Anfrage

Titel untergegangener deutscher Bistümer

Warum erhalten Weihbischöfe in der Regel den Titel eines untergegangenen südländischen Bistums? Es gibt solche doch auch in Deutschland (z.B. Brandenburg, Halberstadt). Könnte man so nicht Heimatverbundenheit betonen? M. S., Bad Düben

Während neue Kardinäle in Rom oft Titelkirchen erhalten, die einen Bezug zu ihrer Biografie haben, ist das bei den Titularbistümern nicht so. Auch die Nationalität spielt keine erkennbare Rolle. Einheitlich geregelt ist nur, dass jeder katholische Bischof für ein konkretes Bistum geweiht wird, selbst wenn dieses nur noch dem Namen nach existiert – also untergegangen ist – und etwa ein Weihbischof kein eigenes Bistum leitet. Für die Weltkirche sind alle Bischöfe der Weihe nach gleich. Das weltkirchliche Zeichen ist hier vermutlich bedeutender als eine gefühlte Heimatverbundenheit.

Im frühen Mittelalter sind durch die Eroberungszüge der Sarazenen viele Bistümer in Nordafrika untergegangen. Andere Bistümer wurden von ihren damaligen Bischöfen verlassen. Auch im Zuge der Reformation oder später der Säkularisierung haben einzelne – auch deutsche – Bistümer ihren eigenständigen Status verloren. Von ihnen sind aber nur einige – bei weitem nicht alle – als eines der weltweit etwa 2000 Titularbistümer wiedererrichtet worden.

Für den deutschen Sprachraum gilt: Der österreichische Militärbischof erhält traditionell den Titel des Titularbistums „Wiener Neustadt“. Der Erzbischof von Wien ist jedoch für das Territorium zuständig. Denkbar wäre das auch in Deutschland für einen Weihbischof. Hier ist jedoch nur ein einziges, nämlich das untergegangene Bistum Chiemsee, seit 2009 als Titularbistum wiedererrichtet. Derzeit trägt aber kein Bischof der Weltkirche den Titel dieses Bistums.

Dem Papst ist es vorbehalten, nach und nach ehemalige Bistümer wieder als Titularbistümer zu errichten – oder auch nicht. Im „Annuario Pontificio“, dem Päpstlichen Jahrbuch, sind alle lebenden katholischen Bischöfe mit ihren (Titular-)Bistümern aufgeführt. Im Internet kursieren zudem Listen der Titularbistümer, die aber nicht amtlich und zum Teil auch nicht vollständig sind.

Von Michael Kinnen