Digitales Projekt "Lesekitze" für Kinder

Sommerschmöker im Video

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Ein neues Projekt der Kultureinrichtung Ruller Haus und der Osnabrücker Dom Buchhandlung stellt lesende Kinder in den Mittelpunkt. Sie können Bücher lesen und sie anschließend auf digitalen Medien präsentieren.

 


Treffpunkt Dom Buchhandlung: Beteiligte am Leseprojekt haben sich in den Räumen am Domhof 2 zusammengetan. Foto Claudia Sarrazin

Schnell wie zu Hause fühlten sich die jungen Teilnehmer des neuen „Lesekitze – hör zu, lies mit“ der Kultureinrichtung Ruller Haus in der Osnabrücker Dom Buchhandlung. Dort durften sie sich jeweils zwei Bücher aussuchen, um sie sich als Ferienlektüre vom Ruller Haus auszuleihen. Nach den Ferien werden sie lernen, wie sie diese Bücher in einem Video vorstellen können. 

„Wir haben hier richtige Sommerschmöker ausgesucht und möchten, dass ihr heute ein Gefühl für die Bücher bekommt“, erklärte die Referentin für Leseförderung und Literaturerziehung, LiesA (Stephanie Scholze), die das Projekt des Ruller Hauses leitet. Kurz darauf griffen Martje (8), Julia (8), Charlotte (7) Paula (7), Charlotte (9) und Lotte (9) zu den von LiesA vorausgewählten Büchern. Zudem stöberten sie in den Regalen der Dom Buchhandlung. Da das Projekt von der Felicitas-und-Werner-Egerland-Stiftung unterstützt wird, war auch Dorit Schleissing-Stengel von der Stiftung in der Buchhandlung und erlebte, wie sich die Kinder in die Bücher vertieften, und es sich dabei auf dem Boden und auf Stühlen gemütlich machten.

Das Besondere am Projekt: Das Lesekitze-Projekt verbindet das Lesen von Büchern mit dem Erlernen von Medienkompetenz und Präsentationstechniken. Deshalb stehen nach den Ferien Schreib- und Sprechübungen sowie Termine für Videoaufnahmen auf dem Programm. Ziel ist es, dass die Kinder selbst digitale Büchertipps produzieren und ihre Lieblingsbücher anderen in Form von Videointerviews vorstellen. 

Die Bücher: In der Dom Buchhandlung wusste Charlotte schnell, dass sie „Aua! Ein Buch über den Körper, Verletzungen und Gesundwerden“ von Felicitas Horstschäfer und Johannes Vogt lesen wollte: „Denn ich interessiere mich sehr für Medizin“, so Charlotte, die zudem Superhelden mag und deshalb auch zu einem Buch der Fonk-Reihe von Tobias Goldfarb und Lisa Hänsch griff. Darin geht es um einen Geheimagenten aus dem All. Und während Lotte noch suchte, zeigte Julia ihre beiden Bücher: Eines aus der Reihe „Lieber ein Lama!“ von Franziska Gehm und „Ein Panda zieht ein“ von Sarah Horne. LiesA war es wichtig, dass die Kinder entspannt stöbern und so lange bleiben konnten, bis sie mit ihren Büchern wirklich zufrieden waren. Die Teilnehmer des Lesekitze-Projektes erinnerte sie: „Erst wenn ihr einen echten Lieblingstitel gefunden und gelesen habt, könnt ihr ihn auch mit dieser Begeisterung vorstellen!“

Wer beim Start dabei sein kann: Bei „Lesekitze – hör zu, lies mit“ mitmachen können maximal zehn Kinder ab der dritten Klasse, die Lust haben, mitzulesen, zu präsentieren und sich in ein neues Vorleselevel zu begeben. Es gibt keine Altersbeschränkung nach oben. Alle teilnehmenden Kinder sollten Interesse an digitalen Arbeitsweisen sowie dem Agieren vor einer Kamera haben. Die Teilnahme ist für die Kinder kostenlos. Und zwei Kinder, die nicht die passenden technischen Voraussetzungen haben, können sich noch I-Pads mit entsprechendem Zubehör für das Projekt vom Ruller Haus ausleihen.

Digitaler Raum: Die Idee zu diesem Projekt entstand in Corona-Zeiten: Im Winter 2020 mussten die bestehenden Lesewerkstattgruppen des Ruller Hauses pandemiebedingt zur digitalen Arbeitsweise finden. Sie trafen sich in Zoom-Konferenzen, hörten Geschichten, sahen Bilder an und pflegten kreativen Austausch. Außerdem erhielten sie von LiesA aktuelle Buchtipps, die aus erzählenden Inhaltsangaben und aussagekräftigen Textstellen bestanden. Das kam an: Es wollten so viele Kinder spontan selbst eigene Bücher vorstellen, dass nicht alle zu Wort kommen konnten. Aus anfänglicher Schüchternheit und Zurückhaltung im Umgang mit PC-Tastatur, Kamera und Mikrofon wurde rasch Gewohnheit. Die Kinder hatten Spaß daran, die vielfältigen Möglichkeiten, zum Beispiel Chat oder Kommentarfunktion, auszuprobieren und sich selber in Szene zu setzen.  

Ein Testballon: So entstand die Idee, die Vorstellung der Lieblingsbücher der Kinder in einer zeitgemäßen, digitalen Darstellung zu realisieren. Rasch war eine kleine Gruppe Drittklässler bereit, sich in diesem Bereich auszuprobieren: Die Kinder nahmen unter anderem an Zoom-, Schreib- und Sprechübungen zum Thema Internetrecherche, Inhaltsangabe und Meinungsäußerung teil. Durch das Ausprobieren verschiedener Ausdrucksmöglichkeiten trainierten sie ihre Selbst- und Sprechsicherheit in Vorlese- und Interviewsituationen und drehten erste Probevideos. Nach dieser experimentellen Arbeitsphase stand fest: LiesA (Stephanie Scholze) und das Ruller Haus möchten dieses Formats digitaler Leseförderung etablieren. Projektpartner ist die Dom Buchhandlung. Finanzielle Unterstützung erhielten sie dafür von der Felicitas-und-Werner-Egerland-Stiftung.

Claudia Sarrazin