Tischlein, deck dich!

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Erzbischof Stefan Heße hat sich an der Aktion „Welcome Dinner“ beteiligt. Zwei Geflüchtete, die über das Kirchenasyl Zuflucht im Erzbistum Hamburg fanden, waren zum Essen im Bischofshaus. Doch das wurde am Ende zur Nebensache.

Die Gäste Zeresenay Abreham (Mi.) und Biniam Abraha (re.) überreichen Eischof Stefan Heße einen Rotwein
Als Gastgeschenk brachten Zeresenay Abreham (Mi.) und Biniam Abraha (re.) Eischof Stefan Heße einen Rotwein mit. Foto: Joanna Figgen

„Ich habe mich wohl gefühlt in Bergedorf bei Pastor Norbert Bezikofer. Die Zeit war schwierig, man hat kaum Hoffnung. Aber er hat uns toll aufgenommen.“ So beschreibt Zeresenay Abreham seine Zeit in der Pfarrgemeinde St. Marien in Bergedorf. Im Rahmen des Kichenasyls durfte er dort 2017 für sechs Monate unterkommen. Im Flüchtlingshaus hatte Zeresenay Abreham seinen heutigen Freund Biniam Abraha kennengelernt. Die jungen Eritreer waren beide 2016 nach langer Reise aus politischen Gründen nach Deutschland gekommen. Die Diktatur, die Willkür durch das Militär sowie fehlende Menschenrechte und der Wunsch nach einer hoffnungsvollen Zukunft hatten die beiden Männer zur Flucht getrieben. 

Nun traf Erzbischof Stefan Heße die beiden Eritreer im Zuge der Aktion „Welcome-Dinner“ im Bischofshaus. Die private Initiative richtet sich zum einen an hier lebende Menschen, die helfen wollen, zum anderen aber auch an Geflüchtete, die den Kontakt zu Einheimischen suchen. 

Treffen von Flüchtlingen und Einheimischen

Beiden Seiten soll durch das „Welcome-Dinner“ ein einfacherer Zugang zueinander ermöglicht werden. Im Hintergrund steht die Hoffnung, auf diese Weise für eine bessere Integration zu sorgen. Erzbischof Stefan Heße erklärt die Aktion so: „Es geht darum, Neue, Fremde ins eigene Haus einzuladen und sie willkommen zu heißen und mit ihnen zu Tisch zu sitzen.“ Und so kamen die beiden Eritreer um zwölf Uhr ins Bischofshaus. Nach einer fröhlichen Begrüßung ging es gemeinsam in den Privatbereich des Erzbischofs. Beim gemeinsamen Mahl ins Gespräch zu kommen, dies ist das Ziel der Akion – hier ist es gelungen. 

„Zwei Menschen, die mir ihre Geschichte erzählt haben von Station zu Station. Mit den großen Herausforderungen, mit den Ängsten, die sie dabei ertragen haben. Ich habe gemerkt, wie sie daran tragen, wie sie das bewältigen müssen“, sagte der Erzbischof im Nachgang zu dem Treffen.

Stefan Heße hat den Fleiß der beiden jungen Männer und ihre Bemühungen, sich zu integrieren, lobend anerkannt: „Ich bin dankbar, dass diese beiden hier bei uns angekommen sind. Dass sie Schritte der Integration gehen, dass wir sie mit ihnen gehen und dass es wirklich ein ,Welcome‘ war.“

Zeresenay hat die deutsche Sprache derweil so gut gelernt, dass er im Herbst 2018 an der Leibniz Universität in Hannover begonnen hat, Elektrotechnik zu studieren. Eigentlich, so sagte er, fühle er sich in Hamburg besser, da er hier bereits mehr Freunde habe, aber das Studium sei entscheidend für ihn und sein Leben.

Die beiden jungen Männer sind gut in Deutschland angekommen. Biniam, der als Diakon in der christlich-orthodoxen eritreischen Gemeinde in Hamburg tätig ist, konnte seine Frau nachholen. Zwar nur für ein Jahr, doch sie wollen versuchen, der Zukunft gelassen entgegen zu schauen: „Ich bin nun sehr positiv. Ich hoffe, dass es danach hier weitergeht. Eine andere Möglichkeit als zu hoffen hat man nicht.“ Bis dahin möchte auch Biniam erfolgreich den nächsten Deutschkurs absolvieren. 

Der Zukunft schauen beide gelassen entgegen

Zum Ende des gemeinsamen Dinners im Bischofshaus sagte der Hausherr: „Heißen Sie Menschen willkommen. Das gemeinsame Mahl ist vielleicht eine ganz einfache Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen, sich kennenzulernen und einen Beitrag für das große Ganze zu tun.“

Auf der Internetseite www.welcome-dinner.de finden sowohl Gastgeber als auch Gäste eines „Welcome-Dinners“ weitergehende Informationen. 

Text u. Foto: Joanna Figgen