Unbürokratisch und schnell
Foto: Werner Heitmann
Der Freundeskreis Zuhause im Eli ermöglicht den Bewohnern des Malteserstifts St. Elisabeth nicht nur kurze Ausflüge mit einer Fahrradrikscha in die Umgebung. Überdies bietet er ein Akuthilfeprogramm und manches mehr.
„Die Fahrradrikscha ist gar nicht so einfach zu steuern. Das muss man üben“, sagt Diakon Werner Heitmann. Seit Ende Februar ist das dreirädrige E-Bike, das vor dem Fahrer eine mit Verdeck geschützte Bank für zwei Personen bietet, im Malteserstift St. Elisabeth, kurz „Eli“, im Einsatz. Für rund 8 000 Euro hat es der gemeinnützige Förderverein „Freundeskreis Zuhause im Eli“ erstanden. So haben die oft in ihrer Bewegung eingeschränkten Bewohner der Farmsener Senioreneinrichtung eine bessere Möglichkeit, einmal frische Luft in der Umgebung zu schnuppern. Oder auch bei Beerdigungen beispielsweise auf dem Ohlsdorfer Friedhof zu kondolieren, können sie mit der Fahrradrikscha doch direkt an den Bestattungsort gebracht werden.
„Diese Woche bilden wir den vierten Fahrer aus“, sagt Heitmann, der auch selbst das Gefährt bis zu viermal pro Woche steuert. Jetzt, wo die Tage länger und vor allem wärmer sind, werden Ausfahrten entlang der Berner Au, zum Kupferteich und anderen Gewässern südlich des Eli immer gefragter.
Heitmann ist Diakon mit Zivilberuf in der Pfarrei Seliger Johannes Prassek im Nordosten Hamburgs. Bis vor Kurzem hat der 61-Jährige noch bei einem Konzern in Lübeck gearbeitet, ist jetzt aber im Ruhestand. Oder auch „Unruhestand“. Denn er ist weiterhin Seelsorger im Eli und Vorstandsmitglied des von Stefanie Rohe-Braun geführten Fördervereins. Mittwochs bis sonntags ist Heitmann jeweils vormittags in der Einrichtung, die sowohl Betreutes Wohnen als auch Pflegeplätze anbietet.
Die Fahrradrikscha ist die momentan auffälligste Neuerung, die der Förderverein möglich machte. Rund 26 000 Euro wendet er dieses Jahr für ein „Akuthilfeprogramm“ auf. „Damit helfen wir schnell und unbürokratisch“, erklärt Heitmann. So etwa einem Bewohner, der im Eli in Pflege ist und in die Privatinsolvenz abzurutschen drohte. Ein anderer Bewohner konnte sich eine Vorrichtung nicht leisten, die ihn davor schützt, aus dem Bett zu fallen. Auch dafür gab es Mittel aus dem Akuthilfeprogramm.
Dank einer Spende einer großen Stiftung, die älteren Menschen hilft, verfügt der Förderverein mittlerweile über eine Summe im niedrigen sechsstelligen Bereich.
Spezialbett für Besuch des Gottesdienstes
„Es kommen oft Spenden bei Beisetzungen hinzu und auch von Bewohnern und deren Angehörigen“, weiß Heitmann. Auch wenn die Holzwerkstatt, die der gelernte Tischler im Eli eingerichtet hat, etwas repariert oder in der Nähstube der Einrichtung Stoffe bearbeitet würden, werde oft eine Summe für den Förderverein gespendet. Das freut Heitmann besonders. „Darin kommt das christliche Thema des Teilens zum Ausdruck und man sieht, dass die Menschen dem Eli verbunden sind.“
Angeschafft werden soll nun auch noch ein besonderes Bett, dass in den schmalen Fahrstuhl des Hauses passt und mit dem Bewohner beispielsweise zu den Messen in der Kapelle des Eli transportiert werden können. „Wie bei der Urkirche sollen die Kranken dann direkt vor dem Altar an dem Gottesdienst teilnehmen“, sagt Heitmann weiter.
Ehrenamtlich stehen ihm – neben seiner Ehefrau Monika, die Schatzmeisterin des Fördervereins ist – mittlerweile auch seine beiden Söhne zur Seite. Tom Heitmann, der bald eine Ausbildung zum Gärtner beginnt und später Landschaftsarchitektur studieren will, hat im Innenhof des Eli einen „Garten für alle Sinne“ angelegt. Dort bieten die Blumen und Kräuter nicht nur etwas fürs Auge und für die Nase, es dringt auch das Plätschern eines kleinen Brunnens ans Ohr. „Von den Bewohnern kommt dafür auch etwas zurück“, freut sich der 21-Jährige. Einige brächten etwa mit Blumenzwiebeln für den Garten zu ihm. Mit Sohn Jan will Heitmann ein Streamingsystem aufbauen, mit dem Bewohner in ihrem Zimmer Gottesdienste in der Kapelle verfolgen können. Bis zu 20 – noch mobile – Teilnehmer zählt inzwischen der Glaubenskurs, den Heitmann jeden zweiten Mittwoch um 16 Uhr in der Kapelle anbietet. Dort wird überdies für den „Farmsener Tisch“, eine Tafel des Stadtteils, gesammelt.
„Das alles würde es nicht geben ohne die Supervision vom Erzbistum“, betont Heitmann. Stets begleitet er auch Sterbenskranke und deren Angehörige. Da bedarf auch ein Seelsorger seelische Pflege, um agil zu bleiben.