Priestertag im Bistum Osnabrück
„Vor dem Grauen dürfen wir nicht fliehen"
Die Kirche macht eine bedrängte Zeit durch, Priester und Diakone sind noch einmal unmittelbarer betroffen. Bischof Franz-Josef Bode hat sie zum Gespräch nach Osnabrück eingeladen. Und macht ihnen mit geistlichen Worten Mut.
Beim traditionellen Tag der Priester und Diakone, zu dem Bischof Franz-Josef Bode immer am Montag der Karwoche einlädt, gab es in diesem Jahr eine Neuerung: Nach einem geistlichen Impuls zogen sich die Teilnehmer in Kleingruppen zurück, um sich gegenseitig zu erzählen, wie es ihnen zurzeit geht und zu überlegen, wie Vertrauen wiedergewonnen werden kann. „Wir sind in bedrängter Zeit“, sagte Domkapitular Ulrich Beckwermert zu Beginn. Da sei es ein Zeichen der Solidarität und der Gemeinschaft, dass über 200 Priester und Diakone gekommen seien.
Der Bischof bedankte sich zunächst für diese Solidarität und machte deutlich, dass auch er unter dem öffentlichen Druck leidet. Das vergangene Jahr hatte er wegen einer Rückenoperation nahezu vollständig verpasst, die „Rückkehr in die Gesundheit“ habe er sich dann anders vorgestellt. Aber: „Es gibt nichts zu beschönigen, wir müssen uns der Situation stellen“, sagte er und zog einen Vergleich mit den Frauen, die unter dem Kreuz Jesu ausharrten. „Vor dem Grauen dürfen wir nicht fliehen.“ Andererseits: „Wir dürfen auch nicht dabei stehenbleiben, das Grauen zu betrachten, die Suppe gewissermaßen immer wieder umrühren.“
Drei Punkte waren dem Bischof besonders wichtig: Koherenz, womit er die „Wachsamkeit für den und die Stimmigkeit mit dem Willen Gottes für die Zeichen der Zeit“ meinte. Dann die Kontinuität, die „Wahrnehmung der eigenen Geschichte, das Gedächtnis der Wunder, die Gott schon gewirkt hat“. Schließlich Authentizität: In der Wachheit und der Offenheit für das Leben könnten Menschen wieder Vertrauen in die Kirche gewinnen. Alle drei Begriffe ließen sich in Beziehung setzen zu Jesu Aussage über sich selbst: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“
Bei allen inhaltlichen Fragen seien die Überlegungen zum System nicht nachrangig zu behandeln, etwa die Frage nach dem „Junktim von Priesteramt und Zölibat“, wie der Bischof sagte. Er halte den Zölibat noch immer für sehr angemessen, „aber nicht für immer“. Gerade um der Sicherung der Eucharistie willen sei es nicht undenkbar, dass Priester in Zukunft auch eine Familie haben könnten.
Mit Blick auf die Zukunft zog der Bischof noch einen weiteren biblischen Vergleich heran: Die drei Jünglinge im Feuerofen (Daniel, Kapitel 3) hätten auf Gott vertraut. Ein beeindruckender Satz stehe am Schluss: „Tut er es nicht, werden wir uns trotzdem nicht anderen Göttern zuwenden.“
Matthias Petersen
„Wie geht es unseren Priestern?“ – In der nächsten Ausgabe des Kirchenboten veröffentlichen wir Interviews mit Geistlichen des Bistums.
Arbeitsgruppe nach Kritik neu besetzt
Das Konzept des Bistums für den Umgang mit Missbrauch in der Kirche ist nach Kritik von außen personell noch einmal verändert werden. Das teilte die Bischöfliche Pressestelle mit. In der Arbeitsgruppe, die die Kontrolle von Maßnahmen steuern soll, sind jetzt drei externe Mitglieder vertreten, die bei der Kirche beschäftigten Mitglieder sind dadurch bewusst in der Unterzahl.
Von außen kommen Landgerichtspräsident Thomas Veen, Heinz-Wilhelm Brockmann, ehemaliges Mitglied in führenden kirchlichen Laiengremien sowie eine von einem Priester sexuell missbrauchte Frau. Mit ihnen sitzen Weihbischof Johannes Wübbe und Yvonne von Wulfen, Leiterin der Stabsstelle Personalentwicklung, in der neuen Kommission. (pe)