Betroffenenbeirat der Bistümer Mainz, Limburg und Fulda: Konstrukt hat nicht funktioniert
Trennung nach einem Jahr
Der Betroffenenbeirat der Bistümer Fulda, Limburg und Mainz wird aufgelöst. Im Bistum Mainz soll ein Betroffenenbeirat neu gegründet werden. Die sechs Mitglieder des bisherigen Gremiums, die aus den Bistümern Limburg und Fulda kommen, werden weiter arbeiten als gemeinsamer Betroffenenbeirat Limburg und Fulda. Gründe für das Scheitern nach nur einem Jahr waren Fehler im Konstrukt von Anfang an und kommunikative Probleme. Von Ruth Lehnen
Der gemeinsame Betroffenenbeirat der Bistümer Fulda, Limburg und Mainz sei von Anfang an „nicht ins Arbeiten gekommen“, ist aus dem Kreis der Mitglieder zu hören. Er sei „nicht arbeitsfähig“ gewesen, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung der Bistümer Fulda, Limburg und Mainz. Damit ist ein Konstrukt gescheitert, das von Anfang an eine riesige Herausforderung für die ehrenamtlich tätigen Betroffenen von sexualisierter Gewalt war. Diese Schwierigkeit in der Zusammenarbeit bestand vor allem darin, dass der Stand der Aufarbeitung in den drei Bistümern Fulda, Limburg und Mainz sich stark unterscheidet. Im Bistum Limburg wurden schon im Juni 2020 die Ergebnisse des Projekts „Betroffene hören – Missbrauch verhindern“ präsentiert. Im Bistum Mainz werden im März 2023 nach Verzögerungen wegen der Corona-Pandemie die Ergebnisse des Projekts „Erfahren.Verstehen.Vorsorgen (EVV)“ von Rechtsanwalt Ulrich Weber vorgelegt werden. Im Bistum Fulda bietet jetzt die Unabhängige Aufarbeitungskommission Betroffenen und Zeitzeugen Gespräche an unter dem Titel "Nur mit Mut".
Schon in der ersten Sitzung waren die Mitglieder des gemeinsamen Betroffenenbeirats Fulda, Limburg, Mainz unter Druck geraten. Ohne sich zu kennen, sollten sie möglichst schnell entscheiden, wer in die Aufarbeitungskommissionen der Bistümer entsandt werden sollte. So stand der gemeinsame Betroffenenbeirat der drei Bistümer von Anfang an unter keinem guten Stern. Kommunikationsprobleme unter den neun Mitgliedern taten ein Übriges. Es habe nur die Alternative bestanden, den Betroffenenbeirat als "leere Hülle" der Form halber weiterzuführen, oder neu zu starten, heißt es aus dem Kreis der Betroffenen.
Der Antrag auf Trennung kam aus dem Betroffenenbeirat. Die Bischöfe Michael Gerber (Fulda), Georg Bätzing (Limburg) und Peter Kohlgraf (Mainz) trafen sich zu einer digitalen Aussprache mit den Betroffenenvertreterinnen und- vertretern und zeigten sich dankbar für deren Engagement. Die drei Mitglieder des bisherigen Betroffenenbeirats aus dem Bistum Mainz werden in der Unabhängigen Aufarbeitungskommission des Bistums Mainz weiter mitarbeiten. Gleichzeitig wird die Neugründung eines Betroffenenbeirats für das Bistum Mainz in die Wege geleitet. Notwendig sei dafür die Anpassung der Satzung und eine Neuauswahl von Mitgliedern. Da diese Verfahren meist einige Zeit benötigen, fehlt möglicherweise im März zum Zeitpunkt der Präsentation der Mainzer Studie EVV der Betroffenenbeirat im Bistum Mainz.