Reaktionen auf Todesmeldung
Trauer und Anteilnahme
Zahlreiche Menschen nehmen Anteil am Tod von Benedikt XVI. Wir dokumentieren Stellungnahmen aus dem Norden. Auch Bischof Franz-Josef Bode erinnert an den Papst, bei dem er - noch als Professor - seine Diplomarbeit geschrieben hat.
„Auch in unserem Bistum Osnabrück trauern wir um den früheren Papst Benedikt XVI., der im gesegneten Alter von 95 Jahren am letzten Tag des alten Jahres gestorben ist", sagte Bischof Franz-Josef Bode. "Er war ein großer Theologe, der Theologie und Spiritualität eng verband. Sein Interesse galt der Vertiefung des Glaubens und der Feier der Liturgie. Seine Sorge galt besonders der Einheit der Kirche in ihrer großen Vielfalt. 2013 tat er einen historischen Schritt, der ebenfalls zuletzt vor Jahrhunderten geschah: Er trat von seinem Amt als Papst zurück. "Ich persönlich war ihm sehr verbunden durch mein Studium bei ihm als Professor in Regensburg. Der Weltjugendtag in Köln mit ihm ist mir als damaligem Jugendbischof in bester Erinnerung", so der Bischof. "In Gebet und Gottesdienst gedenken wir seiner voller Dankbarkeit und erbitten für ihn das Leben bei Gott, auf das hin er während seines ganzen Weges gedacht, gelebt und gewirkt hat.“ (bpo)
Eine kurze Videobotschaft des Bischofs können Sie hier ansehen.
Mit Trauer und Anteilnahme reagiert der Bremer Propst Bernhard Stecker auf den Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. Er sei Joseph Ratzinger als Kardinal und Papst einige Male begegnet, erklärt Stecker. „Seine Predigten und Vorträge sind mir wegen ihrer intellektuellen Brillanz und theologischen Genauigkeit gut in Erinnerung geblieben. In persönlichen Gesprächen habe ich ihn als sehr bescheidenen, zutiefst geistlichen Menschen erlebt.“ Die Enzyklika Benedikts XVI. „Deus Caritas est“ (Über die Liebe Gottes zum Menschen) sei für ihn „ein Meilenstein in der Reihe päpstlicher Äußerungen“, teilt der Propst mit. Auch der Rücktritt des Papstes im Februar 2013 nötige ihm höchsten Respekt ab und sei sicher richtungsweisend für die katholische Kirche. „Seinen Tod bedaure ich sehr, weiß aber auch um die Hoffnung, aus der er gelebt hat“, so Stecker. „Durch ihn wird auch der Himmel um einen klugen Gesprächspartner reicher!“ (kb)
„Der Tod von Papst Benedikt XVI. macht mich sehr betroffen", sagte Heiner Wilmer, Bischof von Hildesheim. "Mit ihm verliert die katholische Kirche in Deutschland und in der ganzen Welt einen hervorragenden Repräsentanten mit enormer Geisteskraft. Wir alle verlieren eine ausgezeichnete Persönlichkeit, ein Vorbild im Glauben, einen großen Theologen und feinsinnigen Menschen. Gleichzeitig dürfen wir dankbar sein, dass unser Herr ihm ein so langes und überaus fruchtbares Leben im Dienst unserer Kirche geschenkt hat." Er habe Papst Benedikt XVI. in Rom kennenlernen dürfen, als er bereits emeritiert war. "Mir hat sehr imponiert, dass er trotz seines hohen Alters stets hellwach und mit hohem Verstand die Fragen des Glaubens und die Herausforderungen der Kirche in unserer komplexen Welt analysiert und eingeordnet hat." Mit "höchstem Respekt" habe er 2013 den Rücktritt vom Amt des Papstes wahrgenommen. "Er ist diesen Schritt gegangen, weil er aufgrund seines Alters und aus Krankheitsgründen die eigenen körperlichen Voraussetzungen für das Petrusamt als nicht mehr ausreichend eingestuft hat. Das war nicht nur ungewöhnlich, sondern auch sehr mutig und verantwortungsbewusst. (bph)
Erzbischof Stefan Heße aus Hamburg würdigt auf der Facebook-Seite des Erzbistums den Papst als prägenden Lehrer und Theologen: "Auf mich hat ein Gedanke Papst Benedikts besondere Wirkung: Christsein ist keine Theorie, kein Gedankengebäude, sondern zuerst Begegnung mit einer Person, mit Jesus Christus. Christsein wird durch Anziehung weitergegeben, nicht durch Belehrung. Das gibt unserem Leben einen neuen Horizont und damit seine entscheidende Richtung." Der Erzbischof äußerte besonderen Respekt vor Benedikts Entscheidung, zurückzutreten. „Er wusste seine schwindenden Kräfte realistisch einzuschätzen und hatte die Größe loszulassen“, sagte Heße. Neben seiner Theologie und seiner Fähigkeit zur freien Rede werde er wohl mit diesem bewussten und frei gewählten Rücktritt in die Geschichte eingehen. (kb)
Die evangelischen Kirchen in Niedersachsen haben den verstorbenen früheren Papst Benedikt XVI. als herausragenden Theologen gewürdigt. Benedikt habe die katholische Kirche über Jahrzehnte maßgeblich geprägt, sagte Ratsvorsitzender der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, der oldenburgische Bischof Thomas Adomeit. "Unser Mitgefühl und unsere Gebete gelten unseren katholischen Schwestern und Brüdern, die um Papst em. Benedikt XVI. trauern." Die Papstwahl im Jahr 2005 habe in Deutschland über die Konfessionsgrenzen hinweg große Begeisterung hervorgerufen, hob Adomeit hervor. "Die Ökumene lag Benedikt sehr am Herzen, auch wenn er hier durchaus kontroverse Positionen und Sichtweisen zu den evangelischen Kirchen vertreten hat." Beeindruckend sei Benedikts Entschluss gewesen, im Jahr 2013 vom Papstamt zurückzutreten und so dieses Amt noch einmal neu in der Gegenwart zu verorten. (epd)
Margit Eckholt, Professorin für Dogmatik mit Fundamentaltheologie an der Universität Osnabrück, hat für den Kirchenboten einen Gastbeitrag geschrieben: Papst Benedikt XVI. wird weltweit gewürdigt als der Theologe im Papstamt, der zweite Deutsche nach Papst Hadrian VI. (1522-1523). Mit seinem Namen knüpft er an Papst Benedikt XV. an, den „Friedenspapst“ in Zeiten des Ersten Weltkriegs, aber auch an den Ordensgründer Benedikt von Nursia und mit ihm an die christlichen Wurzeln der westlichen Zivilisation. Dieser Weg in das Zentrum christlichen Glaubens und das Ringen um die einheitsstiftende Kraft des Glaubens waren Josef Ratzingers tiefstes Anliegen - als Professor, Bischof, Präfekt der Glaubenskongregation und als Papst. Das zeigen seine bedeutendste Enzyklika „Deus Caritas est“ und die dreibändige Christologie, die er noch als Papst zu Ende geführt hat.
Sein theologischer Ansatz, an den Kirchenvätern, vor allem Augustinus, und der scholastischen Theologie franziskanischer Prägung geschult und auf die sich in der westlichen Tradition ausgestaltende Vermittlung von Glauben und Vernunft fokussiert, prägte über Jahrzehnte das Lehramt, bereits in seiner Zeit als Präfekt der Glaubenskongregation an der Seite von Johannes Paul II., dann als Papst. Als Konzilstheologe konnte er als Berater von Kardinal Josef Frings auf dem 2. Vatikanischen Konzil Akzente für ein an der Heiligen Schrift orientiertes Offenbarungsverständnis setzen, und er gehörte zu den Theologen, die ein neuscholastisches Denken aufbrachen und Kirche und Theologie mit dem Konzil auf eine neue Spur in die Moderne setzten. In den Debatten um diese „Moderne“ in den Jahrzehnten nach dem Konzil wurde er immer mehr zum Mahner vor „Relativismus“ und „Verweltlichung“, und er wurde zum „Hüter des Glaubens“.
Papst Hadrian VI. konnte in Zeiten der Reformation seine theologischen Ansätze und Reformen nicht umsetzen, die vielleicht dem Verlauf der Reformation eine andere Richtung hätten geben können. Papst Benedikt XVI. war nicht ein solcher Reformer auf dem Papstthron – das zeigt für den deutschen Kontext gerade das ökumenische Gespräch, das bis heute durch das Dokument „Dominus Jesus“ blockiert ist. Auch bei seinem Besuch im Augustinerkloster in Erfurt (2011) hat Papst Benedikt die Kernaussage dieses Dokuments nicht zurückgenommen, in der den protestantischen Kirchen der Status als „Kirche“ abgesprochen wird.
Mit dem Tod von Benedikt XVI. ist die Ära eines westlich geprägten Papsttums zu Ende gegangen. Er selbst hatte die Herausforderungen einer Weltkirche auf dem Hintergrund seiner westlich-philosophischen und theologischen Prägung nicht denken können. Den neuen kontextuellen Theologien in Lateinamerika, Afrika oder Asien stand er skeptisch gegenüber; die notwendige je neue Analyse der „Zeichen der Zeit“ und die Vermittlung der biblischen Texte und der christlichen Tradition mit den Herausforderungen der verschiedenen Kontexte christlichen Glaubens und damit auch das Aufbrechen westlichen Denkens waren für ihn kein Thema. Dahinter können Lehramt und Papsttum heute nicht zurück – aber dies ist nur möglich auf dem Grund einer guten Theologie, und hier ist uns Josef Ratzinger / Benedikt XVI. ein bleibendes Vorbild.
Bischof Franz-Josef Bode feiert am Sonntag, 8. Januar, den Gottesdienst um 10 Uhr im Dom als Requiem für den verstorbenen Papst. Der Gottesdienst wird auch im Internet übertragen: www.bistum-osnabrueck.de
In der Propsteikirche St. Johann im Bremer Schnoor wird am Samstag, 7. Januar, um 18 Uhr ein Gottesdienst im Gedenken an ihn gefeiert.
Das Bistum Osnabrück lädt darüber hinaus alle Pfarrgemeinden ein, anlässlich der Beerdigungsfeier von Papst em. Benedikt XVI. am Donnerstag, 5. Januar, zum Gedenken an den Verstorbenen die Glocken zu läuten. Das Trauergeläut soll gegen 11 Uhr erfolgen, wenn in den Grotten unter dem Petersdom in Rom die Beisetzung stattfindet. Das Bistum entspricht damit einer Empfehlung der Deutschen Bischofskonferenz für alle 27 deutschen Diözesen.