Mit Lieder Gott loben: Erfahrungen von zwei Chorsängerinnen
Singt und jubelt!
Die Lesung empfiehlt der Gemeinde in Ephesus, viel zu singen und in Hymnen und Liedern Gott zu loben. Zwei, die damit viel anfangen können, sind Petra Wiegmann und Barbara Neubüscher. Sie sind begeisterte Chorsängerinnen.
Gesungen haben beide schon immer gerne. „Schon meine Eltern waren im Chor“, sagt Petra Wiegmann. „Bei uns zu Hause wurde viel gesungen.“ Kinderchor, Jugendchor – das geht noch. Aber den passenden Chor für Erwachsene zu finden, ist nicht ganz leicht. „Ich war mal in einem weltlichen Chor“, sagt Barbara Neubüscher. „Aber da bin ich nicht lange geblieben. Mir gefielen die Texte nicht. Ich wollte schon christliche Lieder singen.“ Und dann trafen sich die beiden Frauen. „Ganz zufällig bei einer musischen Fortbildung für Religionslehrer“, erzählen sie. „Wir kamen ins Gespräch und stellten schnell fest, dass wir beide einen Chor suchen. Und dann haben wir verabredet, gemeinsam den Chor Resucito auszuprobieren.“ Das war vor 18 Jahren.
Singen kann das Herz ergreifen
Der Osnabrücker Chor Resucito singt moderne geistliche Musik, ein bisschen Gospel, ein bisschen Neues Geistliches Liedgut, eine „Soul-Messe“ hat Chorleiter Kai Lünnemann selbst geschrieben. Wenn Resucito singt, dann wird aus voller Kehle gelobt und gepriesen. Genauso wie der Epheserbrief es empfiehlt.
„Für mich ist Singen wirklich ein Ausdruck meines Glaubens“, sagt Barbara Neubüscher. „Ich kriege da so ein richtig warmes Gefühl. Wenn wir Loblieder singen, meine ich das auch so.“ Petra Wiegmann kann das bestätigen. „Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen kitschig“, sagt sie. „Aber manche Lieder, die wir singen, finde ich echt ergreifend.“
Und nicht nur das Herz der Chorsänger wird ergriffen. „Wir stehen als Chor normalerweise vorne im Altarraum und schauen die Gemeinde an“, sagt Petra Wiegmann. „Wenn wir zum Beispiel die Fürbitten leise untermalen und dann alle laut ‚Herr, erhöre uns‘ singen, dann habe ich manchmal das Gefühl, dass auch die Leute berührt sind. Das kann man ihnen ansehen.“ Wenn alle, wie der Epheserbrief schreibt, „aus vollem Herzen singen und jubeln“, dann prägt das eben einen Gottesdienst.
Deshalb macht es für Barbara Neubüscher und Petra Wiegmann auch einen Unterschied, ob sie ein Konzert singen oder einen Gottesdienst mitgestalten. „Als wir zum Beispiel beim Katholikentag in Münster das große Konzert ‚Sing to God‘ gegeben haben mit 600 Zuhörern in der Kirche und 300 draußen vor der Tür, das ist schon toll“, sagt Barbara Neubüscher. „In der Messe sind wir mehr ein Teil der Gemeinde, hören die Lesungen, die Predigt, gehen zur Kommunion. Das ist noch mal ganz anders.“
Singen hat für die beiden Frauen also viel mit dem Glauben zu tun. Und damit sind sie nicht allein. „Ich finde, der Glaube prägt den ganzen Chor“, sagt Petra Wiegmann. „Man merkt, dass wir auch eine Glaubensgemeinschaft sind. Sagen jedenfalls Leute, die neu dazukommen.“
Mitsingen, nur weil Melodie und Rhythmus toll sind, scheint dagegen schwierig zu sein. „Ich erinnere mich an eine Frau“, sagt Barbara Neubüscher, „die hat eine Zeit lang mitgesungen und ist dann wieder rausgegangen. Die hat gesagt: Die Musik ist toll, aber das mit Gott ist mir doch zu heftig!“ Andererseits gibt es auch Sänger, deren Glauben durch den Gesang intensiver wird. „Ich denke an jemanden, der eigentlich ziemlich kirchenfern und skeptisch kam, mehr wegen der Musik als wegen der Texte, und ich glaube, der ist durch die Lieder auch Gott wieder nähergekommen.“
Dass Singen ein Zugang zum Glauben sein kann, das merken Petra Wiegmann und Barbara Neubüscher aber nicht nur im Chor, sie merken es auch in ihrem Beruf. Beide sind Grundschullehrerinnen, beide unterrichten auch Religion. „Der Ort, in dem ich unterrichte, ist nicht gerade religiös geprägt“, sagt Neubüscher. „Beten wäre hier total schwierig, das kennen die Kinder von zu Hause nicht. Aber mit Singen sind die meisten gut zu packen.“ Und das nicht nur, weil Kinder einfach gerne singen, sondern auch wegen der Texte. „Die Kinder singen zum Beispiel gerne das Lied ‚Gottes guter Segen sei mit euch‘. Und sie merken sich das auch, die Situationen, die da beschrieben werden, wann Gott mit uns ist. Das beschäftigt sie.“ Manche Lieder schaffen es sogar, die Religionen zu verbinden. „Wir haben hier viele muslimische Schülerinnen und Schüler. Da geht nicht alles, aber von Gottes Segen können alle singen.“
Von Gott zu singen, fällt Kindern leichter
Die Grundschule von Petra Wiegmann ist 30 Kilometer entfernt, der Ort ist katholisch geprägt. Die Erfahrungen sind aber gar nicht so verschieden. „Wir singen im Religionsunterricht viel, die Kinder wollen das auch“, sagt sie. Dass die Kinder über die Texte nachdenken, merke sie immer wieder in Gesprächen – im Religionsunterricht oder darüber hinaus. Und außerdem, sagt sie, könne man sich singend Texte leichter merken. „Das Vaterunser gesungen klappt super, das Vaterunser zu beten, da tun sich die Kinder oft schwer.“
„Lasst in eurer Mitte Psalmen, Hymnen und Lieder erklingen, wie der Geist sie eingibt. Singt und jubelt aus vollem Herzen zum Lob des Herrn!“, so heißt es im Brief an die Epheser. Für Petra Wiegmann und Barbara Neubüscher sind diese Verse gut nachvollziehbar. Denn in einem sind sie sich völlig einig: „Leben, ohne zu singen, und glauben, ohne zu singen – das können wir uns einfach nicht vorstellen.“
Von Susanne Haverkamp