Umweltpreis des Bistums
So helfen wir der Natur
Die Bewahrung der Schöpfung können wir anderen überlassen oder selbst aktiv werden. Das Bistum hat deshalb einen Umweltpreis aufgelegt, um den sich Gemeinden und Verbände bewerben können. Was kann man tun?
„Wenn es die Insekten nicht mehr gibt, fehlt die Grundlage für unser Leben.“ Karin Schuld ist Geschäftsführerin der Bischöflichen Kommission Mission, Entwicklung, Frieden im Bistum Osnabrück. Die hauptamtliche Mitarbeiterin unterstützt die Ehrenamtlichen der Kommission. Und die haben sich etwas ausgedacht. Mit einem Wettbewerb wollen sie Kirchengemeinden und deren Gruppen dazu animieren, auf dem Kirchengelände etwas für den Artenschutz zu tun. Damit Insekten, Vögel und kleinere Tiere dort einen Lebensraum finden und nicht aussterben.
Das päpstliche Schreiben Laudato si habe dazu klare Aufträge erteilt, meint Karin Schuld. „Jeder soll nach seinen eigenen Fähigkeiten aktiv werden, Christinnen und Christen können beim Artenschutz mit anfassen“, sagt sie. Das betreffe Flächen rund um die Kirche, das Gemeindehaus oder auch den gemeindlichen Friedhof. Schuld rechnet das Potenzial vor: Es gebe allein rund 35 000 Hektar an Friedhofsflächen in Deutschland, das entspricht etwa 49 000 Fußballfeldern.
Der Klassiker ist das naturnahe Blumenbeet
Und was sollen Gemeinden nun umsetzen? Die Bandbreite ist vielfältig, Karin Schuld hat mehrere Beispiele auf einer Homepage zusammengetragen. Der Klassiker ist natürlich das naturnah bepflanzte Blumenbeet statt einer zugepflasterten Schotterfläche oder dem Rasen, der zwar pflegeleicht ist aber kaum Nahrung für Bienen und anderen Insekten bietet. In Lingen beispielsweise wird ein Friedhof naturnah bearbeitet, in Bad Bentheim haben sie sich auf den Blumenschmuck für die Kirche konzentriert.
„Wir haben vor, ein ganzes Kirchenjahr lang keine Blumen zu kaufen“, sagt Irene Recke, eine von zwölf aktiven Frauen, die das Projekt umsetzen. Am 1. Advent hat es begonnen. „Ursprünglich hatten wir vor, den Blumenschmuck einmal im Monat entsprechend vorzubereiten“, sagt sie. Bisher hat es tatsächlich noch an jedem Sonntag geklappt. „Aber wir müssen uns umgewöhnen“, meint sie. Und gute Gelegenheiten nutzen. Im Herbst bekam sie mit, dass in der Nähe ein Nadelbaum gefällt werden sollte. Der wurde zum Weihnachtsbaum in der Kirche. „Und Tannengrün hatten wir auch gleich dabei.“ Dazu kam getrocknetes Silberblatt, rote Ilex-Beeren sorgten für Farbtupfer. Der vielerorts unverzichtbare Weihnachtsstern musste dann aber wegfallen. Denn der wächst in unseren Breitengraden nicht.
Irene Recke sagt, das Projekt sei gut aufgenommen worden, deshalb sehe sie die Tendenz, dass es auf jeden Fall weitergeht. „In dieser Jahreszeit wächst ja auch genug.“ Im Pfarrgarten wurde extra ein Staudenbeet angelegt. Im Frühjahr war das noch etwas komplizierter, deshalb musste gut geplant werden. Zum Beispiel wurden Zweige von Kirsche oder Apfel so rechtzeitig ins Warme geholt, dass sie am Sonntag aufblühten. Oder es wurden Blumenzwiebeln vorgezogen. „Mit den liturgischen Farben passt es aber nicht mehr so gut“, sagt Irene Recke. Rot zu Pfingsten, das klappte nicht. Dafür gehe sie jetzt mit einem wacheren Blick durch die Natur, immer auf der Suche nach Pflanzen, die sich verwerten lassen. Als in der Nachbarschaft ein Rhododendron beschnitten wurde, sicherte sie sich ein paar Zweige. Einen Sonntag lang blühten sie in der Kirche.
Die Bewerbungsphase läuft bis August 2023
Karin Schuld empfiehlt den Gemeinden, sich vor Ort Partner zu suchen, um weitere Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Bei lokalen Gärtnereien könnte man sich zum Beispiel Rat holen, welche regionalen Stauden ins Bett gepflanzt werden könnten oder wie man eine Hecke anlegt, in der Vögel gerne nisten möchten. Oder den Nabu ins Boot holen, um im Kirchturm Rückzugsmöglichkeiten für Vögel und Kleintiere zu schaffen. Bis zum August 2023 läuft die Bewerbungsphase, am 2. September 2023 wird die Preisverleihung sein. 1000 Euro, 500 Euro und 250 Euro gibt es für die Gewinner, weitere Sachpreise sind vorgesehen und sollen den Projekten Anerkennung verleihen.
Matthias Petersen
Anregungen gibt es hier
Zur Sache
Das Bistum will stärker in Nachhaltigkeit und Ökologie investieren. Generalvikar Ulrich Beckwermert kündigte auf einem Gesprächsabend in der Pfarrei Christus König in Osnabrück einen vielfältigen Maßnahmenkatalog an.
So sollen im Bereich der kirchlichen Immobilien neben der Bestandsprüfung auch vielfältige Synergieeffekte mit Kommunen und kirchlichen Schulen überlegt werden. „Wir wollen näher zusammenrücken“, so Beckwermert. Bei der Vermietung und der Verpachtung von Grundstücken und Ländereien sowie im Bereich von Wertpapieren werden ethische Apekte noch stärker in den Vordergrund rücken. „Wir wollen nicht nur aufs Geld und die Rendite schauen sondern auch ökologische Standards umsetzen“, betonte er.
Auch die Autonutzung der kirchlichen Mitarbeiter wird reduziert, bei Konferenzen wo es möglich ist, auf Onlineformate gesetzt. Der Fleischkonsum in kirchlichen Einrichtungen soll auf den Prüfstand gestellt und die ökologische und nachhaltige Bildung in Schulen vorangetrieben werden. „Das alles reicht noch nicht aus, aber wir sind dabei“, so Beckwermert. (afl)