Trauerangebot für Jugendliche
Trommeln, bis die Wut weg ist
Speziell für Jugendliche gibt es meist nur wenige Trauerangebote. Dabei brauchen sie manchmal andere Formen als Erwachsene. Das katholische Jugendbüro Emsland-Süd startet deshalb im Dezember ein neues Projekt.
Trauerangebote – die gibt es mittlerweile in ganz unterschiedlichen Formen für Kinder, Erwachsene, Männer und Frauen. „Aber aktuell in unserer Region nicht für Jugendliche“, sagt Dekanatsjugendreferentin Andrea Menger. Das katholische Jugendbüro im südlichen Emsland will diese Lücke nun mit einer neuen Veranstaltungsreihe schließen. Ein zwölfköpfiges Team aus Haupt- und Ehrenamtlichen hat dieses Projekt vorbereitet. Gedacht ist das Projekt für Jugendliche, die Eltern, Geschwister, Freunde oder andere nahestehende Menschen verloren haben – ganz egal, wie lange deren Tod zurückliegt. Alle Treffen finden in Lingen statt, „aber die Jugendlichen dürfen auch gern aus anderen Landkreisen zu uns kommen“, sagt Andrea Menger.
Auch wenn Jugendliche in ihrer Lebensplanung Tod und Trauer nicht immer mitdenken – solche schwierigen Themen klammern sie keinesfalls aus. Pastoralreferentin Eva Schumacher hat in der Firmvorbereitung erlebt, wie intensiv sich junge Leute damit auseinandersetzen. Sozialpädagogin Karin Warstat weiß aus der E-MailBeratung der Caritas, wie sehr zum Beispiel der Tod von Geschwistern, Großeltern oder engen Freunden das Leben von Jugendlichen aus der Bahn werfen kann. Sie fühlen sich zurückgelassen und wissen nicht mehr, wohin mit ihren Gefühlen. „Und manchmal trauen sie sich auch kaum zu weinen, weil sie meinen, sie müssten für ihre Eltern stark sein.“ Daher ist es nach Ansicht von Warstat eben wichtig, dass sie einen Ort finden für ihre Trauer. Wo sie reden dürfen, aber nicht müssen. Wo sie weinen, lachen, zornig oder einfach nur zusammen sein können. Das gelingt nach Auffassung des Teams oft besser mit Betroffenen in einer ähnlichen Situation als im normalen Umfeld.
„Jugendliche wissen, was zu ihnen passt“
Brauchen Jugendliche neue Formen der Trauerarbeit? Eva Schumacher glaubt, dass sie sich anders als Erwachsene nicht einfach „in einen Kreis setzen und reden würden. Das funktioniert nicht mit jungen Leuten“. Deshalb geht das Projekt des Jugendbüros anders an das Thema heran und bietet eher Aktionen an – bei denen die Jungen und Mädchen gemeinsam etwas machen, erleben, bauen, auf die Beine stellen können. Und dabei vielleicht anfangen, von ihrer Situation zu erzählen.
Das erste Angebot führt die Teilnehmer in einen Reiterhof, wo sie Pferde striegeln und reiten dürfen. Beim nächsten Treffen können die Jugendlichen mit Klangschalen entspannen, dabei zur Ruhe kommen und ihre Gedanken sortieren. Und im Januar und Februar steht ein dreiteiliger Trommel-Workshop an, bei dem sich die jungen Leute selbst ein Cajon (Kistentrommel) bauen und sich damit all’ ihre Gefühle von der Seele trommeln können.
Nach der Veranstaltungsreihe, für die das Team unter anderen in vielen Schulen und den sozialen Medien wirbt, soll aber nicht Schluss sein. „Wir wollen natürlich die Rückmeldungen abwarten, dann aber gerne weitermachen“, sagt Karin Warstat. Sie lädt daher Jugendliche ein, auch eigene Ideen für Trauerangebote vorzuschlagen. „Sie wissen am besten, was zu ihnen passt.
Petra Diek-Münchow
Zur Sache
Das Katholische Jugendbüro Emsland-Süd hat in Lingen drei verschiedene Trauerangebote für Jugendliche organisiert. Die Teilnahme kostet fünf Euro pro Veranstaltung.
Im Dezember ist nach derzeitigem Stand ein Besuch auf einem Reiterhof geplant.
Mit Klangschalen können sich die Jugendlichen bei mehreren Terminen im Dezember, Januar und Februar entspannen.
„Trommeln, bis die Wut weg ist“ heißt ein dreiteiliges Angebot, bei dem die Teilnehmer auf selbst gebauten Cajons all’ ihre Gefühle loslassen können. Diese Trommeln dürfen sie jederzeit zu Hause nutzen. Die Termine sind für Januar und Februar geplant und bauen aufeinander auf.
Weitere Infos gibt es hier. Anmeldungen per E-Mail oder per Handy: 01 51/14 08 91 47