Hildesheimer Dombauverein
„In Stadt und Bistum hineinwirken“
Der Hildesheimer Dom hat „identitätsstiftenden Charakter“ und eine enorme kulturhistorische Bedeutung, sagt Dr. Ingo Meyer im Interview mit der KirchenZeitung.
Meyer ist Vorsitzender des Hildesheimer Dombauvereins und Oberbürgermeister der Bischofsstadt. Mit dem Interview startet die KiZ eine vierteilige Serie über den Dombauverein, der 2019 seit zehn Jahren besteht.
Die Domsanierung ist abgeschlossen, das Bistum steht finanziell nicht schlecht da. Wozu brauchen wir noch einen Dombauverein?
Wenn Sie sich andere Dom- oder Münsterbauvereine anschauen, dann haben die häufig schon eine sehr lange Historie. Das heißt, ein Dombauverein hat sich nicht überlebt, wenn eine Sanierungsphase abgeschlossen ist. Ziel muss es sein, einen solchen Verein nicht nur über Jahrzehnte, sondern über Jahrhunderte zu betreiben. Es wird immer wieder Phasen geben, wo man Sanierungsbedarf hat. Das ist das eine. Das andere ist, dass wir als Dombauverein einen Vermittlungsauftrag sehen. Wir müssen gerade den jungen Menschen vermitteln, welche kulturhistorische Bedeutung der Dom hat. Er hat identitätsstiftenden Charakter für die Stadt, die Region, aber auch für das ganze Bistum. Um diese Vermittlungsarbeit zu leisten, arbeiten wir mit dem Dommuseum und der Dommusik zusammen und bieten diverse Veranstaltungen an und am 18. August laden wir zu einem großen Bürgerfest anlässlich des 10-jährigen Bestehens des Dombauvereins auf den Domhof ein. Wir wollen in die Stadt und das Bistum hineinwirken, über Konfessionsgrenzen hinweg. Darüber hinaus werden wir auch künftig bauliche Maßnahmen im Dom und auf dem ganzen Areal fördern.
Zuständig für den Dom ist das Domkapitel. Was kann der Dombauverein bewirken? Hat er nur eine dienende Funktion?
Der Dom gehört natürlich nicht dem Dombauverein, insoweit haben wir tatsächlich eine unterstützende Funktion. Aber wir haben auch gemeinschaftlich Projekte entwickelt und umgesetzt und uns nicht darauf beschränkt, nur die Dinge, die bereits beschlossen waren, finanziell zu fördern. Letztendlich ist das eine gute Symbiose. Ich glaube, das Bistum weiß das große Engagement des Dombauvereins zu schätzen, sowohl bei der Sanierung des Doms als auch jetzt als Förderer von Dommusik und Dommuseum. Ich freue mich auf eine weitere gute Zusammenarbeit.
Wohin soll sich die Mitgliederzahl des Vereins entwickeln?
Wir haben heute 521 Mitglieder, unser Ziel ist es, die Zahl von 1000 zu erreichen. Wir werden daran arbeiten, aber das wird keine leichte Aufgabe, zumal wir allein altersbedingt auch immer wieder einige Abgänge zu verzeichnen haben. Ich bin aber zuversichtlich, dass es uns gelingen kann.
Dom und Domschatz haben viel zu bieten. Dennoch ist es manchmal auf dem Domhof menschenleer. Wie kann man dieses Kulturerbe attraktiver machen?
Wir könnten uns dort seitens des Dombauvereins und auch der Stadt noch deutlich mehr Veranstaltungen vorstellen. Aber das ist eine Gratwanderung. Zuallererst ist der Dom die Bischofskirche. Wenn die Veranstaltungen Überhand nehmen, stört das den normalen Ablauf und die ebenfalls wichtige Funktion als Ort der Ruhe und Besinnlichkeit. Insofern müssen wir immer den Kompromiss suchen, uns mit allen Beteiligten abstimmen.
Sie sind Oberbürgermeister von Hildesheim. Welche Bedeutung hat der Dom für die Stadt?
Er ist der bedeutendste Ort in unserer Stadt. Das hängt mit der Gründungsgeschichte des Bistums zusammen, die ja auch die Geschichte der Stadt ist. 2015 haben Stadt und Bistum daher gemeinschaftlich 1200 Jahre Hildesheim gefeiert. Das macht deutlich, wie eng die Verbindung heute noch ist. Zur Geschichte gehört auch die Zerstörung des Doms im Zweiten Weltkrieg. Für viele Hildesheimer glich es einem Wunder, als kurze Zeit später aus den Trümmern heraus der Rosenstock wieder erblühte. Und natürlich ist der Dom mit dem Dommuseum ein bedeutendes kulturelles Erbe, seit 1985 zählt er zum UNESCO-Welterbe.
Welche Bedeutung hat der Dom für Sie persönlich?
Ich war Schüler des Josephinums und als solcher auch Musiker. Und da habe ich damals häufig auf der Orgelempore gespielt, nicht alleine, sondern mit der Bläsergruppe der Schule. Das hat riesig Spaß gemacht und ich habe viele schöne Erinnerungen an diese Zeit.
Haben Sie einen Lieblingsplatz im Dom?
Nein. Nach seiner Sanierung ist der Dom insgesamt so freundlich und hell gestaltet, dass ich mich im gesamten Dom einfach unglaublich wohl fühle.
Das sehen nicht alle so, nach der Sanierung des Domes gab es auch Kritik, das Gotteshaus sei zu kalt, zu nüchtern geworden. Was sagen Sie den Kritikern?
Ich finde das gar nicht, der Dom hat meiner Meinung nach absolut gewonnen. Sicherlich gibt es Menschen, die das anders sehen, aber die große Masse ist wirklich beeindruckt und fasziniert. Als ich die Baustelle besichtigt habe und dann die Empore weg war, auf der ich früher gespielt habe, war ich zunächst auch etwas traurig. Aber aus heutiger Sicht muss ich sagen: alles richtig gemacht.
Wie oft sind Sie am und im Dom?
Das ist sehr unterschiedlich, mal gibt es Wochen, in denen ich zweimal im Dom bin, dann wieder einige Wochen oder vielleicht gar Monate, wo ich gar nicht dorthin komme. Ich kann nur sagen, es ist immer wieder ein schönes Gefühl, dort zu sein. Der Dom ist eine wunderbare Kirche, die nach wie vor lebendig ist und ihrer ursprünglichen Bestimmung dient. Gleichzeitig ist der Dom ein Ort, an den viele Menschen kommen, um Ruhe zu finden und die Atmosphäre auf sich wirken zu lassen.
Interview: Matthias Bode
Mitgliedschaft kostet nur 50 Euro
Die Mitgliedschaft im Hildesheimer Dombauverein kostet jährlich 50 Euro. Die Mitglieder des Dombauvereins erhalten regelmäßig Informationen über das Geschehen im und am Dom und werden in Zusammenarbeit mit der Dommusik und dem Dommuseum zu rund 15 Veranstaltungen im Jahr eingeladen. Seit seiner Gründung hat der Dombauverein Baumaßnahmen und andere Aktivititäten mit mehr als einer Million Euro gefördert.
Kontakt: Dombauverein Hohe Domkirche Hildesheim e.V., Domhof 2, 31134 Hildesheim, Tel: 0 51 21/1 7 49 312, www.dombauverein-hildesheim.de