Ausstellung im Diözesanmuseum

Verfolgte Stars des deutschen Sports

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Manche jüdische Sportler wurden schon vor 1933 aus den Vereinen gemobbt, viele vom NS-Regime verfolgt und ermordet. Andere konnten rechtzeitig flüchten. Das Diözesanmuseum Osnabrück erinnert an ihre Schicksale.


Hochspringerin Gretel Bergmann. Ihr Schicksal diente als Vorlage
für den Kinofilm „Berlin 1936“ mit Karoline Herfurth und Axel Prahl.

Zu ihrer Zeit waren die Fechterin Helene Mayer, die Hochspringerin Gretel Bergmann, der Fußballer Julius Hirsch und viele weitere jüdische Athleten als Nationalspieler, Welt- und Europameister, Olympiasieger oder Rekordhalter gefeierte Spitzensportler in Deutschland. Nach 1933 stellten die Nationalsozialisten sie wegen ihres Glaubens oder ihrer Abstammung ins Abseits und brachten viele von ihnen später in den Konzentrationslagern um. Mit dem Holocaust endete eine Erfolgsgeschichte jüdischer Sportler in Deutschland, die heute weitgehend vergessen ist.

Mit der Ausstellung „Zwischen Erfolg und Verfolgung“ über „Jüdische Stars im deutschen Sport bis 1933 und danach“ erinnert das Diözesanmuseum Osnabrück vom 31. August bis zum 13. Oktober an diese erfolgreiche Sportlergeneration und möchte dabei ein Zeichen gegen den heute wieder aufkeimenden Antisemitismus setzen. Auf dem Platz vor dem Osnabrücker Dom werden 16 überlebensgroße Silhouetten von erfolgreichen und doch verfolgten Sportlerinnen und Sportlern zu sehen sein, deren Lebensweg und -schicksal durch begleitende Texte in deutscher und englischer Sprache erschlossen wird. Nur weil sie Juden waren, wurden diese Frauen und Männer während der NS-Zeit aus ihren Sportvereinen ausgeschlossen und ihre Titel wurden aberkannt.

Der Fußballpionier und Mitbegründer des Deutschen Fußball-Bundes, Walther Bensemann, floh aus seiner Heimat. Andere wie der Fußballnationalspieler Julius Hirsch oder die zehnfache deutsche Leichtathletikmeisterin Lilli Henoch wurden deportiert und ermordet. Vorgestellt werden darüber hinaus der Schachweltmeister Emanuel Lasker, der Meisterboxer Erich Seelig, die deutsche Tennismeisterin Nelly Neppach, die deutsche Speerwurfmeisterin Martha Jacob,  die Turnolympiasieger Alfred und Gustav Felix Flatow, die Europameister im Gewichtheben beziehungsweise Ringen Julius und Hermann Baruch, der Eishockeyspieler Rudi Ball und der Fußballnationalspieler Gottfried Fuchs. Ralph Klein entkam nur knapp der Deportation nach Auschwitz. Nach dem Krieg war er israelischer, später deutscher Basketballnationaltrainer.

Wanderausstellung startete 2015 in Berlin

Träger und Leihgeber der Ausstellung ist das Zentrum deutsche Sportgeschichte in Berlin, nachdem diese von der Kulturstiftung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) konzipiert und finanziell gefördert worden war. Sie startete anlässlich der European Maccabi Games 2015 in Berlin, war später unter anderem in Frankfurt und Dortmund zu sehen und wird derzeit bis zum 28. August in Kiel präsentiert.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges sollte es bis 2004 dauern, bevor mit der Schwimmerin Sarah Poewe in Athen erstmals wieder eine jüdische Athletin eine olympische Medaille für Deutschland errang. Ihre Biografie wird auf dem Domhof den Bogen in die Gegenwart schlagen. Die Ausstellung ist über QR-Codes mit ergänzenden Texten, Fotos und Filmen verknüpft, die ausführlich die jüdische Geschichte des deutschen Sports dokumentieren: www.juedische-sportstars.de

Begleitend zur Wanderausstellung im Außenbereich wird in der Blickpunktvitrine im Forum am Dom an jüdische Sportler und Sportfunktionäre aus Osnabrück erinnert: an Philipp Nussbaum, Felix Löwenstein und Carl Meyer. Das Diözesanmuseum hat das Projekt mit der jüdischen Gemeinde in Osnabrück abgestimmt und konnte mit der Felix-Nussbaum-Gesellschaft, dem Stadtsportbund und der Fanabteilung des VfL Osnabrück finanziell engagierte Mitträger gewinnen, während die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, das VfL-Museum und der Verein Ballsport Eversburg das Vorhaben ideell begleiten.

Die Ausstellung wird bereits in der Osnabrücker Kulturnacht am 31. August zu sehen sein, wird aber erst am Montag, 2. September, von Michael Grünberg als Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde und Weihbischof Johannes Wübbe offiziell eröffnet. Der Historiker Henry Wahlig vom Deutschen Fußballmuseum in Dortmund wird als exzellenter Kenner des jüdischen Sports in Osnabrück sowie im Osnabrücker Land in die Ausstellung einführen und den Bogen zu jüdischen Aktiven in der Region schlagen.

Hermann Queckenstedt

Die Eröffnung ist öffentlich, wobei sich Interessenten zur besseren Planung möglichst beim Diözesanmuseum anmelden sollten: Telefon 05 41/31 84 81, E-Mail: museum@bistum-os.de. Es können auch Führungen für Gruppen oder Schulklassen gebucht werden.

 

Zur Sache

Die Ausstellung „Zwischen Erfolg und Verfolgung“ wird am 2. September offiziell eröffnet, kann aber während der Osnabrücker Kulturnacht am Samstag, 31. August, schon besichtigt werden. Sie wird durch Vorträge im Forum am Dom (Domhof 12) ergänzt, die jeweils um 19 Uhr beginnen. Die Vorträge sind kostenlos.

Am Dienstag, 10. September, spricht Hermann Queckenstedt vom Diözesanmuseum Osnabrück zum Thema „Sportler im Visier der Gestapo. Wie die Nationalsozialisten in Osnabrück den Sport unter ihre Kontrolle brachten“.

Am Dienstag, 24. September, stellt die Kunsthistorikerin Anne Sibylle Schwetter „Felix Nussbaums Sportbilder“ unter dem Titel „Fußballkampf und Radrennsieger“ vor.