Soziales Wagniskapital

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In Wilhelmsburg ist der Malteser Campus St. Maximilian Kolbe eingeweiht worden. Der Spiralturm der gleichnamigen profanierten Kirche ist Wahrzeichen für ein interkulturelles und generationenübergreifendes Begegnungszentrum.


Blick von der Galerie in das zum Veranstaltungssaal umgebaute ehemalige Kirchenschiff: Sichtbeton kontrastiert mit warmen Holztönen. | Foto: Matthias Schatz

„Ein Campus ist zunächst einmal nur ein Feld, das bestellt werden muss.“ Daran erinnerte Tobias Sellenschlo in seiner Funktion als stellvertretender Diözesanvorsitzender der Malteser im Norden bei der feierlichen Eröffnung des Malteser Campus St. Maximilian Kolbe in Wilhelmsburg. In der Tat ist das Feld sehr gut bestellt, will sagen: Räumlich sind eindrucksvolle Voraussetzungen geschaffen worden für einen herausragenden interkulturellen und genrationenübergreifenden Begegnungsort. 

Das war nicht eben billig. Rund 35 Millionen Euro sind in den gesamten Campus investiert worden. Das umfasst die Sanierung des Malteserstifts St. Maximilian Kolbe, einer Altenpflegeinrichtung, den Neubau für Betreutes Wohnen und die Umnutzung des Kirchengebäudes. Rund zwölf Millionen Euro davon machten Födermittel aus, die vom Bundesinnenministerium, der Beauftragten für Kultur und Medien, des Hamburger Denkmalschutzes, der Stiftung Denkmalschutz und des Erzbistums Hamburg kamen. 

Allein in den Innenausbau der profanierten Kirche St. Maximilian Kolbe mit ihrem charakteristischen, zumindest früher gern als „Klorolle“ abqualifizierten Spiralturm aus Sichtbeton steckten die Malteser 1,5 Millionen Euro. Die Finanzierung der Außensanierung verschlang weitere 900 000 Euro. Nun soll sie „ein sozialer Anker für das Quartier“ werden, wie Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien, in einer Pressemitteilung zitiert wird..

„Ich bin beeindruckt, was hier entstanden ist“, war denn auch Ministerialrat Matthias Vollmer vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, das allein immerhin elf Millionen Euro investierte, in seiner Eröffnungsansprache begeistert. Als er vor einigen Jahren die Kirche vor der Sanierung gesehen habe, sei er noch in einen dunklen und tristen Raum gekommen. 

In der Tat: Der Sichtbeton hat seine Düsternis völlig eingebüßt, und zwar sowohl innen wie außen. Holztöne des Parkettbodens verleihen dem einstigen Kirchenraum, in dem nun jeder Besucher eine Ecke für Andachten nutzen kann, eine behagliche Wärme.Daneben setzte das Architekturbüro Landwehr Henke und Partner gewissermaßen ein Haus in das frühere Gotteshaus. Auch dabei dominiert Holz, die Fußböden sind allerdings aus Kunststoff. Das macht auch Sinn, denn auf ihnen werden Kinder aus den Vorschulklassen der benachbarten Gemeinde St. Bonifatius und ihrer Kita herumtoben. Zudem wird dort noch eine Küche für ihre Eltern eingerichtet. 

„Malteser wollen Brückenbauer sein“

Der hohe Kirchenraum erlaubte es, das Haus im Haus gar zweistöckig zu gestalten. Von einer Galerie aus kann man auf das Kirchenschiff blicken, das nun ein Saal für vielfältige Veranstaltungen ist. Daneben befinden sich Räume für Büros sowie Seminare und Ähnlichem. Dort ist das Koordinierungsbüro der bereits seit 2018 im Stadtteil aktiven Malteser Hospizgruppe untergebracht. Von dort aus organisieren die Malteser zum Beispiel Ehrenamtsschulungen für Sterbebegleiterinnen und Sterbebegleiter, die in Wilhelmsburg Menschen am Lebensende betreuen. 

Zudem wird dort der Integrationsdienst der Malteser Deutschkurse für Geflüchtete und verschiedene weitere Projekte für Menschen mit Migrationshintergrund anbieten. Auch das Mentorenprogramm „Balu und Du“, das Grundschulkindern aus dem Hamburger Süden zugute kommt, wird von dort aus koordiniert. Ein Besuchsdienst für Seniorinnen und Senioren, die unter Einsamkeit leiden, ist ebenso im Aufbau wie das Angebot von Erste-Hilfe-Kursen und sozialpflegerischen Ausbildungen. 

Elmar Pankau, Vorsitzender der Geschäftsführung der Malteser Deutschland, betonte in seiner Festrede, die Malteser hätten in ihren Hospitälern seit jeher allen Menschen geholfen, unabhängig von Religion und Ethnie. Sie seien Brückenbauer und das wollten sie auch in Wilhelmsburg sein. Pankau: „Der Campus soll ein Ort voller interkultureller Begegnungen werden.“ 

„Der Campus ist auch ein Wagnis“, hob zum Schluss Manouchehr Shamsrizi, Vorsitzender des Fachbeirats Malteser Campus St. Maximilian Kolbe, hervor. Gewissermaßen sei dort soziales Wagniskapital investiert worden, das hoffentlich auch einen „Social Return“ für den Stadtteil bringe.

Von Matthias Schatz