Taizé kommt nach Rostock

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Rom, London, Barcelona, Madrid waren schon Gastgeber. Nach Paris, Mailand und Wien kamen jeweils mehr als 105 000 Teilnehmer. 2021 soll Rostock Ort eines Europäischen Jugendtreffens der Taizé-Gemeinschaft werden.

Beim letzten Europäischen Jugendtreffen in Breslau Frère Alois Löser, Prior der Bruderschaft von Taizé im Kreis seiner Brüder und junge Teilnehmer beim Abendgebet am 30. Dezember 2019
So sah es beim letzten Europäischen Jugendtreffen in Breslau aus. Frère Alois Löser, Prior der Bruderschaft von Taizé im Kreis seiner Brüder und junge Teilnehmer beim Abendgebet am 30. Dezember 2019. Foto: Christian Hammer/kna

In jedem Jahr zwischen Weihnachten und Neujahr hat die Gemeinschaft von Taizé ein Auswärtsspiel. Taizé ist dann weit weg von dem Dorf Taizé in Frankreich zu finden, und zwar in einer europäischen Großstadt. Zu diesem Treffen reisen Taizé-Freunde aus vielen anderen Ländern an – viel mehr als in Taizé gleichzeitig Platz finden könnten. 

In Hamburg 2003/2004 nahmen 55 000 junge Christen am Taizé-Jugendtreffen teil. Dabei war auch noch der Gründer der Gemeinschaft Frère Roger Schütz, der 2005 durch die Messer­attacke einer psychisch kranken Frau ums Leben kam. 

Offiziell gibt es noch keine Einladung für Rostock. Aber in der vergangenen Woche waren zwei Mitglieder der Gemeinschaft von Taizé in der Landessynode der Nordkirche in Travemünde zu Gast. Wie Bischof Tilman Jere­mias (Nordkirche) der Katholischen Nachrichten-Agentur sagte, sei der Besuch der Brüder während der Landessynode das „erste Öffentlichmachen“ des Termins gewesen. „Um Ostern herum“ soll es eine offizielle Einladung der Bruderschaft geben.

Die Brüder hätten auch Kontakt zur Stadt, dem Land Mecklenburg-Vorpommern, dem Verkehrsverbund und der Messe Rostock aufgenommen. Schon im vergangenen Jahr habe es auch ein Treffen mit dem Hamburger Erzbischof Stefan Heße gegeben. Wenn alles wie geplant laufe, wollten die Kirchen, die Stadt und das Land gemeinsam zu dem Jugendtreffen einladen.

„Eine ganze Region wäre Gastgeberin“

„Es ist durchaus ein Wagnis, das Jugendtreffen in einem etwas anderen Format zu machen als bisher: In Rostock wäre keine Metropole, sondern eine ganze Region Gastgeber“, sagte Jeremias. Noch dazu fände das Jugendtreffen in einer weitgehend entkirchlichten Region statt. „Wir würden als Kirche versuchen, auch Gastgeber etwa für die Unterbringung der Jugendlichen zu finden, die eher nicht kirchlich motiviert sind.“ Für ihn persönlich wäre es „eine große Freude“, wenn das Treffen in Rostock stattfinden könne.

Bei dem mehrtägigen Treffen sind auch die katholischen und evangelischen Gemeinden der Stadt gefragt. Gebraucht werden Kirchen und Räume, aber auch Gastfamilien, die die Teilnehmer beherbergen. 

In Rostock freuen sich nicht nur die Taizé-Begeisterten auf das Ereignis, das die ganze Stadt in Bewegung bringen wird. „Ich bin sehr glücklich, dass sich die Taizé-Brüder für Rostock entschieden haben“, sagt Pfarrer Dietmar Wellenbrock. „Auch im Norden gibt es viele Menschen, die etwas suchen. Dieses Jugendtreffen ist eine große Chance, den Glauben leben und zu feiern. Gerade für viele Jugendliche ist Taizé ja ein Ankerpunkt“. Der Rostocker Pfarrer ist überzeugt, dass sich viele Gastfamilien aus der Gemeinde finden werden – „auch in den Orten in der Umgebung. Rostock ist von Güstrow oder anderen Orten ja gut mit der Bahn zu erreichen.“ 

Offene Türen werden die Gäste auch in der Don-Bosco-Schule finden. „Unsere Schule ist ein Ort kirchlichen Lebens. Dass wir beim Taizétreffen mitmachen, ist für uns selbstverständlich. Wir werden mit Begeisterung dabei sein“, sagt Gert Mengel, Schul­leiter der weiterführenden Don-Boso-Schule. 

Auch Erzbischof Stefan Heße hat die Pläne begrüßt. „Es wäre wunderbar, wenn das gelingt, gerade in der Region Rostock“, sagte er. Schon lange hätten viele Gruppen im Erzbistum Hamburg lebendige Beziehungen nach Taizé. „Taizé ist ein wesentlicher Ort des Christseins“, so Heße. Das werde auch überall spürbar, wo die Jugendtreffen stattfänden.

Die jährlichen Europäischen Treffen über Silvester sind Teil eines „Pilgerwegs des Vertrauens auf der Erde“, der seit mehr als 40 Jahren von Taizé angeregt wird. Die Jugendlichen kommen zu Gebet und Miteinander zusammen. Themen sind Völkerverständigung, Frieden, Glauben und soziales Engagement. Der Gemeinschaft von Taizé gehören etwa 100 Brüder aus rund 30 Ländern und verschiedenen christlichen Konfessionen an.

Text: Andreas Hüser/kna