Priesterausbildung war Schwerpunktthema des Katholikenrates
Standort Erfurt erhalten
Der Katholikenrat hat sich für den Erhalt der Priesterausbildung in Erfurt ausgesprochen. Zugleich hat das Laiengremium Anregungen für die Zukunft der Priesterausbildung zusammengetragen. Eine Arbeitsgruppe hatte sich zuvor mit dem Thema beschäftigt und ein Papier erstellt, das auf der Vollversammlung Anfang Juni beraten wurde. Hintergrund sind Pläne der Deutschen Bischofskonferenz zur Reform der Priesterausbildung. Aufgrund der gesunkenen Zahl von Priesterkandidaten ist eine deutliche Reduzierung der Seminarstandorte im Gespräch. Künftig könnte es nur noch drei Seminare geben – in München, Münster und Mainz. Das Priesterseminar in Erfurt würde nur noch eine untergeordnete Rolle spielen. Die Bistümer Erfurt und Magdeburg haben daraufhin eine Projektgruppe gebildet, die sich mit der Zukunft des Erfurter Seminars beschäftigt. Der Katholikenrat will sein Papier mit zahlreichen Ideen für die Priesterausbildung an diese Projektgruppe weiterleiten. Verbunden damit ist die Frage, ob die Mitarbeit des Katholikenrates in der Projektgruppe erwünscht und möglich ist. Bischof Ulrich Neymeyr, der an der Vollversammlung teilnahm und zu der Projektgruppe gehört, versprach, den Vorschlag mit dem Bistum Magdeburg zu besprechen.
Pius-Kolleg als neuartige Lebensform
Als Argumente für den Erhalt des Erfurter Seminars nennt das Papier der Arbeitsgruppe neben der historischen Bedeutung als einzige Priesterausbildungsstätte in der DDR und dem damit verbundenen Zusammengehörigkeitsgefühl vieler Seelsorger, die heute in der Region tätig sind, sowie der zentralen Lage in Deutschland vor allem zwei Punkte: Zum einen gibt es seit einigen Jahren mit dem Pius-Kolleg eine wahrscheinlich deutschlandweit einmalige Wohnform: Mit den Priesterkandidaten leben Studentinnen und Studenten anderer Fachrichtungen zusammen, teilen den Alltag und praktizieren ein gemeinsames geistliches Leben. Außerdem liegt Erfurt in der extremen ostdeutschen Diaspora. „Hier werden Erfahrungen mit einer Situation gemacht, die auf die anderen (westdeutschen) Bistümer in den nächsten Jahren zukommen wird“, heißt es in dem Positionspapier.
Als Anregungen für die Zukunft der Priesterausbildung nennt der Katholikenrat unter anderem: Einbindung der Seminaristen in die Pfarreien des Bistums, gemeinsame Ausbildung aller pastoralen Mitarbeiter, Priesterkandidaten-WGs verteilt in der Stadt, kein Studium im theologischen Elfenbeinturm, sondern interdisziplinäre Vernetzung mit anderen Fakultäten. Priesterseminare sollen keine geschlossenen Sonderwelten sein. Und die Priesterkandidaten könnten während ihrer Ausbildung von Patenfamilien durch Gespräch und Mitleben begleitet werden.
Auf der erstmals online durchgeführten Vollversammlung wurden außerdem Ergebnisse einer kleinen Umfrage unter Familien vorgestellt. Dabei habe sich vor allem gezeigt, dass Familien für ihr Glaubensleben tragende Gemeinschaftserlebnisse brauchen. Die Familien seien bereit, sich einzubringen, wenn sie angesprochen werden. Hingewiesen wurde auf die Wichtigkeit der Kinder- und Jugendarbeit für eine kirchliche Prägung junger Christen. Nach den Erfahrungen in der Pandemiezeit befragt, beklagten die meisten das Fehlen von Gemeinschaft und Begegnung. Interessierte Familien haben die Zeit genutzt, um nach neuen Formen als Alternativen zum traditionellen Sonntagsgottesdienst zu suchen. Neben der Sorge, wie es nach Corona weitergehen kann, wurde auch eine Zuversicht formuliert, die sich aus den neuen Erfahrungen mit Kirche und Glaube in dieser Zeit ergeben haben.
Diözesanpastoralrat und Aufarbeitungskommission
Bischof Neymeyr informierte den Katholikenrat über die Errichtung des Diözesanpastoralrates, der den Bischof in seelsorglichen Fragen unterstützen soll. Das Gremium soll mehrheitlich mit Laien und zur Hälfte mit Frauen besetzt sein. Die Errichtung sei coronabedingt ins Stocken geraten, so der Bischof. Offen sei auch noch die Frage, ob die Entscheidungen dieses Gremiums für ihn bindend seien. Weiter informierte Neymeyr über die Kommission zur Aufarbeitung von Fällen sexuellen Missbrauchs im Bistum. Er hoffe, dass die Kommission ihre Arbeit noch vor der Sommerpause aufnehmen könne und freue sich, dass zwei Betroffene zur Mitarbeit bereit seien.
Von Matthias Holluba