Wie ein Handy-Programm für bessere Kommunikation sorgt

So wichtig wie der Buchdruck

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Zwei junge Leute aus Bremen haben ein Programm für Handys entwickelt, mit dem Kirchengemeinden besser miteinander und mit ihren Gläubigen kommunizieren können. 70 Gemeinden machen schon mit.


Bela Janauschek (l.) und Nils Bischoff (r.) haben die App „Churchpool“ ins Leben gerufen. Pastor Robert Vetter macht auch mit. Foto: Alexandra Wolff

Mit einer neuen Idee wollen sie Kirchengemeinden besser miteinander vernetzen: Bela Janauschek aus Bremen und sein Ex-Kommilitone Nils Bischoff (beide 26) haben im Dezember 2020 „Churchpool“ herausgebracht. Das ist eine App, also ein Kommunikations- und Nachrichtenprogramm fürs Smartphone. Damit will Janauschek Hürden einreißen und den Informationsfluss verbessern. „Die eigene Gemeinde hat vielleicht keinen Chor. Aber in der Nachbargemeinde gibt es einen, der sich jeden Donnerstag um 20 Uhr trifft. Woher soll ich das wissen? Und wie kann ich mit den Verantwortlichen in Kontakt treten?“ Eigeninitiativ dort anzurufen, würde ihm persönlich schwerfallen. „Wenn ich mich aber vorab über eine App informieren kann, habe ich es schon einfacher“, sagt Janauschek. 

Die App berichtet darüber hinaus wie ein Pfarrbrief über Neuigkeiten aus den Gemeinden. Einen gedruckten Pfarrbrief müsste man selbst abholen. Auch, um Neues von der Internetseite zu erfahren, müsste das Gemeindemitglied selbst aktiv werden. „Mit unserer App erhalten Nutzerinnen und Nutzer dagegen Benachrichtigungen direkt aufs Smartphone“, sagt Bischoff. Das heißt, auf dem Display erscheint eine Mitteilung, die darauf hinweist, dass es in der App etwas Neues gibt. Die evangelische Kirchengemeinde in Stuhr veröffentlicht beispielsweise jede Woche eine Kurzandacht, die sich jeder in der App anhören kann. 

"Churchpool" ist datenschutzkonform

Sowohl die Mitglieder als auch verschiedene Gemeinden können untereinander in Kontakt treten. Die App ermöglicht es außerdem, Kommunikationsgruppen zu erstellen. Dies wird jetzt schon in Kirchenvorstands-, Freizeit- und Messdienergruppen genutzt. Auch die Kommunikation zwischen Betreuern und Eltern in kirchlichen Kindergärten und Kitas wird über die App abgewickelt. „Hierdurch wird Eltern eine Brücke zur Kirchengemeinde gebaut“, erklärt Janauschek. 

In vielen Punkten ähnelt „Churchpool“ Nachrichtendiensten wie WhatsApp. Dieser ist aber aufgrund der fehlenden Einhaltung des Datenschutzes in der Kirche eigentlich verboten. Schließlich leben diese Unternehmen davon, die Daten und Informationen der Nutzer auszuwerten und zu verkaufen. „Churchpool“ hingegen ist konform mit der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), dem Kirchlichen Datenschutzgesetz (KDG) und dem Datenschutzgesetz der Evangelischen Kirche in Deutschland (DSG-EKD). Außerdem wird bei „Churchpool“ keine Werbung geschaltet und die Server werden in Deutschland betrieben, was die Nutzung der App noch einmal sicherer macht. 

„Seit kurzer Zeit kann auch jeder bei ,Churchpool‘ die eingestellten Informationen kommentieren und bewerten“, betont Robert Vetter. Der Pastor der evangelischen Gemeinde Stuhr hat die kostenlose App auch schon heruntergeladen. Wie wichtig er sie findet, beschreibt er so: „Kirchen müssen das Potenzial von Apps erkennen. Die Erfindung der App ist so umwälzend wie die des Buchdrucks.“ Janauschek ergänzt: „Die App bietet Gemeindemitgliedern, Freunden und Interessierten einen Raum, um sich zu vernetzen, wie es bis dato nicht möglich war.“ 

Momentan arbeiten Bischoff und Janauschek ehrenamtlich und täglich zwölf Stunden an der zunächst noch kostenlosen App. Mittelfristig sollen Kirchengemeinden aber ein Bezahl-Abo abschließen. Für die Nutzer bleibt die App kostenlos.

Gemeinden aus dem Norden machen mit

Die Idee zu „Churchpool“ hatten die beiden schon früher. „Ende 2019 hatten wir uns zum ersten Mal mit sechs Pfarrern getroffen“, erinnert sich Bischoff. Inzwischen haben Gemeinden aus mehr als zehn Bistümern und Landeskirchen unsere App heruntergeladen. Gemeinden in den Bistümern Osnabrück, Hildesheim und Hamburg sind dabei, aber auch einige aus Süddeutschland. Insgesamt sind es schon über 70, sagt Bischoff: „Der Fokus liegt auf Deutschland. Wir können uns aber auch vorstellen, ,Churchpool‘ auf andere Länder auszuweiten.“ 

„Überhaupt sind alle Menschen willkommen“, versichert Bischoff. „Wir wollen schließlich die Transparenz der Kirche erhöhen. Die Kirche muss sich nicht neu erfinden. Es reicht, die Inhalte richtig zu vermitteln und die Gemeinschaft miteinander zu vernetzen.“ Pastor Vetter sieht das genauso: „So wie der Gottesdienst allen offensteht, so steht auch die App allen offen.“ 

Alexandra Wolff

Die App kann im Apple- und Google-Store heruntergeladen werden. Mehr Informationen gibt es hier