Weihnachtsgottesdienste im Bistum Osnabrück

Sicherheit ist das oberste Gebot

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Es sind keine leichten Entscheidungen: Viele Gemeinden ringen mit sich, wie sie die Weihnachtsgottesdienste feiern können. Das Bistum gibt hierzu lediglich Empfehlungen heraus – die Situation vor Ort ist zu unterschiedlich.


Krippenspiel unter freiem Himmel: So hatte es 2020 die Gemeinde in Riemsloh geplant (hier bei einer Probe), musste es dann aber doch kurzfrisig absagen. Foto: Thomas Osterfeld

Wie geht im zweiten Corona-Winter Weihnachten in der Kirche? Philip Hergt, Leiter des Krisenstabs beim Bistum, wartete bei Redaktionsschluss noch auf die Lesefassung der neuen Corona-Verordnung des Landes Niedersachsen, die bis 19. Januar gültig sein soll. Das Land behält sich allerdings frühere Änderungen vor.

Große Veränderungen für die Kirchen erwartet er nicht. Hergt geht davon aus, dass die Gemeinden wie bisher selbst entscheiden können, wie sie die Gottesdienste zu Weihnachten feiern wollen: „ob nun ohne G, mit 3G oder mit 2G“. Die Hygieneregeln werden aber verbindlich bleiben, sagt er und stellt klar: „Wenn eine Gemeinde ein ‚G‘ dazu packt, heißt es nicht automatisch, dass die Kirche voller sein darf. Masken und Abstände müssen bleiben.“ 

Das Bistum wird die neue Landesverordnung aus Sicht der Kirchen interpretieren und vermutlich bis zum vierten Advent Empfehlungen herausgeben. Hergt kann verstehen, dass sich manche Haupt- und Ehrenamtliche verbindlichere Regeln für das Bistum wünschen.  „Aber die Entscheidungen, welche Schutzmaßnahmen erforderlich sind, können rechtsverbindlich nur in der Kirchengemeinde vor Ort getroffen werden“, erklärt er. Ein allgemein gültiges Konzept würde den sehr unterschiedlichen Voraussetzungen nicht gerecht werden: „Jede Gemeinde muss selber schauen, was bei ihr sinnvoll ist und die Verantwortung vor Ort wahrnehmen.“

„Masken und Abstand müssen bleiben“

Die Gemeinden im Bistum ringen daher mit sich, treffen sehr unterschiedliche Entscheidungen, wie sie Weihnachten feiern. So war in der Pfarrei St. Matthäus in Melle eigentlich vorgesehen, die üblicherweise stark frequentierten Weihnachtsgottesdienste auf 2G zu begrenzen – um mehr Gläubige in die Kirche lassen zu können. Als aber Vorgaben des Landes kamen, auch unter diesen Umständen Abstände einzuhalten, „fehlte uns der Sinn“, sagt Pfarrer Michael Wehrmeyer. Es wurde umgeplant: Die Christmette wird jetzt ohne G-Einschränkung angeboten, andere Gottesdienste mit 3G, um den Sicherheitsbedenken vieler entgegenzukommen. Daneben gibt es mehrere Varianten an Open-Air-Gottesdiensten, die vor allem für die Gemeindeteile mit kleineren Kirchen vorgesehen sind. 

Mit Blick auf die hohen Infektionszahlen im Emsland hat auch die Pfarreiengemeinschaft Meppen-Süd die Regeln für die Gottesdienste an Weihnachten verändert. „Die Omikron-Variante kommt auf uns zu, darauf müssen wir uns vorbereiten“, sagt Propst Günter Bültel. Insgesamt wird es in den drei Gemeinden über 20 Gottesdienste geben – die meisten davon unter „2G“, also nur für geimpfte und genesene Menschen. Die Nachweise dazu sollen genau kontrolliert werden. 

„Wir bieten aber an jedem der drei Tage auch einen Gottesdienst an, an dem jede und jeder teilnehmen kann“, sagt der Pfarrer. Kontaktverfolgung, Hygieneregeln, Abstand und FFP2-Maske bleiben für alle Formate verpflichtend. Für die Kinder an Heiligabend wird es vier Freiluftgottesdienste auf einem Spielplatz geben. Bei allen Überlegungen stand laut Bültel immer der Wunsch im Vordergrund, möglichst vielen Menschen ein Gottesdienstangebot machen zu können, bei dem sie sich sicher fühlen.

Und das funktioniert nur durch die Begrüßungsdienste – also jene Männer und Frauen, die Adressen aufnehmen, auf Impfstatus, Masken und Abstände achten. Propst Bültel kann ihnen für diesen ehrenamtlichen Dienst gar nicht genug danken: „Ohne sie könnten wir die Gottesdienste gar nicht feiern.“ Er ist zuversichtlich, dass sich für Weihnachen noch genug Menschen hierfür melden. „Sonst helfe ich da auch selbst noch mit.“ 

In der Pfarreiengemeinschaft Wallenhorst, Hollage und Rulle ist 2G die Regel für die Weihnachtstage und Silvester. Wer im Altarraum oder auf dem Orgelboden Dienst tut, werde sich sogar vorher noch testen, sagt Pfarrer Bernhard Horstmann. Und tritt Kritikern entgegen, die sich ausgeschlossen fühlen könnten, weil sie nicht geimpft sind. Es gebe einen „bunten Strauß von ,O-du-fröhliche-Gottesdiensten‘“, so dass für alle Lebenslagen etwas dabei sei: zum Beispiel die Christvesper am Außenaltar in Rulle, an der jeder teilnehmen kann, weil sie unter freiem Himmel stattfindet. Oder diverse Krippenspiele draußen, Andachten an öffentlichen Plätzen, in denen die Weihnachtsgeschichte verlesen wird. „Wir gehen an die Hecken und Zäune“, so Horstmann.

Auch die Bremer Pfarreien entscheiden individuell. Für die Feiern an Heiligabend und die 11 Uhr-Messe am Ersten Weihnachtstag in St. Johann (mit den Standorten St. Johann und St. Elisabeth) gilt die 2G-Regel. „Durch diese Regelung können mehr Menschen an den Gottesdiensten teilnehmen“, heißt es. Auch die Krippenfeiern finden für alle Teilnehmer über 14 Jahren unter der 2G-Regel statt. In St. Raphael wiederum mit den Kirchen St. Hedwig, St. Godehard, St. Thomas und St. Antonius gelten keine G-Regeln, aber die Teilnehmer müssen ihren Namen sowie die Telefonnummer oder E-Mail-Adresse angeben. Die Gottesdienste werden mit Maske und Abstand gefeiert. Auch beim Singen bleibt die Maske auf.

Bei aller Kreativität empfindet Philip Hergt es als zutiefst tragisch, dass Traditionen wie auch die Krippenspiele zum zweiten Mal in Folge infrage gestellt werden müssen. Er mahnt aber, dass gerade Kinder als Hauptakteure bislang nicht geimpft sind, dadurch einerseits gefährdet sind und andererseits Infektionen in die Familien tragen können. „Man sollte Sorge dafür tragen, dass es für alle ein sicheres Ereignis wird und dass es nicht zu einem größeren Infektionsgeschehen kommt. Dann sind bestimmte Formate möglich und sinnvoll.“ 

Lea Wenker von der Pfarreiengemeinschaft Küste hat sich in puncto Krippenspiel viele Gedanken gemacht. Eins war der Gemeindereferentin klar – „ganz normal wird es nicht gehen.“ In St. Willehad in Esens zum Beispiel ist der Altarraum klein und die Foto-Aktion vom vergangenen Jahr wollten Wenker noch die Kinder nicht einfach nur wiederholen. „Die haben sich eine Live-Aktion gewünscht.“

Krippenspiel als Autokino und Stationenweg

Entschieden haben sich alle für eine etwas andere Lösung. Die Kinder haben sich im Vorfeld jeweils eine Rolle im Krippenspiel ausgesucht. Die Texte schreiben sie zum Teil selbst und üben ihren Monolog vorher ein. Den tragen sie während der Krippenfeier vor. „Als ob ein Lektor oder eine Lektorin vom Ambo liest“, erklärt Wenker. Ergänzt durch Requisiten sollen diese Szenen dann die Weihnachtsgeschichte erzählen.

Ein sorgsames Hygienekonzept war Wenker wichtig: mit Anmeldung und Sitzplan, Abstand und FFP2-Maske – und der Empfehlung an die Kinder, sich vorher testen zu lassen. Zusätzlich soll von der Generalprobe ein Film erstellt werden. Nicht nur als Plan B, falls „Corona“ auch diese Lösung zunichtemacht, sondern auch für Verwandte außerhalb von Esens. 

Kreative Ideen haben auch andere Gemeinden: In Salzbergen und Holsten zum Beispiel können Eltern und Kinder aus dem Auto heraus die Krippenfeiern verfolgen, in Beesten soll es einen Stationsweg geben, den die Familien individuell besuchen können und in der Pfarreiengemeinschaft Aschendorf-Rhede steht ein „Mitmach-Krippenspiel“ auf dem Programm. Bei dem können alle Gäste, die möchten, von ihrem Platz aus die Texte mitsprechen. (pd, pe, afl, ch)