Gemeinsames Abendmahl von Katholiken und Protestanten

Vatikan bremst Mahlgemeinschaft

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Gegenseitige Einladungen zum Abendmahl von Katholiken und Protestanten soll es nicht geben. Der Vatikan hat entsprechenden Plänen aus Deutschland eine Absage erteilt. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz kündigte dennoch "Öffnungen" beim Ökumenischen Kirchentag 2021 an. 

Gemeinsames Abendmahl von Katholiken und Protestanten
Gemeinsam Abendmahl feiern - das sei derzeit ausgeschlossen, heißt es in einem Schreiben der Glaubenskongregation. 

Der Vatikan hat gegenseitigen Abendmahls-Einladungen von Katholiken und Protestanten eine theologisch begründete Absage erteilt. Die Unterschiede im Eucharistie- und Amtsverständnis seien "noch so gewichtig", dass sie eine Teilnahme katholischer und evangelischer Christen an der Feier der jeweils anderen Konfession derzeit ausschlössen. Auch für eine "individuelle Gewissensentscheidung" gebe es keine Grundlage, heißt es in einem Schreiben der Glaubenskongregation an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing. Dem Schreiben beigefügt ist ein theologischer Anhang.

Die oberste katholische Glaubensbehörde äußert damit Einwände gegen ein gemeinsames Votum des Ökumenischen Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen (ÖAK) zur wechselseitigen Teilnahme an Abendmahl und Eucharistie. Deren Text vom vergangenen September, den auch Bätzing mitverantwortete, sollte zur Überwindung einer langjährigen Blockade beitragen. Bätzing hatte unlängst angekündigt, dieses Modell werde auch beim Ökumenischen Kirchentag (ÖKT) in Frankfurt im kommenden Jahr Anwendung finden.

Nach Auffassung der Glaubenskongregation, deren Schreiben auf den 18. September datiert und von Kardinal Luis Ladaria Ferrer als Präfekt sowie Kurienerzbischof Giacomo Morandi als Sekretär unterzeichnet ist, sind einige Fragen des "katholischen Grundverständnisses von Kirche, Eucharistie und Weiheamt" in dem Dokument "nicht ausreichend geklärt". Eine Öffnung für eine eucharistische Mahlgemeinschaft mit der Evangelischen Kirche in Deutschland würde zum derzeitigen Stand «notwendigerweise neue Gräben im ökumenischen Dialog mit den Orthodoxen Kirchen» über Deutschlands Grenzen hinaus aufwerfen.

Konkret sieht der Vatikan die "Beziehungseinheit von Eucharistie und Kirche" unterbewertet. Auch würden "wesentliche theologische und unverzichtbare Einsichten" des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) und der gemeinsamen Tradition mit der Orthodoxie nicht ausreichend gewürdigt. Annäherungen im Eucharistie- und Amtsverständnis in internationalen katholisch-lutherischen Dialogforen fänden in dem Ökumene-Text keinen Widerhall.

Die Kongregation verwies darauf, auch die Bischofskonferenz selbst sehe die "Notwendigkeit einer weiteren theologischen Vertiefung bestimmter Kernthemen wie der Frage der Realpräsenz und des Opferbegriffs der Eucharistie". Damit verbunden seien auch die Frage des Weiheamts und des Zusammenhangs zwischen Taufe, Eucharistie und Kirchengemeinschaft.

Bätzing: Sehe keinen Grund, Anlündigung zu revidieren

Tätig wurde die Glaubenskongregation nach eigenen Angaben, nachdem die Bischofskongregation in Rom ihr am 20. Mai den Text "Gemeinsam am Tisch des Herrn" zur Beurteilung zugesandt hatte. Zuvor hatten die deutschen katholischen Bischöfe auf ihrer Frühjahrsvollversammlung und die Ökumenekommission der Bischofskonferenz das Votum des Ökumenischen Arbeitskreises diskutiert.

Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und engagierter Ökumeniker, sieht in der jüngsten Mahnung aus dem Vatikan «keine schallende Ohrfeige». In Fulda sagte Bätzing, die Kritik der Römischen Glaubenskongregation an einem evangelisch-katholischen Vorschlag für eine wechselseitige Einladung zur Kommunion sei detailliert und gewichtig. Er habe aber von Anfang an erwartet, dass es in beiden Kirchen zu einer kritischen Diskussion über die Vorschläge des Ökumenischen Arbeitskreises (ÖAK) kommen würde. Dies schließe auf katholischer Seite selbstverständlich die weltkirchliche Ebene mit ein.

Der ÖAK hatte im vergangenen September vorgeschlagen, dass evangelische und katholische Kirche künftig ihren Mitgliedern gestatten sollten, in Gottesdiensten der je anderen Tradition an Abendmahl oder Eucharistie teilzunehmen. Dies sollte nach einer Ankündigung Bätzings auch beim nächsten Ökumenischen Kirchentag (ÖKT) in Frankfurt so praktiziert werden. Dem Votum des ÖKT hat nun die Römische Glaubenskongregation widersprochen und auf theologische Defizite in dem Papier hingewiesen.

Bätzing erklärte, es sei zunächst Sache des ÖAK, auf die römische Kritik zu reagieren. Aber auch die katholischen Bischöfe würden sich bei ihrer derzeitigen Herbstvollversammlung in Fulda damit befassen. Sie würden auch mit dem Apostolischen Nuntius in Deutschland "über Teile dieses Vorgangs sprechen".

Inhaltlich sei die Kritik aus Rom «wesentlich», betonte Bätzing und fügte hinzu, dem müsse man sich stellen. In manchen Punkten treffe die Kritik aber die Intention des ÖAK-Papiers nicht. Er sehe keinen Grund, seine Ankündigung zu revidieren, dass es beim ÖKT in Frankfurt in dieser Frage "Öffnungen" geben werde. 

kna