Solitafeln finden im ganzen Bistum statt
Solidarität quer durch das Bistum
Im gesamtem Bistum wurden in den letzten Monaten sogenannte Solidaritätstafeln veranstaltet – mal mit politischer Ausrichtung, mal fröhlich und laut. Anlass ist das Godehardjahr. Das Festjahr ist nach dem heiligen Godehard benannt, der im Jahr 1022 zum Bischof berufen wurde und als sozial engagiert galt. Mitveranstalter der Tafeln ist der Diözesancaritasverband, gefördert wird die Aktion von der Klosterkammer Hannover.
Heilige Familie blickt auf die Nachbarschaft
Zu überhören war sie nicht – die Solidaritätstafel der Kirchengemeinde Heilige Familie in Bad Salzdetfurth, die unterhalb der Kirche stattfand und vor allem dem Kontakt mit der Nachbarschaft dienen sollte. Der Spielmannszug des Bergmannvereins spielte bekannte Melodien, sodass die Gäste beschwingt an den festlich geschmückten Tischen Platz nehmen konnten. Die Musiker bedankten sich auf diese Weise auch dafür, dass sie neuerdings im Pfarrheim proben dürfen.
Über 60 Menschen kamen bei Kaffee, Brötchen und Crêpes ins Gespräch. Dazu hatten die Veranstalter Fotos von Gebäuden aus der Nachbarschaft, Infos des Bistums Hildesheim und Energiespartipps der Caritas ausgelegt. Denn der kommende Winter und die explodierenden Energiepreise sind auch in der Kurstadt ein aktuelles Thema.
Das Fest war durch das Engagement vieler Ehrenamtlicher möglich geworden. Die Bilanz von Rainhild Montag aus dem Organisationsteam: „Das wollen wir auf jeden Fall wiederholen. Mit Pastor Wallis aus der evangelischen Nachbargemeinde haben wir uns auf eine ökumenische Fortsetzung 2023 verständigt. Und dann kommen die, die jetzt vielleicht nur hinter der Gardine hervorgelugt haben, auch dazu.“ (sk)
Das hat allen gut gefallen
In Lüneburg baten die Solitafeln gleich zweimal zu Tisch: Anfang September lud die Gemeinde St. Marien in Zusammenarbeit mit dem Caritasverband Lüneburg und der Kindertagesstätte in den Clamart-Park ein.
Rund 230 Gäste, darunter viele mit Migrationshindergrund, folgten der Einladung. So nahmen unter anderem Menschen aus Südamerika, Syrien, Kasachstan, aus dem Sudan und der Ukraine an der Tafel teil. So unterschiedlich wie die Herkunftsländer waren die sozialen und wirtschaftlichen Lebenssituationen der Gäste. Auch Menschen mit Suchtproblemen oder von Obdachlosigkeit betroffene Mitbürger, die ihren Treffpunkt im Clamart-Park haben, nahmen an der Tafel Platz.
Alle genossen Essen und Musik, die Tänze junger Frauen aus der Ukraine, das Spielen mit dem Spielmobil und der Hüpfburg.
Schnell entwickelten sich lebhafte Gespräche, die durch Impulsfragen auf den Tischen (z. B.: Wie und warum bist du nach Lüneburg gekommen? Was findest du in Deutschland gerecht oder ungerecht? Wo erlebst du Solidarität?) angeregt wurden. Bunte Platten mit Spezialitäten aus vielen Ländern sorgten für kulinarische Abwechslung.
Am Sonntag öffnete dann auch die Solitafel in Kaltenmoor. Der Lüneburger Stadtteil mit 10 000 Einwohnern aus 50 Nationen steht als sozialer Brennpunkt immer wieder in den Schlagzeilen, aber die 200 Gäste erlebten an langen Tafeln im ökumenischen Gemeindezentrum einen harmonischen Tag mit Begegnung und Gesprächen, viele Kontakte wurden geknüpft zwischen Menschen aus dem Irak und Ghana, aus Kasachstan und der Mongolei. Am Ende standen Freude, Anerkennung und der Wunsch nach einer Wiederholung.(js/hs)
Als Christen für die Teilhabe von Benachteiligten kämpfen
„Gemeinsam zu Tisch“ – unter diesem Leitgedanken waren gut 500 Menschen auf dem Platz vor der Basilika St. Clemens in Hannover zusammengekommen. Dort gab es nicht nur zu essen und zu trinken, sondern es wurden klare politische Forderungen formuliert.
„Es geht uns als Christinnen und Christen um die Menschen, die um Teilhabe kämpfen müssen, die durch ihre Lebensumstände an den Rand gedrängt werden“, betonte Felizitas Teske als Sprecherin der Katholischen Kirche in der Region Hannover.
„Gemeinsam zu Tisch, das steht sinnbildlich für unsere Stadt“, sagte Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay in einem Grußwort: „Sich unterhaken ist in den letzten zwei Jahren so wichtig gewesen und wird es auch in den nächsten Monaten wieder sein.“
Für Udo Niedergerke ist die Tafel vor der Basilika gelebte Solidarität: „Niemanden ausgrenzen, das ist das Gebot der Stunde.“ Gemeinsam mit seiner Frau Ricarda hat Niedergerke 2008 eine Stiftung ins Leben gerufen, die gezielt wohnungslose Menschen unterstützt. Aber trotz verbesserter staatlicher Hilfen werde die Zahl notleidender Menschen zunehmen: „Ein mörderischer Krieg, dramatisch steigende Energiekosten, eine galoppierende Inflation – das ist für viele Menschen trotz staatlicher Hilfe nicht zu stemmen.“
Für Thomas Heek vom Niedersächsischen Flüchtlingsrat ist Solidarität gleichbedeutend mit der Gestaltung von Zuwanderung: „Deutschland ist ein Zuwanderungsland“, unterstrich Heek. „Wir brauchen dauerhaft Strukturen und Ansprechpersonen, damit Menschen hier schnell ankommen können.“
Auch im Alter kann Migration ein Problem bedeuten, sagte Cornelia Goesmann, die Vorsitzende des Seniorenbeirates der Stadt Hannover. Von den 135 000 Senioren, die in der Landeshauptstadt leben, gelten 15 Prozent als arm. Unter denen mit migrantischen Wurzeln sind es 31 Prozent: „Oftmals haben sie in schlecht bezahlten Jobs gearbeitet.“
„21 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Niedersachsen sind von Armut betroffen – und Kinderarmut ist Familienarmut“, betonte Christine Volland, Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft der Familienverbände Niedersachsens. Auch hier sind Menschen mit Migrationshintergrund stärker betroffen.
Monika Nordhorn vom Caritasverband Hannover beklagte den Mangel an Wohnraum: „Jeder wohnungslose Mensch muss ein Dach über dem Kopf bekommen, das ist die Grundlage jeder Hilfe und jeder Perspektive“, betonte sie. Ein weiteres Problem: die medizinische Versorgung. „Viele wissen nicht, wohin.“ Mittlerweile nehme die Caritas in der Wohnungslosenmedizin und Straßenambulanz 4000 Behandlungen im Jahr vor.
Kai Kotmann lenkt den Blick auf die Situation von Kindern und Jugendlichen nach der Corona-Pandemie mit ihren sozialen Isolierungen: „Junge Menschen sind besonders betroffen, mit Schlafstörungen, Depressionen, suizidalen Gedanken und Flucht in fiktive Welten“, beschreibt es der Vorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) in der Region Hannover.
„Wie gehen wir künftig miteinander um, das ist die eine Frage von Solidarität“, hebt Diakon Ingo Langner für die Katholische Kirche in der Region Hannover hervor. Die andere Frage betrifft die nach einer größeren Gerechtigkeit für alle: „Eine solidarische Gesellschaft schließt auch das Umverteilen von Reichtümern ein.“ (wal)
Auch die Kunden der Wärmestube waren dabei
Zur Solidaritätstafel in Salzgitter-Lebenstedt hatten die Pfarrgemeinde St. Joseph, die Kitas, die Caritas, das Haus der Familie und die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Wärmstube auf die Wiese hinter der Kirche eingeladen. Das Sponsoring durch das Bistum im Rahmen des Godehardjahres und das 25-jährige Bestehen der Wärmstube ergänzten sich in idealer Weise.
Dem Gedanken des Godehardjahres gemäß, unterschiedliche Menschen an einem Tisch zu versammeln, kamen zahlreiche Gemeindemitglieder und auch einige „Kunden“ der Wärmstube, zusammen etwa 200 Menschen.
Sie hatten ihren Spaß bei Kaffee und Kuchen, Brötchen und Brez’n. Geboten wurde Kulinarisches und Kulturelles. Eine Musikgruppe mit Bezug zum Familienzentrum St. Elisabeth heizte ein mit Rockklassikern aus den 70ern und wechselte sich ab mit einer Trommlergruppe aus umliegenden Gemeinden, die mit afrikanischen Rhythmen die Hörenden in Stimmung brachten. Die Kinder begeisterten sich am Schminken und nutzten ausgiebig die Hüpfburg. Nach zweieinhalb Jahren Feierabstinenz durch Corona war allen Besuchern die Freude an der Begegnung und am Austausch anzumerken. (gp)
Picknick als interkultureller Treffpunkt vor historischer Kulisse
Im Rahmen des Godehardjahres und der Interkulturellen Woche 2022 fand in Duderstadt vor dem historischen Rathaus – genau zwischen der Basilika St. Cyriakus und der evangelischen Kirche St. Servatius – das 3. Internationale Picknick statt. Zahlreiche Gäste brachten Spezialitäten aus verschiedenen Kulturkreisen mit und kamen miteinander ins Gespräch. Die Aktion stand unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Thorsten Feike, Pastorin Christina Abel und Propst Thomas Berkefeld.
„Wir lernen einander kennen – egal woher wir kommen“ – so lautete das Motto der Veranstaltung. Im Duderstädter Familienzentrum am Inklusiven Campus der Caritas Südniedersachsen hatten eine Gruppe von Frauen, vor dem Krieg geflohene Ukrainerinnen, verschiedene Spezialitäten als Beitrag für das internationale Buffet gebacken. Zu den Organisatoren gehörten weiterhin ein Netzwerk aus Mitgliedern der Kirchengemeinden und weitere ehrenamtliche Helfer. (ny)