Ausstellung „Sonnengesang des Echnaton“ im Roncalli-Haus Magdeburg

Verwoben in Gott und das All

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„Sonnengesang des Echnaton“ ist eine Ausstellung mit 28 farbigen Linolschnitten überschrieben. Sie ist derzeit im Roncalli-Haus Magdeburg zu sehen.

Kleine Götterfamilie, Linolschnitt, 2017, 45x36 Zentimeter.    Fotos: Christina Simon
Der du den Samen sprießen lässt in den Bäumen, Linolschnitt 2017, 100x70 Zentimeter.

„Christina Simon lädt uns mit ihren Bildern in das Alte Ägypten …, die sogenannte Amarnazeit (14./13. Jahrhundert vor Christus) ein“, sagt Reinhard Grütz. Zugleich nimmt sich die Künstlerin die Freiheit, Motive und Fundstücke aufzugreifen, die „aus anderen altorientalischen Quellen stammen und andere Räume und Zeiten mit umfassen“.
Einer der von der Weißenfelser Druckgrafikerin und Kunstpädagogin Simon geschaffenen Linolschnitte ist die „Kleine Götterfamilie“ mit ihrer „ausgesprochen familiären Atmosphäre oder Aura“, so Grütz bei der Eröffnung der Ausstellung „Der Sonnengesang des Echnaton“ in Magdeburg. „Mir scheint es fast, als hätte die kleine Götterfamilie sich zurechtgemacht, mit Krone und frischer Schnürwindel, und nun steht sie für ein Familienfoto in Positur.“ Eine Erfahrung, so der Direktor der Katholischen Akademie im Bistum Magdeburg, „die sicher jedem und jeder aus eigener Erfahrung vertraut ist. Daneben ist sie aber eingewoben in sphärische Kreise und Linien, sie ist verbunden mit der Sonne, mit Sternen und den Planeten, ihr kommt göttliche Würde und Macht zu und sie bleibt mit ihren Insignien uns auch wieder fremd.“
Insgesamt 28 farbige Linolschnitte hat Christina Simon (58) für die Schau „Der Sonnengesang des Echnaton“ zusammengestellt. Inhaltlich beziehen sich viele auf die Verse des Sonnengesangs wie „Der du den Samen sprießen lässt ...“. „Einzigartig im Kanon der unzähligen ägyptischen Hymnen und Gebete ist der große Sonnengesang des Echnaton“, sagt Simon. Pharao Echnaton erhob Aton in Gestalt der Sonnenscheibe zum Gott über alle Götter Ägyptens. „Es war nicht nur ein kühner Versuch, den Monotheismus vorwegzunehmen, sondern auch das Verhältnis des Menschen zur Natur und zueinander neu auszurichten.“
Europa sei jüdisch-christlich geprägt. Aber mit den Flüchtlingsströmen aus dem mesopotamischen Raum (Syrien, Afghanistan, Irak) stelle sich die Frage „nach den gemeinsamen Wurzeln neu, zumal im altorientalischen Raum Generationen der Menschheit ein unwiederbringliches Kulturerbe hinterlassen haben“, so Simon. So könnten „neue Impulse in der heutigen Umbruchszeit Stabilität und tieferes Verstehen von Fundamentalem ermöglichen“. Auch die Frage nach dem Dialog zwischen Mensch und Natur sei im weltweiten Kontext aktueller denn je.

Die Ausstellung ist bis Anfang Februar 2022 (Maria Lichtmess) zu sehen und kann nach den geltenden Hygieneregeln kostenlos besucht werden. Mehr Infos: www.christinasimon.de

Von Eckhard Pohl