Schloss Maxen südöstlich von Dresden
Vom Adelssitz zur Glaubensburg
Im Jahr 2003 kaufte Peter Flache mit seiner Familie Schloss Maxen im Müglitztal. Regelmäßig finden hier religiöse, kulturelle und wissenschaftliche Veranstaltungen statt. Fotos: Benedikt Vallendar |
Regelmäßig sind in Schloss Maxen Bischöfe zu Gast
2003 haben Flaches das historische Areal erworben und es in ein Kleinod zwischen Weinbergen, Obstgärten und der hügeligen Landschaft des Osterzgebirges verwandelt. Ihr katholischer Glaube sei ein ständiger Wegbegleiter, sagen sie. „Wir feiern rund 70 Gottesdienste im Jahr, und regelmäßig sind bei uns Bischöfe und Erzbischöfe zu Gast“, beschreibt der Hausherr ein typisches Jahresprogramm auf Schloss Maxen, das zudem aus Konzerten, wissenschaftlichen Vorträgen und Vernissagen besteht. Kultur wird von jeher großgeschrieben. Erst kürzlich hat Tochter Antonia (18) einen Kompositionswettbewerb im Fach Klavier gewonnen.
Eines Tages Schlossbesitzer zu sein, war Peter Flache nicht in die Wiege gelegt. Denn er stammt aus einem bürgerlich-evangelischen Elternhaus. Dort habe es ihm an Mystik, Geheimnisvollem und Sakralen gefehlt, sagt er. „Und hinzu kam: Zu DDR-Zeiten war man als religiös orientierter Mensch schnell ein Exot, so manche Wege in Beruf und Bildung oft verbaut“, erinnert sich der gelernte Tischler, der beim Fall der Mauer 20 Jahre alt war und anschließend noch fünf Jahre in seinem erlernten Beruf gearbeitet hat, bevor er die Schauspielkunst für sich entdeckte und mit ihr den Glauben an Gott.
Für ihn und seine Frau Cornelia ist eine im Glauben verankerte Lebensführung Richtschnur des Familienlebens. „Es hat in der Vergangenheit so viele Situationen gegeben, in denen uns der Herrgott Beistand geleistet hat, das kann nicht immer Zufall gewesen sein“, sagt Flache und erinnert sich an einen Vorfall ganz besonders. Einmal hatte er seine letzten Ersparnisse, rund 250 Euro, in einen Opferstock getan; Flache war mittellos, als eine Woche später das telefonische Angebot kam, für umgerechnet 2500 Euro Werbung für ein großes Autohaus zu machen. Die gespendete Summe war zehnfach an ihn zurückgeflossen.
Schlossherr Peter Flache in der Hauskapelle: Etwa 70 Gottesdienste werden im Laufe des Jahres im Schloss gefeiert. |
Apropos Werbung. Ohne Medienarbeit geht es bei Flache auch heute nicht. Der passionierte Bühnenmensch macht Radio, Fernsehen und veröffentlicht Bücher, in denen das geistliche Leben eine zentrale Rolle spielt. „Meine Frau und ich haben schnell gemerkt, dass wir eine geistliche Brennkammer brauchen, einen Ort der Anbetung und des Gottesdienstes.“ Und genau das haben die beiden auf Schloss Maxen gefunden. Gern führen Flaches ihre Gäste durch frisch sanierte Gemäuer unter mehr als 700 Jahre alten Gewölben. Im Keller gibt es sogar eine kleine Hauskapelle. Doch bei allem Anmut, den das Gebäude ausstrahlt, bleibt ein kleiner Wehrmutstropfen: Im Nebentrakt sind Bausünden aus DDR-Zeiten sichtbar, schmucklose Betonfassaden mit eng geschnittenen Fenstern und Balkons, auf denen Wäsche trocknet und Dreiräder herumstehen. „Schön wäre es, wenn hier eines Tages eine katholische Ordensgemeinschaft einzöge“, wünscht sich Peter Flache für die Zukunft seines Schlosses. Die Ruhe und Abgeschiedenheit inmitten einer idyllischen Naturlandschaft am Rande des Osterzgebirges böte doch ideale Voraussetzungen für ein kontemplatives Leben.
Schloss Maxen hat eine bewegte Geschichte. Die erste urkundliche Erwähnung geht auf das frühe 13. Jahrhundert zurück. Historiker vermuten, dass es zunächst als Vasallensitz diente. Um 1300 ging das Gebäude als Lehen an ein Rittergeschlecht namens „Karras“ und gelangte 1548 in den Besitz der sächsischen Adelsfamilie „von Schönberg“. Zwischen 1726 und 1728 errichtete Caspar Abraham von Schönberg den heutigen Barockbau, den 1819 der preußische Major Johann Friedrich Anton Serre erwarb. Er und seine Frau Friederike galten als Schöngeister und Kunstliebhaber. Namhafte Persönlichkeiten wie Hans Christian Andersen („Des Kaisers neue Kleider“), Clara und Robert Schumann und der Maler Caspar David Friedrich waren regelmäßig auf Schloss Maxen zu Gast, um dort die Sommermonate zu verbringen. Da die Familie Serre ohne Nachkommen blieb, erlebte das Schloss bis 1945 zahlreiche Eigentümerwechsel. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente es als sowjetische Kommandantur, Flüchtlingsquartier und ging später an die katholische Kirche, die es als Altenpflegeheim führte, bevor auf Schloss Maxen eine neue Ära begann, die bis heute anhält.