Gemeinsames Krippenspiel von Jung und Alt
Spiel der Generationen
Beim gemeinsamen Krippenspiel können sich alte und junge Mitglieder der Gemeinde austauschen, begegnen und mit dem Bibeltext beschäftigen. Ein solches Projekt umzusetzen, bedeutet viel Arbeit, kann sich aber lohnen.
„Ach, wie niedlich!“ Das denken sich wohl viele Gottesdienstbesucher an Heiligabend, wenn Kinder aus dem Kindergarten oder der Grundschule beim Krippenspiel die Bibelgeschichte der Geburt Jesu nachspielen. So können die Familien bequem die Zeit bis zur Bescherung überbrücken. Texthänger und Versprecher der Darsteller wirken da eher putzig als störend, und welche Botschaft der Text vermitteln möchte, ist vielleicht auch eher zweitrangig.
Eigene Fassung des Krippenspiels erarbeiten
Die Weihnachtsgeschichte aus den Evangelien kann aber auch Grundlage für eine tiefere Auseinandersetzung mit dem Glauben und dem Fest Weihnachten sein, sagt Theaterpädagoge Hannes Michl. Und das nicht nur für Kinder: In einem Studienprojekt hat er mit Gemeindemitgliedern unterschiedlichen Alters eine eigene Fassung des Krippenspiels erarbeitet. Das Theaterstück führte die Gruppe dann später in den Weihnachtsgottesdiensten der St.-Nicolai-Kirche in Laatzen-Oesselse bei Hannover auf.
Die Gruppe versuchte den Originaltext der Bibel zu aktualisieren und darzustellen, wo die Geschichte auch heute noch stattfinden könnte. „Das ist der Sinn von Theater, dass eine Botschaft vorgehalten wird, die den Menschen etwas erzählen soll, etwas sagen soll oder berühren soll. Und das ist bei der Weihnachtsgeschichte auch so“, sagt Michl. Solche Brücken in den Alltag seien für die Zuschauer oft überraschend und hilfreich, um die Geschichte auf das eigene Leben beziehen zu können.
Ein generationsübergreifendes Krippenspiel sei eine gute Möglichkeit, um Gemeindegruppen verschiedenen Alters, die sich sonst vielleicht nur bei Gemeindefesten treffen, in Kontakt zu bringen, sagt Michl. Bei einem so gemischten Ensemble können sowohl die jungen als auch die alten Gemeindemitglieder ihre eigenen Erwartungen, Erfahrungen und Vorstellungen in das Stück einbringen.
Das Krippenspiel eigne sich dafür besonders, da es von allen Generationen im Weihnachtsgottesdienst gewünscht werde und in der biblischen Geschichte sowohl Kinder als auch Erwachsene vorkämen. „Warum müssen das nur die Kinder für die Erwachsenen machen oder nur die Alten für die Jungen? Das kann man ja auch gemeinsam aufführen“, sagt Michl.
Dadurch, dass junge und alte Menschen am Theaterstück gemeinsam mitarbeiten, entsteht allerdings ein Problem, das Michl auch bei anderen generationsübergreifenden Theaterprojekten erlebt: nämlich Probezeiten zu finden, an denen Schüler genauso teilnehmen können wie Geschäftsleute oder Bauarbeiter.
Um ein solches Krippenspiel umzusetzen, müsse für die Planung deshalb Rücksprache mit den Beteiligten gehalten werden, um verbindliche Probezeiten zu finden. „Es ist wichtig, Zeit zu haben, dass man sich inhaltlich auseinandersetzt und ins Gespräch kommt, und die Zeit hat, die unterschiedlichen Sichtweisen kennenzulernen, und nicht nur die Szene erklärt und sagt, wer was zu tun hat.“
Erst später für das konkrete Stück proben
Der Theaterpädagoge schlägt daher vor, Ende Oktober mit einem ersten Schnuppernachmittag zu beginnen, bei dem die Idee vorgestellt wird, um engagierte Gemeindemitglieder zu finden, die sich am Krippenspiel beteiligen wollen. In anschließenden wöchentlichen Treffen von zwei bis drei Stunden könne das Ensemble sich dann intensiv mit dem Stück beschäftigen und mit der Frage, wie sich der Stoff in die heutige Zeit übersetzen lassen könnte. Dabei gehe es zuerst darum, die Gruppen aus jungen und alten Spielern zusammenzubringen. Für das konkrete Stück kann dann bei den späteren Proben auch an Wochenenden geübt werden.
Es braucht einen engagierten Pastor
Besonders für den Start eines solchen Projektes rät Michl dazu, als Gemeinde mit einem Theaterpädagogen zusammenzuarbeiten, der die Gruppe in der Umsetzung berät und Impulse gibt, vor allem, wenn das Krippenspiel generationenübergreifend stattfindet und der Austausch zwischen den Gemeindemitgliedern funktionieren soll. Dass ein Theaterpädagoge das ganze Projekt leitet, sei der Idealfall, aber nicht immer möglich. „Ich glaube aber, auch eine engagierte Gemeinde kann das durch einen Impuls von außen oder durch eine Begleitung hinkriegen“, sagt Michl. Einen engagierten Pastor, der die Gemeinde kennt und die Umsetzung inhaltlich begleite, brauche es aber auf jeden Fall.
Die Möglichkeit, die klassische Geschichte der Geburt Jesu, die jeder kennt, künstlerisch umzusetzen und so einen Austausch von Gemeindegruppen zu ermöglichen, fand Hannes Michl an seinem Projekt besonders spannend. Er weiß aber auch, dass dieser Aufwand nicht jedes Jahr betrieben werden kann: „Das muss nicht immer so sein wie im Projektjahr. Es kann ja auch in den nächsten Jahren wieder klassisch aufgeführt werden.“
Christoph Brüwer