Sie bleibt die erste Bischöfin der Welt

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1992 wurde Maria Jepsen aus Hamburg zur ersten evangelisch-lutherischen Bischöfin der ganzen Welt gewählt. Viele Frauen folgten. Maria Jepsen tritt heute nur noch selten öffentlich auf. Am 19. Januar wird sie 75 Jahre alt. 

Bischöfin Maria Jepsen und Weihbischof Hans-Jochen Jaschke beim Katholikentag 2000
Ein „ökumenisches Gespann“: Maria Jepsen und Hans-Jochen Jaschke beim Katholikentag 2000.   Foto: kna

Es war eine Sensation, was am 4. April 1992 im Hamburger Michel geschah. Die Synode der Nord­elbischen Kirche wählte nicht den männlichen Bewerber, sondern Maria Jepsen. Und damit die weltweit erste evangelisch-lutherische Bischöfin.

Die Tochter eines Bad Segeberger Zahnarztehepaars setzte sich als Bischöfin für soziale Gerechtigkeit und Ökumene, für inter­religiösen Dialog und gegen Antisemitismus ein. Ebenso ließ sie die Rolle ihrer Kirche während der NS-Zeit überprüfen. Besondere Freude bekundete die studierte Altphilologin an der täglichen Bibellektüre in Hebräisch und Griechisch. „Mit dem Lexikon in der Hand in der Bibel herumzustöbern“ sei für sie „so erfrischend und erlebnisreich wie ein Morgengang zum See“.

Dennoch war Jepsen keine „Bischöfin im Elfenbeinturm“: Die oft in Pink und Lila gekleidete Theologin wandte sich gegen Glaubenssätze wie den von der Jungfrauengeburt Marias. Dahinter stehe eine „Abwertung der Sexualität“. Auch manch andere Äußerung erregte Aufsehen: So schlug sie vor, das Kreuz, ein Hinrichtungsinstrument, durch die Krippe als christliches Symbol zu ersetzen.

Rücktritt um der Glaubwürdigkeit willen

Die Anhängerin des FC Sankt Pauli setzte sich für die Legalisierung homosexueller Lebens­partnerschaften und deren kirchliche Segnung ein. Ihre Schirmherrschaft für den Chris­topher-Street-Day in Schleswig-Holstein 2003 sorgte für teils heftige Kritik.

So aufsehenerregend wie der Anfang ihrer Amtszeit war auch das Ende. Am 16. Juli 2010 trat Jepsen zurück. Der 65-Jährigen war vorgeworfen worden, 1999 über einen Missbrauchsskandal in Ahrensburg informiert worden zu sein, ohne ausreichende Konsequenzen gezogen zu haben. Jepsen selbst erklärte, ihr Abschied schmerze sie, doch „es musste klar gemacht werden, wie ernst wir als Kirche die Missbrauchsfälle nehmen“. Auch habe sie um Vergebung gebeten. „Dafür erhielt ich viele Zeichen der Nähe und des Mitfühlens, die mir gut taten.“ 

Fast legendär war ihre Freundschaft mit Weihbischof Hans-Jochen Jaschke. Der nannte ihren Rücktritt 2010 ein starkes Zeichen der Glaubwürdigkeit. „Es macht ihr Ehre, ihr Amt zur Verfügung zu stellen, aber sie wird uns sehr fehlen“, sagte der Weihbischof damals. Nach ihrem Amtsverzicht kehrte Jepsen mit ihrem Mann nach Schleswig-Holstein zurück. Dort ist sie unter anderem im Freundeskreis der KZ-Gedenkstätte Husum-Schwesing aktiv und tritt gelegentlich bei kirchlichen Anlässen auf. 

Text: Sabine Kleybold/kna