Caritas ehrt Ehrenamtliche
Sie tun etwas gegen Einsamkeit
Foto: Caritas/Roland Knillmann
„Einsamkeit wird ein immer größeres Problem in unserer Gesellschaft. Sie ist damit eine Herausforderung, der wir gemeinsam begegnen müssen“, sagte Weihbischof Johannes Wübbe, der als Stiftungsratsvorsitzender den Preisträgern ihre Auszeichnung überreichte. Betroffen von Einsamkeit seien junge wie ältere Menschen. Die Ursachen seien sehr individuell, die Auswirkungen auf die Lebensqualität deutlich. „Deshalb sind Menschen und Initiativen, die ehrenamtlich ihre Zeit und ihre Kraft dafür einsetzen, Einsamkeit bei ihren Mitmenschen zu bekämpfen, unschätzbar wertvoll. Ohne sie würde unsere Gesellschaft eine tragende Säule verlieren“, so Wübbe weiter.
Seit März dieses Jahres waren zahlreiche Vorschläge für Preisträger eingegangen. Der Stiftungsrat entschied sich insgesamt für 15 Einzelpersonen und Gruppen aus dem Bistum Osnabrück.
Der Sonnenschein-Preis
Der Sonnenschein-Preis wurde von der Caritas-Gemeinschaftsstiftung Osnabrück ins Leben gerufen und in diesem Jahr zum 15. Mal verliehen. Er zeichnet ehrenamtliches Engagement für einen starken gesellschaftlichen Zusammenhalt aus und steht jedes Jahr unter einem besonderen Motto. Benannt wurde der Preis nach Carl Sonnenschein. Der katholische Priester wirkte unter anderem in Berlin als Sozialreformer. Ein wichtiges Anliegen Sonnenscheins war die Förderung sozialen Engagements.
Preise und Preisträger
500 Euro: Hospiz-Team Abendstern e.V., Salzbergen/Emsbüren
Das Hospiz-Team Abendstern aus Salzbergen/Emsbüren besteht aus engagierten Ehrenamtlichen und ist ökumenisch ausgerichtet. Die ausgebildeten Hospizhelferinnen und -helfer begleiten und besuchen Menschen mit dem Ziel, dass Schwerkranke in der Geborgenheit ihrer Familie und in ihrer eigenen Wohnung bleiben können. Das Team bietet dabei auch palliative Begleitung wie z.B. Möglichkeiten einer Schmerztherapie an. Angehörige und Betreuer werden durch das Engagement des Hospizteams entlastet. Damit wird die in Teilen bestehende Isolation von Betroffenen, Familienmitgliedern sowie Freunden und Bekannten in schweren Zeiten durch ein ehrliches und vertrauensvolles Miteinander erleichtert. Die Achtung und Würde jeder Person steht bis zuletzt im Fokus. Die Mitglieder des Hospizteams nehmen sich dafür die Zeit, die es braucht, um mit belastenden Erfahrungen und Herausforderungen umzugehen. Neben der Einzelbegleitung werden zusätzlich ein regelmäßiges, monatliches Trauercafé sowie ein Trauerfrühstück angeboten. Das Hospiz-Team Abendstern ist Mitglied im Hospiz- und Palliativverband Niedersachsen.
500 Euro: Die jungen Menschen im Kreuzbund, Osnabrück
Die Selbsthilfegruppe für junge Suchtkranke und Gefährdete und deren Angehörige besteht seit 2008. In den vergangenen Jahren haben mehr als 80 junge Suchterkrankte die Gruppe besucht und so Erfahrungen mit Hilfe durch Selbsthilfe gesammelt. Bei regelmäßigen Gruppentreffen geht es in Gesprächen um Zusammenhalt, Vertrauen oder die persönliche Weiterentwicklung. Aber
500 Euro: Telefonseelsorge Emsland/ Grafschaft Bentheim
Die Telefonseelsorge Emsland/Grafschaft Bentheim ist rund um die Uhr erreichbar. Sie ist ein Gesprächs-, Beratungs- und Seelsorgeangebot der evangelischen und katholischen Kirche für jeden Menschen in einer Lebenskrise oder einer belastenden Situation. Weder eine Konfession noch politische Einstellungen spielen bei diesem Gesprächsangebot eine Rolle. Deshalb wird in der Beratung kein Druck in eine dieser Richtungen ausgeübt. Bei den Gesprächen bleiben beide Seiten anonym und es ist gewährleistet, dass keine Datenspur hinterlassen wird. Alle Anrufenden sprechen mit sorgfältig ausgewählten, gesprächstherapeutisch ausgebildeten und ständig weiterqualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich ausschließlich ehrenamtlich engagieren. Wer sich etwas von „der Seele reden“ möchte, findet bei der Telefonseelsorge Menschen, die sich einlassen und aufmerksam zuhören. Die Telefonseelsorge kann die Probleme zwar nicht lösen, aber sie kann dabei helfen, dass Anrufer durch das Gespräch einen neuen Blickwinkel einnehmen. Im Gespräch erfährt man menschliche Nähe, Zuwendung, Anteilnahme und Anstoß zu neuem Lebensmut. Dies ist oft der erste Schritt zu einer Problemlösung. Viele Menschen erleben durch die Arbeit der Ehrenamtlichen, das sie sich wieder lebendig fühlen und entdecken, welche Kräfte in ihnen stecken.
500 Euro: Raphael-Oase, Bremen
Die Raphael-Oase im Bremer Ortsteil Osterholz-Tenever öffnete ihre Pforten im Herbst 2022. Ursprünglich wurde sie ins Leben gerufen, um bedürftige Familien vor Ort mit Kleidung, haltbaren Lebensmitteln und kostenloser Hilfe unter die Arme zu greifen. Damit reagierte das Team aus Ehrenamtlichen der Kirchengemeinde St. Raphael auf die immer weiter steigende Anzahl von Menschen, denen die Versorgung mit Dingen alltäglichen Bedarfs nicht mehr möglich war. Die Ausgabe von Lebensmitteln erfolgt seitdem wöchentlich in den Räumlichkeiten des Gesamtschule Ost. Daraus ist mittlerweile auch ein Ort der Begegnung entstanden: Ein offener und herzlicher Austausch zwischen den Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen, den Helfern und Hilfebedürftigen, die den Menschen Ansehen, Wertschätzung und Gesprächsangebote bieten. Damit kommen sie heraus aus der oft von Anonymität geprägten Wohnsituation der örtlichen Hochhauskomplexe und das über alle Konfessionsgrenzen hinweg.
500 Euo: Café International, Lengerich, Emsland
Das Café International in Lengerich besteht seit 2015 und entstand im Rahmen der großen Flüchtlingsbewegung. Ehrenamtliche der katholischen und evangelischen Kirche schlossen sich zusammen, um den Ankommenden mit verschiedenen Angeboten schnell und unbürokratisch zu helfen. Dazu zählen unter anderem Sprachunterricht, Hilfestellungen bei Behördengängen und regelmäßige Treffen. Derzeit leben Geflüchtete aus Afghanistan, Syrien, Irak, Iran, Ghana und Albanien in Lengerich. Regelmäßige Treffen finden dabei im Sport- und Schützenhaus statt. die von den ehrenamtlichen Mitgliedern des Vereins „WisE – Willkommen im südlichen Emsland“ begleitet und betreut werden. Neben den zahlreichen Hilfsangeboten geht es in Gesprächen auch um den Austausch von Erfahrungen, das Verständnis für andere Kulturen oder das Vertiefen von Freundschaften untereinander. Daraus sind mittlerweile auch zahlreiche Patenschaften entstanden, die teilweise über viele Jahre halten.
500 Euro: Barbaragarten, Osnabrück
Die Initiative zum „Barbaragarten“ entstand in Zeiten der akuten Pandemie, als viele Einrichtungen und Begegnungsstätten geschlossen werden mussten. Die St.-Barbara-Kirche der Osnabrücker Dompfarrei öffnete schnell wieder ihre Pforten. Durch den dort gewährleisteten Abstand konnten Vereine ihre Treffen trotz der Auflagen stattfinden lassen. Der „Barbaragarten“ entstand als Idee aus der zunehmenden Isolation von Menschen. Ein Biergarten wurde ins Leben gerufen. Alle zwei Wochen von Juni bis September ist er mittlerweile eine feste Größe, wenn es darum geht, andere Menschen zu treffen, sich auszutauschen, Gemeinschaft zu erleben, aus der Einsamkeit herauszukommen. Ob Kita-Familien, Nachbarn oder Gemeindemitglieder: Die Oase „Barbaragarten“ steht allen offen. Vor allem Ältere berichteten immer wieder darüber, wie sehr sie die Gartenzeit in der Pandemie als Begegnungsort genossen haben. Es wurde und wird auch gegessen, getrunken und gefeiert. Die dabei eingesetzten Produkte stammen aus kirchlichen oder regionalen Betrieben, die Erlöse fließen in caritative Einrichtungen auch außerhalb der Kirche.
Gutschein über 200 Euro für einen Restaurantbesuch: Josef Tenbrock, Leer
Josef Tenbrock ist ein Kommunikator. Er besucht seit 2010 ehrenamtlich Seniorinnen und Senioren an deren Geburtstagen. Voraussetzung: Sie müssen 75, 80 oder 85 Jahre alt geworden sein. Bei mehr als 4000 Gemeindemitgliedern summieren sich die Besuche, weil Josef Tenbrock mehr als die Hälfte dieser Besuche bewältigt und dabei sehr zuverlässig ist. Vor allem die Gespräche mit den oft alleine lebenden Menschen werden als bereichernd, zugewandt und unterhaltsam erlebt. Parallel zu diesem Ehrenamt betreut er seit 2010 auch beeinträchtigte Menschen der Lebenshilfe Leer.
Gutschein über 200 Euro für einen Restaurantbesuch: Ehrenamtliches Leitungsteam für caritative Aufgaben in der Pfarrgemeinde St. Bartholomäus, Wippingen
Agnes Düthmann, Adelgunde Kuper und Theresia Schmunkamp sind drei Frauen aus Wippingen, die sich ehrenamtlich besonders für Menschen engagieren, denen es nicht ohne weiteres möglich ist, sich mit anderen zu treffen. Dazu haben sie eine Initiative ins Leben gerufen, die unter Nutzung eines Autos des Malteser-Hilfsdienstes in Dörpen, immobile und einsame Menschen von zu Hause abholen und zu einem Seniorentreff fahren. Dieser findet alle zwei Wochen statt und ist ein Begegnungsort für Klönschnack und kleinere Aktivitäten. Auch Geburtstags- und Besuchsdienste, z.B. zu Weihnachten, werden von den drei Frauen organisiert. Dabei hat jede von ihnen ein Steckenpferd für sich entdeckt: Adelgunde Kuper ist Ansprechpartnerin für die Seniorennachmittage, Theresia Schmunkamp koordiniert die Besuchsdienste und besucht auch selbst und Agnes Düthmann sorgt dafür, dass der Bulli rollt und koordiniert die Fahrten, ist Ansprechpartnerin für Fahrradtouren und für den Krankenhausbesuchsdienst zuständig.
Gutschein für ein Wochenende in der Inseloase, Norderney: Angelika Rahe, Pfarrei Christus König, Osnabrück
Angelika Rahe aus der Pfarrei Christus König in Osnabrück engagiert sich seit Jahrzehnten ehrenamtlich für die Begegnung von Menschen. Sie war jahrzehntelang ehrenamtliche Küsterin, ist Mitglied im Partnerschaftskomitee mit einer Gemeinde in Ghana. Sie wirkt bei der örtlichen Caritaskonferenz mit. Vor allem zeichnet sie sich durch die Begleitung und Betreuung des Seniorenzentrums St. Franziskus aus, für dessen Cafeteria sie regelmäßig backt. Dort ermöglicht sie viele Begegnungen und Gespräche zwischen den Bewohnern und Gästen. Außerdem besucht sie die Menschen auf ihren Zimmern, die nicht mehr ausreichend mobil sind, auch an deren Geburtstagen.
Urkunde:
Spazierengehen, Vorlesen oder einfach nur Reden: Gemeinsam ist man weniger allein. Die ehrenamtlichen Begleiter des Malteser-Besuchsdienstes Papenburg machen ihre Besuche und vieles mehr seit genau 20 Jahren. Sie schenken den Menschen im nördlichen Emsland gemeinsame Zeit. Wie diese die Zeit nutzen möchten, entscheiden sie gemeinsam mit ihrer Begleiterin oder ihrem Begleiter. Eine gute Unterhaltung, gemeinsam ein Buch oder die Zeitung lesen sind genauso möglich wie beispielsweise ein Spaziergang im Grünen, ein Besuch im Café, Begleitung im Alltag oder auch Friedhofsbesuche. Die ehrenamtlichen Helfer sind dabei gern Gesprächspartner, hören zu und erledigen auch mal einen Einkauf oder begleiten bei einem Arztbesuch.
Urkunde: Besuchsdienst St. Johann, Osnabrück
Der Besuchsdienst der Kirchengemeinde St. Johann aus Osnabrück besteht aus 15 ehrenamtlichen Senioren, die sich einmal im Monat treffen. Viele Jahre lang engagierten sich die Frauen und Männer vor allem durch Besuche, Unterhaltungen, Spiele oder das Spazierengehen mit Alleinstehenden. Seit der Pandemie wurde dieses Angebot jedoch erweitert. Damit konnte der Kontakt zu den Menschen, die sich isoliert fühlten oder es auch waren, aufrechterhalten werden. Dazu zählen Besuche am Balkon oder Fenster, Telefonate, Musik durch Ehrenamtliche an Häusern, in Innenhöfen, unter Balkonen und Fenstern, Verpflegung mit saisonalen Produkten wie Erdbeeren oder auch Einkaufsdienste. Die ursprünglichen Besuchsdienste bestehen mit allen Angeboten natürlich immer noch.
Urkunde: „Aufsuchende Altenarbeit“ (Hausbesuche Neustadt), Bremen
Die Aufsuchende Altenarbeit ist ein Angebot im Bereich der offenen Altenhilfe. Das Angebot richtet sich vor allem an ältere, zurückgezogen lebende Menschen. Diese haben aus vielfältigen Gründen oft nur ein sehr eingeschränktes oder gar kein soziales Netzwerk und fühlen sich einsam. Ursachen können der Tod eines Ehepartners genauso sein wie der Wegzug von Kindern oder Armut. Altersarmut stellt in diesem Zusammenhang ein großes Risiko für Vereinsamung dar. Beinah 20 Prozent der Menschen ab 65 Jahren war 2021 in Deutschland von Altersarmut bedroht. Der Wert in Bremen ist ähnlich hoch. Armut schränkt gesellschaftliche Teilhabe ein. Die Ehrenamtlichen der Initiative „Aufsuchende Altenarbeit“ nehmen sich regelmäßig Zeit um mit einsamen Menschen zu kochen, einzukaufen, zu sprechen, sie zu Ärzten zu begleiten oder die Teilnahme an Stadtteilangeboten zu ermöglichen. Damit soll ihnen ein Stück Lebensfreude zurückgegeben werden.
Urkunde: Besuchsdienst St. Nikolausstift, Rhede
Der ehrenamtliche Besuchsdienst für das Haus St. Nikolausstift in Rhede existiert mittlerweile seit 32 Jahren. Klara Willerding und Erika Peters kümmern sich um die Koordination und haben den Besuchsdienst mitgegründet. Mittlerweile stellen 23 Frauen und Männer ihre Zeit in den Dienst der Bewohnern. Zeit, die die Pflegenden wegen der Arbeitsbelastung kaum noch aufbringen können. Sie sprechen ohne Zeitdruck, dafür mit viel Einfühlungsvermögen mit den Menschen, halten auch mal die Hand und sind so zu willkommenen Bezugspersonen geworden. Über die Jahre sind bereits Freundschaften entstanden, die sich in Teilen sogar auf die Angehörigen ausgeweitet haben. Darüber hinaus beteiligen sich die Ehrenamtlichen auch an der Vorbereitung und Umsetzung von Festen wie dem Neujahrsempfang, dem Erntedankfest oder dem Oktoberfest. Vor Herausforderungen wird der Besuchsdienst manchmal bei demenziell veränderten Bewohnern gestellt.
Urkunde: Besuchsdienst „Zeit schenken“, Pfarrgemeinde St. Martinus, Bramsche
Vor zehn Jahren wurde in Bramsche die Idee geboren, ein ökumenisches Projekt ins Leben zu rufen, durch das Menschen unterstützt werden, die wenig soziale Kontakte zur Nachbarschaft oder einen echten Freundeskreis haben. Gründe dafür können Armut, soziale Ausgrenzung aber auch die umfassende Pflege von Angehörigen sein. Mit „Zeit schenken“ haben die Ehrenamtlichen der Gemeinde St. Martinus in Bramsche ein verlässliches Instrument geschaffen, um diesen Missständen zu begegnen. Die Kontaktaufnahme findet in der der Regel telefonisch statt. So werden Treffen vereinbart oder andere Dienste koordiniert.
Urkunde: Besuche gegen Einsamkeit, Bad Laer
Die „Besuche gegen Einsamkeit“ werden von Ehrenamtlichen für die Altenheime St.-Antonius-Haus, die Blombergklinik und das Haus Sander in Bad Laer organisiert. Dabei geht es zum einen darum, Menschen zu begleiten, die gern einen Gottesdienst in den katholischen oder evangelischen Kirchen von Bad Laer besuchen möchten. Hierbei werden unter anderem ökumenische Gottesdienste vorbereitet und auch Lektorendienste oder musikalische Programmpunkte von den Ehrenamtlichen übernommen. Andererseits ist auch ein häuslicher Besuchsdienst möglich. Dabei handelt es sich in der Regel um Besuche aus Eigeninitiative. Meist kennen sich Besucher und die Menschen, die besucht werden, weil sie bereits viele Jahre in Bad Laer wohnen. Zuletzt organisiert der Kreis der Ehrenamtlichen auch Besuche zu Geburtstagen. (cpo/kb)