Segen für Stadt, Land, Fluss

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Erzbischof Stefan spricht für die katholische Kirche.
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Foto: Andreas Hüser

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Erzbischof Stefan spricht für die katholische Kirche.

In jedem Jahr zum Theophaniefest feiert die griechisch-orthodoxe Kirche die „Große Wasserweihe“. Im Hamburger Hafen geschah das zum 50. Mal. Der Sinn: Mit der Taufe Jesu ist alles Wasser geheiligt, die Natur und die ganze Welt.

Im Hinterland treten die Flüsse über die Ufer. An den Hamburger Landungsbrücken aber steht das Elbwasser am Sonntagmittag so hoch wie immer bei Flut. Außergewöhnlich ist nur die Menschentraube an Deck der Rickmer Rickmers, die Priester in roten und blauen Gewändern, die leuch-
tenden goldenen Kreuze und die Monstranz. Am Sonntag hat die griechisch-orthodoxe Kirche hier den Fluss gesegnet. Der Ritus des Wassersegens ist eine alte griechische Tradition. Und auch in Hamburg war diese Feier schon die Fünfzigste – ein Jubiläum also.

Bischof Bartholomaios von Arianz senkte im Rahmen der Weiheliturgie ein goldenes Kreuz dreimal in das Wasser. Dabei waren zahlreiche orthodoxe Priester, Vertreter von Stadt, Wissenschaft und den anderen christlichen Kirchen. Sie alle standen hoch an Bord des Segelschiffes Rickmer Rickmers – bestaunt von den Touristen an der Kaimauer.

In den ersten Jahren wurde der Segen vom Bord eines griechischen Schiffes gespendet. Als aber immer mehr Menschen dazu kamen, so wird erzählt, neigte sich das Schiff unter dem Gewicht der Leute zur Seite. Man verlegte den Segen ans Ufer nahe der Katharinenkirche – aber seit Jahren ist die Rickmer Rickmers ein würdiger für Ort diesen Ritus.

Die Weihe des Flusses erinnert an die Taufe Jesu – in einem Fluss. „Theophanie“ – Erscheinung Gottes – ist der griechische Begriff für dieses Ereignis. Gott erscheint in der Person Jesu Chris-
ti, und während der Jordantaufe noch einmal in den Worten des Vaters: „Dies ist mein geliebter Sohn.“  Die Große Wasserweihe, die überall in Griechenland stattfindet, beginnt mit Gesängen und Gebeten, in denen die Verheißungen des Alten Bundes, der Lobpreis des unbegreiflichen Mensch gewordenen Gottes gesungen wird.

Orthodoxer Brauch wird Zeichen der Ökumene

Im Evangelium (Taufe Jesu) zeigt sich Gott Vater bei der Taufe Jesu in Gestalt einer Taube. Und so ließ auch Erzpriester Georgios Manos, Pfarrer der griechisch-orthodoxen Gemeinde in Hamburg, mehrere Tauben von Bord des Schiffes in den hellen Elbhimmel fliegen.

„Mit dem Fluss“, sagte Bischof Bartholomaios, „wird jeder Fluss gesegnet und das ganze Land. Denn der Herr hat in seiner Taufe das Wasser, ja die ganze Schöpfung geheiligt. Die ganze Welt soll mit Freude erfüllt sein.“

Die Wasserweihe in Hamburg ist seit langem auch ein ökumenisches Ereignis. Alle großen christlichen Kirchen sind dabei mit ihren Repräsentanten vertreten – so auch Erzbischof Stefan Heße. „Ohne Wasser wäre kein Leben möglich“, sagte er in einer Ansprache. Und er betrachtete die Farbe Blau, die in dieser Stunde mehrfach aufleuchtete. Blau, das ist die Farbe des Wassers (allerdings nicht des Elbwassers), blau glänzten die liturgischen Priestergewänder. Blau ist die Farbe der Könige – „und jeder getaufte Christ ist in der Nachfolge Jesu ein König“. Blau ist auch die Farbe des Himmels. Himmel, Erde, Menschen, Wasser: „Ich wünsche mir, dass wir das alles zusammenhalten!“, sagte Erzbischof Heße.   

In Griechenland, in der Heimat des Wassersegens, ist es üblich, dass einige erwachsene Gläubige ins Wasser springen und dem versenkten Kreuz hinterhertauchen. Wer es emporholt, erhält einen besonderen Segen. Sogar in Nord-
europa pflegen einige Männer der griechisch-orthodoxen Gemeinden diesen Brauch. Allerdings nicht im Hamburger Hafen. Bei einer Wassertiefe von über 15 Metern und einer Temperatur von vier Grad würde kein Schwimmer lebend wieder auftauchen.

Andreas Hüser