Film über sexuellen Missbrauch

Seelsorge vor der Kinoleinwand

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Ein französischer Film über den sexuellen Missbrauch durch einen Priester rüttelt auch in Deutschland die Menschen auf. In einem Osnabrücker Kino gab es nach der Premiere die Möglichkeit, Fragen zur Situation im Bistum Osnabrück zu stellen.


Nach dem Fim wurde vor der Kinoleinwand das Podium aufgebaut. Foto: Matthias Petersen

Dieser Kinoabend ist anders: Es gibt vor dem Film keinen Werbeblock, kein Eisverkäufer geht durch die Reihen, niemand hat sich vorab mit Süßigkeiten eingedeckt. Gleich wird „Gelobt sei Gott“ gezeigt, dem der massenhafte sexuelle Missbrauch von Kindern durch einen Priester in Frankreich zugrunde liegt. Erzählt wird die Geschichte der Betroffenen, die 30 Jahre später beginnen, über das Erlebte zu reden, die Anzeige gegen den Geistlichen erstatten, die seine Verurteilung erreichen. Erzählt wird aber auch die Geschichte der Institution Kirche, die den Geistlichen lange geschützt hat.

Vor ein paar Tagen ist der Film in die Kinos gekommen, in Osnabrück gab es das Angebot, anschließend darüber zu reden. Die Jornalistin Susanne Haverkamp befragte drei Verantwortliche, die sich mit dem diözesanen Schutzprozess des Bistums beschäftigen – sie helfen, alte Fälle so aufzuarbeiten, dass in Zukunft nichts mehr vertuscht werden kann.

Als der Film endet, applaudieren zaghaft zwei Zuschauer. „Ausverkauft“, meldet das Kino, über 170 Karten sind abgesetzt. Christoph Hutter, Martina Kreidler-Kos und Heinz-Wilhelm Brockmann postieren sich vor der Leinwand, um auf Zuschauerfragen zu antworten. Der Film ist „an die Nieren gegangen“. Christoph Hutter, der für die Ehe-, Familien- und Lebensberatung zuständig ist, lobt, dass der Film nicht allein die Geschichte eines einzelnen Betroffenen zeigt. Die Theologin Martina Kreidler-Kos zeigt sich „beschämt, bewegt und unfassbar wütend“. Heinz-Wilhelm Brockmann, der den Schutzprozess des Bistums mitkoordiniert, findet es „empörend, dass die Betroffenen erst eine Gemeinschaft bilden mussten, um gegen die Institution anzugehen“.

Die drei erzählen, was sich im Bistum schon verändert hat. Am Schluss will noch jemand wissen, wie die Kirche den massiven Vertrauensverlust wieder gutmachen könne. Christoph Hutter sagt, das werde sicherlich ein ganz langer Weg. Dann holt er tief Luft und fügt hinzu: „Aber wir sollten uns jetzt nicht um den Ruf der Kirche kümmern. Die Betroffenen haben Vorrang.“ Und dann gab es an diesem Abend doch noch richtigen Applaus.

Matthias Petersen