlegungen der Verantwortlichen im Ordinariat im Gespräch mit Mitarbeitern in der Pastoral vor Ort und einer entsprechenden Entscheidung durch Bischof Gerhard Feige. Wichtigster Grund: Der Einsatz der pastoralen Mitarbeiter kann aus personellen Gründen nicht mehr wie bisher geleistet werden. Nicht zuletzt deshalb entstehen auch neue Leitungsformen wie Pfarreileitungsteams.
„Hauptamtliche sollen die Ehrenamtlichen in den Pfarreien unterstützen und dafür Sorge tragen, dass wichtige pastorale Felder in einer Region weiterentwickelt werden“, betont die Leiterin des Fachbereichs Pastoral in Kirche und Gesellschaft, Ordinariatsrätin Friederike Maier. Anfang des Jahres habe Bischof Feige elf „Pastoralregionen“ benannt, in denen die Hauptamtlichen nach und nach über die Pfarrei hinaus im Einsatz sein werden wie zum Beispiel im Harz, im Mansfelder Land und im Burgenlandkreis. Dabei gelte es auch, „Leuchttürme zu stärken, die eine besondere Anziehungskraft haben“, so Maier. Wichtig sei, „dass Kirche und Christsein in der Pastoralregion erkennbar sind“. Mit wachsender Bedeutung der elf Regionen sollen dann die Dekanatsstrukturen mit derzeit acht Dekanaten voraussichtlich in absehbarer Zeit wegfallen.
„Mit dem regionalen Einsatz von Hauptamtlichen soll nicht die Auflösung von Pfarreien vorangetrieben werden“, betont Ordinariatsrätin Maier. „Die derzeit 44 Pfarreien sollen ihre Eigenständigkeit behalten und darin bestärkt werden, lebendige Orte für Verkündigung, Caritas und Liturgie zu sein.“ Zunehmend mehr Pfarreien sollen von Leitungsteams aus mehreren Pfarreimitgliedern und einem Priester als Geistlichem Moderator geleitet werden, die der Bischof gemäß Canon 517 Paragraph 2 des Kirchenrechts an der Ausübung seiner Hirtensorge beteiligt.

Leitungsteams in immer mehr Pfarreien
Derzeit bestehen Leitungsteams in den Pfarreien in Bad Liebenwerda, Hettstedt, Huysburg, in Ballenstedt, Sangerhausen und Quedlinburg. Kurz vor der Beauftragung stehen Teams in Burg und in Halle-Süd. „Auch diese Form der Pfarreileitung wurzelt in der sakramentalen Grundstruktur der Kirche und betont das gemeinsame Priestertum aller Getauften“, betont Maier. Trotz mancher Vorbehalte gegenüber Veränderungen und dem Schmerz, keinen eigenen Pfarrer mehr zu haben, gebe es durchaus positive Erfahrungen, so die Leiterin des Fachbereichs Pastoral im Bistum weiter: „Wenn klar ist, dass die Pfarrei künftig von einem Team geleitet wird, finden sich auch Ehrenamtliche, die bereit sind, diese Aufgabe zu übernehmen.“ Es brauche ein halbes bis dreiviertel Jahr an Vorbereitung für die Einsetzung eines Leitungsteams. Die Teams werden in der Regel für die Zeit bis zur nächsten Gremienwahl benannt; eine Wiederbeauftragung ist möglich.
„Über die Pfarreien soll Christsein in der Fläche präsent bleiben“, betont Maier. „Ich glaube, dass sich die Pfarrei und die Gottesdienstgemeinde vor Ort hierzulande nicht überlebt haben.“ Immer wichtiger werde aber die Vernetzung der Ortsgemeinden mit dort befindlichen kirchlichen Einrichtungen wie Krankenhäusern, Altenpflegeheimen oder Beratungsdiensten.

Ordinariatsrätin Friederike Maier    Foto: Eckhard Pohl

„Wer neu hauptamtlich für die Seelsorge angestellt wird, bekommt in der Regel einen regionalen Auftrag“, sagt Ordinariatsrätin Maier. Das könne zum Beispiel Religionsunterricht, Jugendarbeit, Familienangebote und oder die Seelsorge in Einrichtungen betreffen. Auch Firmungen können Pfarrei übergreifend vorbereitet und durchgeführt werden, wie dies auch schon der Fall sei. „Seitens des Bistums versuchen wir, beim regionalen Einsatz der Hauptamtlichen auf die konkrete Situation vor Ort einzugehen. Es geht nicht darum, von heute auf morgen einen Schalter umzulegen, sondern sukzessive zu schauen und auch zu lernen, was sinnvoll und praktikabel ist. Die Verantwortung soll vor Ort bleiben. Kirche fängt nicht dort an, wo Hauptamtliche sind, sondern dort, wo Christen in der Nachbarschaft wirken.“ Die Hauptamtlichen sollen deshalb „mehr begleitend tätig“ sein. Zugleich sei wichtig, bei allen Beteiligten eine Überforderung zu vermeiden.

Unterstützung von der Bistumsebene
Für die Leitungsteams und die regional arbeitenden Hauptamtlichen soll es Unterstützung seitens des Bistums geben, sagt Maier. So übernimmt Angela Jarski, die auch als Gemeindereferentin in der Pfarrei St. Marien und St. Norbert in Schönebeck tätig ist, als Referentin mit 50 Prozent Stellenumfang die Begleitung von Leitungsteams. Und Claudia von Kleist, die am 1. August ihren Dienst in der Fachakademie für Gemeindepastoral des Bistums begonnen hat, wird als Referentin für Fort- und Weiterbildung Haupt- und Ehrenamtliche unterstützen. Zudem könne etwa das Angebot „Verantwortung hat viele Gesichter“ vom Fachbereich Pastoral und der Fachakademie helfen, „den Blick der Hauptamtlichen zu weiten und die Beteiligung vieler zu stärken“. Neben den schon stattfindenden Treffen der Geistlichen Moderatoren der Leitungsteams seien auch Fortbildungen für die gesamten Leitungsteams geplant.
„Es braucht weiter viel Austausch und Fantasie. Denn es gibt noch viele offene Fragen“, räumt Friederike Maier ein. Dennoch sei man im Bistum auf einem guten Weg, als Christen präsent zu bleiben und auch morgen unter den Menschen die Frage nach Gott wachzuhalten.

Von Eckhard Pohl