Seemann in Not

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Fidel Labrador war viele Jahre unter deutscher Flagge auf den Weltmeeren zu Hause. Nun braucht der Seemann die Hilfe seiner Mitmenschen. Nach einem Herz- und Hirninfarkt möchte der 69-Jährige nochmal seine Familie sehen.

Seemann Fiedel labrador
Fidel Labrador vor etwa drei Jahren.  Foto: Fototeam Krayenkamp

Etwa 40 Jahre lang war Seemann Fidel Labrador auf allen Weltmeeren im Dienst. 1972 hat der gebürtige Filipino seine Ausbildung zum Offiziersassistenten in der Hauptstadt Manila abgeschlossen und heuerte seitdem bei verschiedenen Reedereien an – die meiste Zeit unter deutscher Flagge.

Die schwere Arbeit brachte genug Geld ein, um die Familie, die etwa 80 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Manila lebt, finanzieren zu können. Einmal im Jahr blieb dem Seemann neben der schweren Arbeit die Zeit für einen Urlaub in der Heimat. Dort warteten neben seiner Frau seine vier Kinder sowie drei Enkel. Vor sechs Jahren konnte der Seemann die schwere Arbeit hinter sich lassen und in den verdienten Ruhestand gehen. Um sich die kleine Rente aufzubessern, arbeitete Fidel Labrador weiterhin für ein privates Reinigungsunternehmen.

Doch dann veränderte sich das Leben des 69-jährigen Katholiken. Wegen Schmerzen in der Brust suchte er am 20. September 2017 einen Arzt auf. Zwei Tage später folgte schon eine Operation. Doch das Schicksal stand gegen Fidel Labrador. Seither ist er nicht mehr alleine lebensfähig, auch eine anschließende Reha konnte daran nichts ändern. Essen, trinken und gar sitzen ist nur mit Hilfe möglich. Auch das Sprechen hat der ehemalige Seemann verlernt.

Seit dem tragischen Tag kümmert sich Abraham Giray um finanzielle und auch gesundheitliche Belange. Der gute Freund, der schon zusammen mit Fidel Labrador die Seemannsschule auf den Philippinen besuchte, weiß: „Der größte Wunsch der Familie und des Kranken ist, zurück in die Heimat zu kommen.“ 

Die Philippinen stellen die meisten Seefahrer weltweit

Abraham Giray
Abraham Giray, Betreuer u. Freund. Foto: Joanna Figgen

Nun hat Abraham Giray zusammen mit der Deutschen Seemannsmission einen Spendenaufruf im Internet gestartet, um die Reise zu ermöglichen. Da der Transport nur liegend möglich ist, kommt nur ein Flug in der Businessklasse in Frage. „Wir brauchen 5 500 Euro für die Flüge und vielleicht können wir noch einen Kipp- und Liege-Schieberollstuhl kaufen, denn die Krankenkasse hat bisher nur einen einfachen Rollstuhl bezahlt“, so Abraham Giray. Der Rollstuhl kostet jedoch auch 1 100 Euro. Geld, das Fidel Labrador nicht hat. Schon für das Pflegewohnheim in Wilhelmsburg, in welchem der Kranke seit Januar lebt, reicht die Rente allein nicht aus.

Fidel Labrador ist seit den 90er- Jahren deutscher Staatsbürger. Eine Biografie, die nicht außergewöhnlich ist. Die Philippinen stellen weltweit die meisten Seemänner. Laut Behördenangaben haben im Jahr 2014 etwa 400 000 Filipinos auf Schiffen angeheuert, um ihren Familien ein besseres Leben zu ermöglichen. Die Zukunft ist jedoch nicht zwangsläufig gesichert. So kann es nach einem Einsatz zwischen einem Tag und vielen Monaten dauern, bis eine Reederei beim Arbeitsamt wieder Bedarf anmeldet. In dieser Zeit sind die Seemänner auf staatliche Hilfe angewiesen.

So sah auch der Alltag von Fidel Labrador aus. Durch ihn jedoch konnte seine Familie ein gutes Leben führen. Nun hat diese noch einen großen Wunsch: Dass ihr Mann, Vater und Opa bis Weihnachten wieder zu Hause ist. Dort wartet auf den Mann noch ein besonderes Geschenk, sein viertes Enkelkind.

Text: Joanna Figgen

Weitere Information/Spenden: www.gofundme.com/seemann-in-not