Viele kleine Schritte

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Die Liturgie war die übliche – sonst war aber fast alles anders als geplant. Erzbischof Stefan Heße hat am Samstag Ulrich Bork und Simon Nowaczyk zu Priestern geweiht und am Montag Bruder Lukas Boving aus Nütschau. 

Simon Nowaczyk wird von Erzbischof Heße im St. Marien-Dom zum Priester geweiht
Simon Nowaczyk, einer der drei Neupriester des Erzbistums Hamburg empfängt im St. Marien-Dom die Priesterweihe von Erzbischof Stefan Heße. Foto: Kathrin Erbe

Eigentlich sollten die Pries­terweihen dieses Jahres schon im Mai stattfinden – für die Dia­kone Ulrich Bork und Simon Nowaczyk im St. Marien-Dom, für den Benediktinerbruder (und Diakon) Lukas Boving im Kloster Nütschau. Durch die Corona-Krise wurde alles anders. Erst am vergangenen Samstag und Montag spendete Erzbischof Stefan Heße den drei Männern das Weihe­sakrament. Und die Zahl der Teilnehmer war begrenzt, sowohl im Hamburger St. Marien-Dom als auch in der St. Vicelin-Kirche in Bad Oldesloe. Dorthin war die Weiheliturgie von Bruder Lukas verlegt worden. Die kleine Kirche des Klosters Nütschau hätte nur sehr wenige Mitfeiernde zugelassen. 

Auch die Priesterweihen mussten also unter äußerlich bescheidenen Bedingungen gefeiert werden. In seiner Hamburger Predigt führte Erzbischof Stefan Heße die Gemeinde jedoch in eine ganz andere Szene: die Hochzeit zu Kana, das Weinwunder, die erste Aufsehen erregende Tat Jesu nach dem Johannesevangelium. Allerdings, so Erzbischof Stefan, auch in dieser Geschichte gebe es eine prekäre Situation – zuerst entdeckt von Maria, der Mutter Jesu: „Sie haben keinen Wein mehr.“

Oft ein sehr alltägliches Leben

Durstrecken, damit müssen auch die Neugeweihten rechnen. „Pries­terliches Leben ist oft sehr alltägliches Leben, viele kleine Schritte, ganz unspektakulär. Und auch Sie als Priester werden – wie man so sagt – auch nur mit Wasser kochen. Aber es ist gerade das Alltägliche, das Christus nimmt und zum Zeichen werden lässt.“ Die kleinen Schritte gehen und Gott mehr zutrauen als sich selbst, das riet der Bischof seinen Priestern. „Werden Sie bitte keine Priester, die immer und immer wieder darüber klagen, was uns alles mangelt und was alles nicht geht, sondern die aus der Fülle des angebrochenen Reiches Gottes leben.“

In Bad Oldesloe hatte der Erzbischof bei der Begrüßung erst einmal die Lacher auf seiner Seite, obwohl der Grund seines Scherzes durchaus nicht fröhlich stimmt: Es sei dies die erste Priesterweihe in Bad Oldesloe, so Heße, und es werde wohl auch die letzte bleiben: „Unsere Erzdiözese hat keinen einzigen Seminaristen. Die letzten sind am Samstag ‚ausgeweiht‘ worden.“ 

Es ist eines dieser Kreuze, um die sich später auch die Predigt drehte. Die Verschiebung der Weihe habe aber zumindest im Falle von Bruder Lukas dazu geführt, dass dessen Weihetermin nun auf das Fest Kreuzerhöhung gefallen sei. „Der 14. September ist eine Perle im Kirchenjahr“, so Heße. Bruder Lukas sah das genauso. „Kreuzerhöhung ist wirklich ein wunderbarer Festtag, um mein Leben unter das Geheimnis des Kreuzes zu stellen“, wie er nach dem Gottesdienst sagte.

Kirche muss sich in der Krise bewähren

Der Erzbischof sprach in seiner Predigt davon, dass viele Menschen in diesen Monaten das Kreuz auf ganz intensive Art erlebten: „Corona ist ein ganz besonderes Kreuz, das auf dieser Welt lastet, das sozusagen ganz viel durchkreuzt.“ Das sei auch eine Chance für die Kirche, die sich da bewähren müsse, wo es ums Ganze gehe, wo der Mensch am stärksten herausgefordert sei: „Wo er vor dem eigenen Kreuz, wo er vor dem Kreuz der Welt und dem Kreuz der anderen steht.“

Wie schon bei seiner Diakonweihe hatte Bruder Lukas musikalisch auf die Unterstützung junger Leute aus dem Umfeld des Jugendhauses St. Benedikt gesetzt, die zusammen mit Kirchenmusiker Norbert Hoppermann ein wunderbar frisches, festliches Musikprogramm vorbereitet hatten und auch nach dem Gottesdienst noch für gute Stimmung unter den Gästen sorgten.

Die nächsten Wirkungsorte der Neupriester liegen in Schleswig-Holstein. Ulrich Bork wird Kaplan in der Pfarrei Seliger Eduard Müller in Neumünster, Simon Nowaczyks erste Kaplanstelle ist in St. Ansgar Itzehoe, Heide und Umgebung. Bruder Lukas bleibt im Klos­ter Nütschau und wird dort für die Jugendarbeit zuständig sein.

Text: Andreas Hüser/Marco Heinen