Studienreise mit Hermann Queckenstedt
Unterwegs zum Zittauer Fastentuch
René Pech
Konfessionelle Vielfalt ist ein Markenzeichen der Oberlausitz: Die evangelisch-lutherische Tradition der wohlhabenden alten Handelsstadt Zittau, die beiden seit ihrer Gründung in der Mitte des 13. Jahrhundert nie aufgehobenen Zisterzienserinnenabteien Marienthal und Marienstern, die Herrnhuter Brüdergemeine mit ihrer Missionsarbeit in vielen Teilen der Welt oder der gemeinsam von katholischen und evangelischen Christen simultan genutzte Bautzener Dom sind wichtige religiöse Wegmarken der Region mit einer jeweils eigenen geistlichen Ausstrahlung. Gemeinsam bieten das Diözesanmuseum und die Diözesanpilgerstelle Osnabrück vom 17. bis 24. März 2024 eine Exkursion in den südöstlichen Zipfel der Bundesrepublik, deren Idee während der Präsentation einer Replik des großen Zittauer Fastentuchs im Osnabrücker Dom zur Fastenzeit 2020 entstanden ist. Seit 2017 haben die Städtischen Museen in Zittau und das Diözesanmuseum Osnabrück wiederholt bei verschiedenen Projekten kooperiert, und auch die Exkursion wird vom dortigen Museumsdirektor Peter Knüvener unterstützt.
Förderung aus Osnabrück
Übernachtet wird in der Internationalen Begegnungsstätte im Kloster Marienthal direkt an der Neiße, deren baulicher und inhaltlicher Standard nicht zuletzt durch Förderprogramme der Deutschen Bundesstiftung Umwelt aus Osnabrück ermöglicht wurde. Weil die historische Wirtschaftsstruktur der Region Parallelen zum niedersächsischen Nordwesten aufweist, sollen auch die Traditionen der oberlausitzer Textilindustrie im Textilmuseum Großschönau und der Fahrzeugproduktion in den Zittauer Robur-Werken und ihren Vorläufern in den Blick genommen werden.
Touristisch-romantische Akzente setzt ein Ausflug mit der dampfbetriebenen Zittauer Schmalspurbahn nach Oybin und in das Zittauer Gebirge, wo nicht zuletzt der Maler Caspar David Friedrich anregende Motive fand. Begegnungen mit Gesprächspartnern vor Ort sollen das Verständnis für die besonderen politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen in der Oberlausitz schärfen und – statt wechselseitigen Unmut und Unverständnis zwischen „Ossis“ und „Wessis“ zu pflegen – den Dialog über und das Verständnis für die Herausforderungen des jeweiligen Gegenübers fördern. Die Idee und das Programm der Reise gehen auf eine Initiative von Diözesanmuseumsdirektor Hermann Queckenstedt zurück, der die Gruppe im Blick auf ihre kulturellen und politisch-historischen Schwerpunkte leiten wird. Die geistliche Dimension wird von Domkapitular Theo Paul erschlossen, der ebenfalls eigene Verbindungen in die Oberlausitz fruchtbar machen möchte.