Die erste „neue Pfarrei“ im Erzbistum: St. Elisabeth
„Viele fürchteten: Wir verlieren“
Pater Michael, Sie haben gerade die ersten Pfarrei- und Gemeinderatswahlen in der neuen Pfarrei hinter sich. Was möchten Sie den nächsten Pastoralen Räumen, die im November dran sind, für ihre Wahlen mitgeben?
Das vermag ich gar nicht so recht zu sagen. Wohl weiß ich jetzt, was „man“ braucht: viel Geduld, viel Kraft für Gespräche, und noch so manches mehr. Genau weiß ich nicht, wann die nächsten Pastoralen Räume, die zu Pfarreien werden, ihre Wahl haben werden. Wir wären mit unserer Wahl vor der Errichtung der Pfarrei dran gewesen, noch im letzten November. Auf unsere Bitte hin hat das Erzbistum erlaubt, dass wir erst nach der Errichtung der Pfarrei wählen.
Warum haben Sie das erbeten?
Da anderes vordringlicher war. Die ersten Schritte in der Zusammenführung der Verwaltung, in der großen Dimension, die hinter diesem einfachen Wort steckt, die Einarbeitung des pastoralen und sogenannten technischen Personals, und ein Haufen von Kleinigkeiten. Das muss einigermaßen auf den Weg gebracht sein, dann kann man sich an die Wahlen machen. Sonst läuft zu viel parallel. Denn, wie gesagt, das ganze Prozedere hält einen auf Trab. Uns seit Februar bis jetzt – und das ist ja erst der Auftakt. Jetzt müssen sich die Räte konstituieren. Das wird sich wohl, bedingt durch die Ferien, bis Ende August hinziehen.
Pater Michael Dillmann O.P. | Foto: Cornelia Klaebe |
Was ist gut gelaufen bei den Wahlen, wo gibt es Verbesserungsbedarf?
Wir konnten eine Reihe von Anregungen abgeben hinsichtlich der vom Diözesanrat vorgegebenen Formalia, die auch aufgriffen wurden. Ein Problem war die Direktwahl der Kandidaten für den Pfarreirat. Die erste Frage war, ob wir überhaupt genug Kandidaten finden. Die zweite dann, wie die Kandidaten sich in dieser neuen Pfarrei, in der natürlich vieles sowieso unbekannt ist, überhaupt bekannt machen sollen. Vielen war zu erklären, was das überhaupt ist, und was das soll: ein Gemeinderat und ein Pfarreirat. Und die Wahlbeteiligung. Wir haben etwa 24 000 Wahlberechtigte. Davon haben 2,9 Prozent gewählt – 707 Personen.
Das ist wenig.
Das ist sehr wenig! Und das, obwohl wir alle Möglichkeiten zur Werbung für die Wahlen genutzt haben. Sie dürfen nicht unterschätzen, dass viele Menschen mit diesem Konstrukt „Pastoraler Raum/neue Pfarrei“ bislang noch gar nicht so richtig etwas anfangen können. Was soll man dann mit den Worten Gemeinderat und Pfarreirat verbinden? Der entscheidende Punkt bei der Sache sollte ja sein: Dieser pastorale Prozess ist ein geistlicher Prozess, so sagt man. Von vielen Leuten wird eigentlich nur wahrgenommen, dass es einen neuen Geistlichen vor Ort gibt, und es das eigene Sekretariat nicht mehr gibt, und das Ganze irgendwie jetzt Elisabeth heißt.
Ist es denn aus Ihrer Sicht ein geistlicher Prozess?
In gewisser Weise, ausbaufähig und ausbaubedürftig. Oft waren ja die Gedanken, die viele bewegten, eher Befürchtungen: Wir verlieren. Wir sind diejenigen, die ins Hintertreffen geraten bei dieser ganzen „Fusioniererei“. Wo bleibt das Positive, wenn es das geben sollte? Geistlich bedeutet doch: zu einem vertieften Christsein gelangen, „christlicher“ leben, wenn Sie so wollen. In Gott gegründet, die Menschen im Blick. Das zu vermitteln, nicht nur im Wort, sondern auch im Handeln, darum geht es jetzt und in der Zukunft. Und diesen Impuls auf die etwa 27 000 zu übertragen, die zur Pfarrei gehören. Mit Gottes Hilfe und unserer Mithilfe!
Können Sie kurz erklären, was der Pfarreirat und was der Gemeinderat tut?
Der Pfarreirat ist dazu bestellt, bei der Umsetzung des Pastoralkonzeptes, das der Pastoralausschuss vorgelegt und das die Diözese approbiert hat, mitzuhelfen. Der Gemeinderat hat konkret vor Ort das klare Profil: Was soll in unserer Gemeinde geschehen – das, was also bisher der Pfarrgemeinderat gemacht hat. Ich glaube, die klarere Profilierung des Pfarreirates steht noch aus. Unser Pfarreirat wird 33 Mitglieder umfassen, davon acht direkt gewählt, dazu kommen jeweils zwei Delegierte aus den Gemeinderäten, von denen wir sechs haben – also zusammen 12 –, plus 13 weitere entsandte oder berufene Mitglieder. Aber man weiß ja auch: Eine Gruppe, die größer ist als 20, bedarf einer besonderen Arbeitsweise, um arbeitsfähig sein zu können. Wir schauen mal.
Es heißt, das erste Jahr der neuen Pfarrei sei das vierte Jahr des Pastoralen Prozesses. Da soll das Pastoralkonzept anfänglich umgesetzt werden. Hätten Sie nicht längst beginnen müssen?
Natürlich soll im vierten Jahr das Pastoralkonzept umgesetzt werden, aber man kann sich ja nicht teilen, jedenfalls nehme ich das für mich in Anspruch. Wie erwähnt: erst die Verwaltung und die Verantwortungszuschreibungen in der Seelsorge, dann kamen die Wahlen. Nun stehen die ersten Schritte zur Umsetzung an. Die Vorbereitungen sind schon erfolgt.
Was sind die nächsten Schritte?
Nach der liturgischen Feier zur Errichtung der Pfarrei und der Sommerpause werden die Räte sich konstituieren und ihre Arbeit aufnehmen. Wir als hauptamtliche Mitarbeiter werden im Herbst eine Klausurtagung haben, um nochmals Zuordnungen in der Aufgabenverteilung vorzunehmen, Prozessabläufe zu optimieren und so weiter. Dann werden wir auch mit der Umsetzung einiger Schwerpunkte des Pastoralkonzepts beginnen. Das heißt, in den Bereichen des Erstkommunion- und Firmunterrichts, im Bildungsbereich, der Sakramentenpastoral, des Beerdigungsdienstes. Am 19. November feiern wir das erste Mal unser Patrozinium und nächstes Jahr ist dann die Visitation durch den Erzbischof, das ist dann nach neuester Regelung der Abschluss des Prozesses.
Interview: Cornelia Klaebe
Erzbischof Heiner Koch feiert am 14. Juni, 19 Uhr, ein Pontifikalamt zum Liturgischen Start der (neuen) Pfarrei St. Elisabeth anders als ursprünglich geplant nicht in St. Sebastian, sondern in der Kirche St. Paulus, Oldenburger Straße 46, Berlin-Moabit.