Von Indien an die Müritz

Image
Die Schwestern Savitha, Blecilla und Shanti vor ihrer Ferienwohnung in Klink.
Nachweis

Foto: Hans-Joachim Kohl

Caption

Die Schwestern Savitha, Blecilla und Shanti vor ihrer Ferienwohnung in Klink.

Vor zweieinhalb Jahren kamen drei katholische Schwestern aus Indien vom Orden der „Kleinen Blume von Bethanien“ nach Klink an der Müritz. Dort arbeiten sie in der Müritzklink – und haben sich gut eingelebt.

Die Schwestern Blecilla, Shanthi und Savitha tragen ihre schwarze Ordenstracht. Schwester Blecilla ist bereits in Ruhestand, arbeitet aber pro Tag vier Stunden als Seelsorgerin in der Müritzklinik. Gelernt hat sie Krankenpflege und Hebamme.

Ihr Orden „Schwestern von der Kleinen Blume von Bethanien“ legte in Indien seit Ordensgründung 1921 viel Wert auf Schulbildung von Mädchen und Frauen. Die Ordensschwestern unterrichten auch heute noch im christlichen Glauben. Wichtig sind Nähen und Weben. Damit können Mädchen und junge Frauen ihren Lebensunterhalt verdienen. Manche der Schwestern studieren. Heutzutage können nur Mädchen mit einem Schulabschluss in den Orden eintreten.

„Wenn Frauen Bildung erhalten“, erzählt Schwester Blecilla, „sind Frauen und Männer auf gleicher Ebene. Das ist Emanzipation. Unter Christen in Indien ist der Bildungsstand hoch. Viele Kinder unter ihnen gehen zur Schule, einige studieren.“ Neben Bildung für Mädchen und junge Frauen spielt medizinische Versorgung auf den Dörfern eine wichtige Rolle im katholischen Orden „Schwestern der kleinen Blume von Bethanien“. Viele kleine Krankenstationen mit Schwangerschaftsberatung gibt es auf den Dörfern in der Region Mangalore.


Schwestern mit viel Deutschland-Erfahrung


Die beiden jüngeren Schwestern, Shanthi und Savitha, arbeiten als Krankenschwestern in der Klinik in Klink an der Müritz. Beide stammen ebenfalls aus Mangalore in Indien. Schwester Shanthi ist seit neun Jahren in Deutschland, hat den indischen Bachelor in Englisch, Psychologie und Geschichte. Sie hat eine Ausbildung als Pflegehelferin 2017 bis 2020 in Aachen gemacht. „Ich bin in der Pflege tätig“, sagt sie, „acht Stunden pro Tag. Wir nehmen Patienten auf, nehmen Blut ab und begleiten die Patienten. Wir bereiten für sie die Medikamente vor und planen die Visiten.“

 

Traumhaft gelegen, im Wald und zwischen zwei Seen: die 1997 errichtete Müritzklinik in Klink. 

Schon sehr früh wollte sie in den Orden „Schwestern von der kleinen Blume von Bethanien“ eintreten, der sich am Leben der heiligen Therese von Lisieux orientiert. „Das war mein Wunsch, als ich in der dritten Klasse war“, erzählt sie, „da hatte ich Sehnsucht, eine Ordensschwester zu werden. Auch das Leben von Mutter Teresa hat mich dazu inspiriert. Deswegen bin ich in diesen Orden eingetreten.“

Therese von Lisieux hat auch Schwester Blecilla geprägt. „Ihr Beispiel“, sagt sie, „Kleinigkeiten im Leben mit Liebe zu machen, das inspiriert mich persönlich. Sie hatte ja so eine Liebe zu Christus in sich gehabt. Das ist wichtig für unseren Orden, was ich auch tue, das geschieht aus Liebe zu Gott. Das inspiriert mich.“ 

Schwester Blecilla kam aus Mangalore in Indien 1973 nach Deutschland. Sie machte eine Krankenpflege- und Hebammenausbildung. Damals gründete der Orden eine deutsche Niederlassung, in Viersen bei Düsseldorf. Schwester Blecilla wurde Pflegedienstleiterin. Am 1. Oktober 2020 kam sie nach Klink.

Aus Indien nach Deutschland kam der Orden über einen indischen Katholiken, der in Rom Theologie studierte. „In den Semesterferien“, erzählt Schwester Blecilla, „war er in Viersen, um etwas Geld zu verdienen. Dort hörte er vom Nachwuchsmangel in einem Pflegeheim. Er wurde von einem Priester gefragt, ob er da helfen kann. Das konnte er mit indischen Krankenschwestern. Und so sind wir am 14. September 1973 nach Viersen gekommen.“ Dort startete der Orden mit einem kleinen Seniorenheim mit 30 Betten. Nach Klink kamen die indischen Krankenschwestern durch die Avila-Gruppe. Sie betreibt die Müritz-Klinik, eine Fachklinik für Rehabilitation und Prävention, und hat katholische Wurzeln. Die Unternehmensgruppe wurde von zwei Karmelitenpatres gegründet, später hat sie das Petruswerk der Erzdiözese Berlin übernommen. 

Hans-Joachim Kohl