Weihejubiläum von Bischof Godehard in Göttingen
Von Grona nach Hildesheim
Vor genau tausend Jahren wurde Godehard in der Nähe von Göttingen zum Bischof geweiht. Dort wurde das besondere Weihejubiläum jetzt groß gefeiert.
In der Pfalz Grona erteilte vor tausend Jahren Bischof Aribo von Mainz Godehard die Bischofsweihe. Diesem wichtigen Moment in der Hildesheimer Bischofsgeschichte haben am Freitagabend während eines feierlichen Gottesdienstes in der Göttinger Kirche St. Godehard rund 200 Gläubige gemeinsam mit dem Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer SCJ und dem Mainzer Bischof Peter Kohlgraf gedacht.
Wilmer erinnerte zu Beginn des Gottesdienstes daran, dass Godehard zunächst zweifelte und äußerte, lieber weiterhin Abt in Bayern bleiben zu wollen als Bischof im Norden zu werden. „Er hat zwei Wochen überlegt, sich dann auf den Weg gemacht und 16 Jahre segensreich gewirkt.“ Als der Hildesheimer Bischof diese lobenden Worte über seinen berühmten Vorgänger, den ersten Hildesheimer Bischofsheiligen, sprach, war sein Mainzer Amtsbruder Kohlgraf noch gar nicht in der Kirche.
Der Gast aus Rheinland-Pfalz hatte mit einer schwierigen Anreise zu kämpfen, nahm das aber mit Humor, als er gerade noch rechtzeitig zu seiner Predigt in St. Godehard erschien: „Bischof Aribo wäre damals wohl mit Pferdekutsche schneller gewesen als ich heute angesichts der Vollsperrung auf der Autobahn.“
In seiner Predigt ging Kohlgraf auf die beiden unterschiedlichen Charaktere von Aribo und Godehard ein: „Zwei sehr unterschiedliche Persönlichkeiten begegnen sich, sie sind in ihrer Unterschiedlichkeit Bischöfe der einen Kirche. Der eine rigoros, gebildet, papstkritisch, macht- und selbstbewusst, der andere volksnah, geistlich tief und humorvoll, verehrt von den Menschen mit einer großen liebevoll ausgestalteten Wirkungsgeschichte.“
Von diesen besonderen Persönlichkeiten des Mittelalters ausgehend, fragte Kohlgraf mit Bezug auf die Herausforderungen der Kirche in der Gegenwart: „Können wir uns davon inspirieren lassen, unterschiedliche ‚Bischofs-Typen‘, Kirchenzugänge, Zeitanalysen und Glaubenszugänge auszuhalten, ohne das Ende der Kirche herbeizureden?“ Er würde es sich so sehr wünschen, betonte der Mainzer Bischof. „Aribo würde heute in seinem Machtanspruch sicher stark angefragt, seine Kritik an den Machtansprüchen des Papstes würde wohl gut aufgegriffen. Godehard hätte sicher eine stärkere Nähe zum Papst verkörpert, und seine Nähe zu den Menschen wäre wertgeschätzt worden.“
Auch heute würden verschiedene Charaktere die Kirche ausmachen, so Kohlgraf. Das gelte nicht nur für Bischöfe, sondern für das ganze Gottesvolk. „Es gibt die Leisen und die Lauten, die Ungeduldigen und Zögerlichen, die Mutigen und die Ängstlichen. Es gibt die papsttreuen Gläubigen und die kritischen, die Schaffenden und diejenigen, die das Gebet pflegen. Sie alle gehören zu Kirche.“
Bischof Kohlgraf schloss seine Predigt mit dem Wunsch, dass die beiden Bischöfe Aribo und Godehard uns heute ermutigen und begleiten, „unsere Wege zu suchen und zu finden“.
Neben Kohlgraf und Wilmer nahmen die Hildesheimer Weihbischöfe Dr. Nikolaus Schwerdtfeger und Heinz-Günter Bongartz, zwei Domkapitulare aus Mainz, mehrere Geistliche aus dem Bistum Hildesheim, der evangelisch-lutherische Superintendent Frank Uhlhorn sowie Vertreterinnen und Vertreter aus der der Göttinger Politik und Stadtgesellschaft an dem Gottesdienst teil.
Die Göttinger Oberbürgermeisterin Petra Broistedt lobte die Pfarrgemeinde St. Godehard und deren karitatives Engagement. An den gastgebenden Pfarrer und Stadtdechanten Wigbert Schwarze gewandt, sagte sie: „Was ihr als Pfarrgemeinde für das Quartier hier leistet, verdient einen großen Applaus.“ Der Name des heiligen Godehards und die gleichnamige Pfarrei seien in der Stadt fest verankert.
Die Pfarrgemeinde präsentierte sich als hervorragende Gastgeberin, sorgte mit Orgel- und Trompetenmusik, einer Schola und einem Mädchenchor für die musikalische Begleitung des Gottesdienstes und bewirtete während des anschließenden „meet and greet“ im Pfarrsaal alle Gäste, die sich zu dem „Jahrtausendereignis“, wie Bischof Kohlgraf es nicht zu Unrecht nannte, in St. Godehard versammelt hatten.
Volker Bauerfeld