100 Jahre Katholische Frauengemeinschaft Marhorst
"Unsere Talente ergänzen sich gut"
Seit 100 Jahren gibt es in St. Marien, Marhorst, die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd). Die Ortsgruppe konnte das Jubiläum, nachdem es coronabedingt verschoben werden musste, jetzt endlich feiern.
Daniela Masurenko (53) gehört zum Vorstandsteam, ist außerdem Schulbegleiterin, Pfarrgemeinderatsmitglied und CDU-Ratsmitglied im Twistringer Stadtrat.
Frau Masurenko, was bedeutet Ihnen dieses seltene Jubiläum?
Lustig! In einem Film zu unserem Jubiläum haben wir langjährigen kfd-Mitgliedern auch diese Frage gestellt. Mit einer der Antworten kann ich mich gut identifizieren: Ich bin stolz, Teil einer Gemeinschaft zu sein, die sich schon so lange für die Interessen von Frauen einsetzt – in der Kirche, aber auch im Berufsleben und in der Politik.
So manche Ortsgruppe im Bistum musste wegen Nachwuchsmangels bereits aufgeben. Wie ist die Situation in Marhorst?
Aktuell haben wir 76 Mitglieder, das ist für unseren kleinen Ort mit 800 Einwohnern beachtlich – obwohl man sagen muss, dass auch bei uns die meisten Frauen deutlich über 70 Jahre alt sind. Aber einen Stillstand hatten wir nie. Glücklicherweise gibt es ein aktives Vorstandsteam, zu dem ich gehöre. Wir sind alle Anfang bis Mitte 50 und ergänzen uns gut mit unseren unterschiedlichen Talenten. Man muss aber auch den Mut haben, Dinge zu delegieren. Die Vorbereitungen zum traditionellen Frauenkarneval beispielsweise hat eine Gruppe übernommen, die richtig Spaß daran hat.
Die kfd in Marhorst kocht also nicht nur den Kaffee fürs Pfarrfest ...
(lacht) Das machen wir auch, aber dabei bleibt es nicht. In diesem Jahr planen wir unter anderem noch eine Fahrradtour und eine Pilgerwanderung von Twistringen nach Bassum auf den Spuren der Hildegard von Bingen. Wir bereiten den Weltgebetstag vor, Maiandachten oder Kreuzwegandachten.
Wie haben Sie das verspätete Jubiläum gefeiert?
Mit einer Dankandacht in der geschmückten Kirche und einer Feier in der Gaststätte gegenüber. Wir haben mit einem selbstproduzierten Film auf 100 Jahre kfd in Marhorst zurückgeschaut, außerdem haben zwei Frauen aus der Theatergruppe einen kirchenkritischen Sketch aufgeführt, der auch bei unserem Pastor Joachim Kieslich gut ankam.
Warum haben Sie sich persönlich für die kfd entschieden?
Sie war immer präsent in meinem Leben: Meine Mutter war schon kfd-Mitglied, meine Oma sogar Vorsitzende. Nach meinem Studium und einer Zeit im Ausland bin ich mit meiner Familie 2002 wieder nach Marhorst gezogen. Von einer Werbekampagne, die damals jüngere Frauen ansprach, ließ ich mich überzeugen und bin, seitdem die Kinder größer sind, auch aktiver dabei.
Wenn Sie einen Werbespruch für die kfd erfinden müssten: Wie würde der lauten?
Den gibt es schon als offizielles Leitbild der kfd: „Leidenschaftlich glauben und leben.“ Besser könnte ich es nicht formulieren.
Und dieser Satz motiviert Sie auch weiterhin?
Ja, auch wenn ich manchmal das Gefühl habe, mich dafür rechtfertigen zu müssen, dass ich noch in dieser Kirche bin. Ein Teil unserer Gruppe ist zum Beispiel sehr engagiert bei „Maria 2.0“, hat aber im Moment etwas resigniert. Dennoch: Ein Austritt ist für mich keine Option, weil ich immer noch hoffe, von innen heraus etwas bewegen zu können.
Interview: Anja Sabel