Bischof Franz-Josef Bode und sein Fahrer Paul Wieczorek

Seit fast 30 Jahren sind sie ein Team

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Für Paul Wieczorek, den Fahrer von Bischof Franz-Josef Bode, fühlt sich die Zusammenarbeit an „wie in einer Ehe, die nie geschlossen wurde“. Seit fast 30 Jahren begleitet er seinen Chef auf all seinen Reisen und fährt ihn durch das Land. Da bleibt viel Zeit für Gespräche. 


Im Laufe der Jahre sind sie enge Vertraute geworden: Fahrer Paul Wieczorek und Bischof Franz-Josef Bode. Foto: Matthias Petersen

Paul Wieczorek erinnert sich an die Momente, in denen er das Steuer aus der Hand gegeben hat. Dann saß er neben seinem Chef, Bischof Franz-Josef Bode, auf dem Beifahrersitz. Wohl etwas angespannt, denn er sagt: „Seitdem kann ich auch beten. Der Bischof kann besser predigen als fah­ren.“ Es folgt ein kehliges Lachen. Wieczorek scherzt gerne – und viel.

Heute ist Paul Wieczorek nicht mehr nur dienstlich, sondern auch privat mit dem Bischof unterwegs, und das hat seine Gründe. Bischof Bode ist zuckerkrank, vor ungefähr acht Jahren fiel während einer Fahrt plötzlich sein Zuckerwert. Er verur­sachte einen Unfall. Zum Glück nur mit Blechschäden. Die Ärzte rieten ihm darauf vom selbstständigen Autofahren ab. Seitdem gibt es keine Reise mehr, ohne dass Paul Wieczorek am Steuer des schwarzen Audi A6 sitzt.

60 000 Kilometer sind die beiden normalerweise in einem Jahr auf Deutschlands Straßen unterwegs. Eine Strecke eineinhalbmal um die Erde. Zeit für Gespräche. „Wir unterhalten uns viel im Auto. Wenn ich ein Blitzerfoto gekriegt habe, dann oft nur, wenn wir zu sehr ins Gespräch vertieft waren.“ Wieder ein lautes Lachen.

Bode und sein Fahrer sind seit fast 30 Jahren ein Team. Der gelernte Kfz-Mechaniker Paul Wieczorek arbeitete vorher zehn Jahre lang bei der betriebseigenen Werkstatt des Klosters der Vincentinerinnen in Paderborn. Bis er erfuhr, dass ein Fahrer für den Weihbischof gesucht wurde. Er bewarb sich, musste sich aber erst auf einer Probefahrt einer strengen Prüfung durch den damaligen Generalvikar von Paderborn unterziehen. Stadtverkehr, Autobahn, Höchstgeschwindigkeit – es klappte alles wie am Schnürchen.

Wieczorek blieb vier Tage im Krankenhaus bei Bischof Bode

Als Franz-Josef Bode im Jahr 1995 Bischof von Osnabrück wurde, überlegte Wieczorek nicht lange und folgte ihm mit der gesamten Familie. Denn: „Wen man als Chef hat, weiß man. Wen man kriegt, weiß man nicht.“ Wieczoreks Frau, mit der er jetzt seit über 40 Jahren verheiratet ist, fiel der Wechsel leichter. Ihre Eltern wohnten in der Nähe von Osnabrück.

Schon in der Paderborner Zeit war Paul Wieczorek viel unterwegs und tagelang nicht zu Hause. In Osnabrück ist es etwas entspann­ter. Dennoch: „Meine Frau muss schon viel auffangen“, sagt er. Zu seinem Vorgesetzten, Bischof Bode, hat er ein herzliches Verhältnis. Es fühle sich an „wie eine Ehe, die nicht geschlossen wurde“. Wieczorek wirft lachend den Kopf in den Nacken, so sehr amüsiert er sich über diesen Vergleich. Kurz darauf wird er wieder ernst: „Ich kann mit ihm Sachen besprechen wie mit einem Bruder.“

Das enge Vertrauensverhältnis zeigte sich auch, als Bischof Bode 2018 an der Wirbelsäule erkrankte und an der Charité in Berlin operiert werden musste. Paul Wieczorek blieb vier Tage dort, „ich war den ganzen Tag im Krankenhaus, bis er wieder aufgewacht ist“. Dienstlich und privat, das könne man schon lange nicht mehr trennen, sagt Wieczorek. Wie er das findet? „Ich kann gut damit leben, ab und zu nervt’s, aber das ist normal – eben wie in der Ehe.“

Wenn Paul Wieczorek zu Hause Ruhe braucht, geht er in seinen Keller, ein gut beheiztes Gewölbe mit allem, was man so für den Feier­abend braucht. Mit großem Fernseher, einem Kühlschrank – „für ein Bierchen abends“ – Computer, Schreibtisch und einem wuchtigen beigefarbenen Ledersessel. „Das ist der alte Sessel vom Bischof, der ist damals kaputtgegangen und ich habe ihn wieder fertiggemacht.“

Der Bischof muss "nur noch in seine Kleidung steigen"

Wieczorek ist handwerklich geschickt. Er zeigt ein halbfertiges, ungefähr 30 Zentimeter langes Modell­auto. Gemeinsam mit seiner Frau hat er schon oft daran getüftelt. Vom Keller geht es wieder nach oben in den Garten direkt an der Hase. Was aussieht wie eine kleine Garage, entpuppt sich als Hühnerstall. Mit elf Hühnern und zwei Hähnen. Wieczorek züchtet selbst. Den Ausgleich braucht der 62-Jährige. „Krankwerden gibt’s bei mir eigentlich nicht“, sagt er. Aber vor drei Jahren ist es dann doch passiert. Ein Schlaganfall, zum Glück nur ein leichter. Danach unterzog sich Wieczorek freiwillig einem Fahrtest, um sicherzugehen, dass er seinen Job weiterhin machen kann. „Das war das erste Zeugnis, in dem ich sechsmal ‚sehr gut‘ hatte.“

Paul Wieczorek ist nicht nur Bischofsfahrer, er ist auch Hausmeister, pflegt den Bischofsgarten und spielt bei größeren Gottesdiensten eine wichtige Rolle. Als Zeremoniar bereitet er alles für die liturgischen Feiern vor, so dass der Bischof „nur noch in seine Kleidung steigen muss“. Er kennt den genauen Ablauf der Messe, weiß, wann Bischof Bode „was haben will“. Besonders wichtig ist das bei Fernsehgottesdiensten, denn da muss alles auf die Sekunde genau stimmen.

Wieczorek mag seinen Beruf. „Man kriegt sehr, sehr viel mit.“ Und das seit fast 30 Jahren. Heute ist Franz-Josef Bode der dienstälteste Bischof in Deutschland – und Paul Wieczorek der dienstälteste Bischofsfahrer.

Theresa Brandl