Buch über Bischof Franz-Josef Bode

Vermittler und Brückenbauer

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Franz-Josef Bode ist seit 25 Jahren Bischof von Osnabrück. Er will die Kirche verändern, ist aber kein Revolutionär. Eher ein behutsamer Reformer. So heißt auch die Biografie, die der Journalist Christof Haverkamp geschrieben hat.


Kindheit: Franz-Josef Bode mit seiner Mutter und seinen vier älteren Schwestern. Foto: privat

Die Heinrichsflut im Juli 1965 hinterlässt nachhaltig Spuren bei Franz-Josef Bode. Er ist 14 Jahre alt, als das Hochwasser im Landkreis Paderborn auch sein Heimatdorf Etteln erreicht. 200 Menschen werden von den Wassermassen eingeschlossen, vier Kinder und ihre Großmutter ertrinken. Auch das Haus von Bodes Familie steht zwei Meter unter Wasser. Kein Buch bleibt trocken; sein Klavier, das ihm die Eltern geschenkt hatten, ist nur noch Schrott. 

Die Katastrophe prägt den Glauben des späteren Bischofs. Die Urgewalt des Wassers und der Tod Unschuldiger bringen ihn zu der Frage, wie Gott das Leid zulassen kann. Daraus entwickelt sich ein reflektiertes, tieferes Gottesbild, verbunden mit der Erfahrung, dass die Eltern der ertrunkenen Kinder trotz allem Christen geblieben sind. Und dass die Kraft, die von den Riten der Kirche und der Eucharistiefeier beim Begräbnis ausgehen, großen Halt für die betroffene Familie bietet. Bode verbindet diese Erfahrung später mit der Erkenntnis, dass der Glaube nicht zu privat werden darf. Gut drei Jahrzehnte danach trifft er die Mutter der ertrunkenen Kinder wieder, eine Frau, die trotz des Schicksalsschlags an Gott glaubt. 

Der Journalist und Historiker Christof Haverkamp hat diese Geschichte in einer Biografie über den Osnabrücker Bischof festgehalten. Denn: „Biografien erzählen, was einen Menschen geprägt, wie er sich entwickelt und verändert, wo er Schwerpunkte gesetzt hat“, schreibt er im Vorwort. Und: Franz-Josef Bode sei in seinem Wirken als Priester und Bischof kaum zu verstehen, wenn man nicht seinen Lebensweg, seine Heimat und Herkunft einbeziehe. Wer ihn kennt, weiß, dass er selbst immer wieder mit vielen Anekdoten an seine Paderborner Zeit erinnert. 

Diese Biografie war keine Auftragsarbeit


Buchautor Christof Haverkamp Foto: Anja Sabel

Die 200 Seiten umfassende Biografie mit dem Titel „Der behutsame Reformer“ ist sehr wohlwollend. „Was meiner tiefen inneren Überzeugung entspricht. Ich finde ihn sympathisch und glaubwürdig und musste mich dafür nicht verbiegen“, sagt der Autor und ergänzt: „Das Buch war keine Auftragsarbeit, sondern meine Idee.“ Haverkamp ist Franz-Josef Bode oft begegnet in den vergangenen Jahren, bei Interviews, Hintergrundgesprächen, in Pressekonferenzen – zunächst als Redakteur bei der Katholischen Nachrichtenagentur (kna) in Hamburg, später bei der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Heute arbeitet er als Pressesprecher für die katholische Kirche in Bremen.  

Vor 25 Jahren trat Bode sein Amt in Osnabrück als Deutschlands jüngster Diözesanbischof an. Heute ist er der dienstälteste – beliebt und profiliert, einer, der die Lebenswirklichkeit in der Seelsorge berücksichtigt, Pionierarbeit leistet, Frauen besonders fördert, sich als Jugendbischof, Vorsitzender der Pastoralkommission und stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz einen Namen gemacht hat. Im kommenden Jahr feiert er seinen 70. Geburtstag. „Da habe ich gedacht: All das sind doch gute Gründe für ein Buch“, sagt Christof Haverkamp. Zumal das Bistum Osnabrück für liberal eingestellte Katholiken bundesweit „eine Art Leuchtturm“ ist. 

Haverkamp beschreibt Bodes Kindheit im Paderborner Land, sein Studium bei Professor Joseph Ratzinger, sein Wirken in der Priesterausbildung, als Pfarrer in Fröndenberg und als Bischof. Er geht aber nicht rein chronologisch vor, sondern ordnet Ereignisse thematisch ein. Zahlreiche Interviews dienten ihm als Quelle, außerdem Predigten, Aufsätze, Bücher, Zeitungsberichte und Videofilme sowie Gespräche mit Weggefährten und dem Bischof selbst.


Franz-Josef Bode als Schüler Foto: privat

Vieles, was Bode anpacke, sei herausragend, sagt Haverkamp. So führt er zum Beispiel als erster deutscher Bischof eine Gruppe Muslime und jüdische Mitbürger durch den Dom. Unvergessen sein öffentliches Schuldbekenntnis am ersten Adventsonntag 2010. Bode legt sich im Dom flach auf den Steinboden – ein Zeichen von Demut, Hingabe und Bitte. Die persönliche Reaktion des Bischofs auf die Missbrauchsfälle durch Priester und andere kirchliche Mitarbeiter im Bistum. 

Offene Art und der Wunsch nach Harmonie

Warum behutsamer Reformer? Beides gehöre zusammen, sagt Haverkamp. „Er möchte die Kirche verändern, ist aber kein Revolutionär, dem das Kirchenrecht völlig egal ist.“ Aber er nutze seine Spielräume. Als geduldiger Vermittler und Brückenbauer versuche er, so viele Menschen wie möglich mitzunehmen. Typisch für Bode sind auch sein Humor, seine Offenheit, seine kommunikative Art, der Wunsch nach Harmonie und ein Grundoptimismus, der ihn selbst nach schwerer Krankheit nicht verlässt. Er setzt nicht auf Verbote, sondern betont die Größe und Weite Gottes, die schon in seinem Wahlspruch zum Ausdruck kommt: „Gott ist größer als unser Herz“.

Anja Sabel


Zur Sache

Franz-Josef Bode, 1951 in Paderborn geboren, wurde am 26. November 1995 in sein Amt als Osnabrücker Bischof eingeführt. Ein Pontifikalamt zum Jubiläum findet am Sonntag, 22. November, um 11.30 Uhr im Dom statt. Der Gottesdienst wird  live übertragen.

Die Biografie „Der behutsame Reformer. Franz-Josef Bode – 25 Jahre Diözesanbischof“ von Christof Haverkamp erscheint im Bonifatius Verlag Paderborn (19,95 Euro), mit einem Nachwort von Agnes Wuckelt, stellvertretende Bundesvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands.