Brauchtum im Bistum: Laienprozession zu Ostern
Vorbei an Wiesen und Feldern
Foto: Franz Silies
Christliche Bräuche zu erhalten – darauf legt in Emsbüren der Bürger-Schützenverein großen Wert. Ganz fest im Jahresprogramm steht an Ostern die Laienprozession, die mit Gesang zur Kirche führt.
Nach dem Kaffee und vielleicht einem Stück Torte legt Wichard Wabner am Ostersonntag nicht die Füße hoch. Sondern macht sich auf zu einer langgepflegten Tradition in der St.-Andreas-Kirchengemeinde in Emsbüren: die Laienprozession durch Wald und Flur bis zur Kirche. „Da bin ich dabei, seit ich laufen kann“, sagt er.
Wabner gehört dem Bürger-Schützenverein in Emsbüren an, der diesen volkskirchlichen Brauch seit vielen Jahren aufrechterhält. Am Ostersonntag treffen sich Schützenbrüder und andere Gemeindemitglieder um 16 Uhr auf dem „Nattenberg“ in Berge, einer Bauernschaft rund um den Ortskern. „Nattenberg“ heißt der mit gut 72 Metern höchste Punkt in Emsbüren. Und dann starten die Teilnehmer zu ihrem Gang, gut 30 Minuten lang vorbei an Wiesen und Feldern in Richtung Gotteshaus, wo an der Nordseite das Schlussgebet gesprochen wird. Ein Priester geht laut Wabner in der Regel nicht mit, daher rührt auch der Name „Laienprozession“.
Dabei laufen die Emsbürener nicht schweigend durch die Landschaft. „Wir singen unterwegs Osterlieder“, erzählen Wichard Wabner und Hubert Hölscher, der ebenfalls seit vielen Jahren mitgeht. Dafür gibt es einen Liederzettel, aber viele Strophen kennen die Pilger schon auswendig. Der Marsch führt mit einem „Vaterunser“ und „Gegrüßet seist du, Maria“ vorbei am Friedhof und am „Bildstock unter der Linde“. Dort ist bei dieser Gelegenheit oft eine holzgeschnitzte Figur zu sehen, die laut Hubert Hölscher ansonsten aus Sicherheitsgründen in der Sakristei von St. Andreas verwahrt wird. „Ecce Homo“ (Siehe, der Mensch) heißt die Darstellung des dornengekrönten Jesus, die Bezug auf den Satz nimmt, mit dem Pontius Pilatus den gefolterten Jesus von Nazaret dem Volk präsentiert. Korbinian Rutz aus Oberammergau hat das Bildnis geschaffen, das 1897 von den Kindern der Volksschule Emsbüren und Hauptlehrer Josef Tiesmeyer gestiftet worden ist.
Solche historischen Details kann Hölscher, Chronist des Schützenvereins, gut erzählen. Er hat auch zu den Hintergründen der Laienprozession geforscht und vermutet, dass der jahrhundertealte Brauch aus einem Flurgang hervorgegangen ist. Mit der Zeit ist zuerst ein Bittgang gegen Seuchen und Not und dann ein Ostergang daraus geworden, meint er. Er weiß zudem, dass der früher nach Gruppen geordnete Marsch angeleitet wurde vom letzten „Kirchenschweizer“ Emsbürens, Jakob Albers. Heute betet nach Worten Hölschers meist der Präsident des Schützenvereins vor.
Wie viele Personen heute noch mitgehen? Da schauen sich Hölscher und Wabner mit einem kleinen Lächeln an. „Früher deutlich mehr als 50, jetzt noch 15 bis 20“, erklärt Letzterer. Selbst in den Corona-Jahren machten sich dabei Emsbürener auf den Weg: allein, zu zweit oder zu dritt.
Wichard Wabner ist es wichtig, den Brauch aufrechtzuerhalten, „solange noch Leute mitmachen und wenn es nur fünf sind. Wir freuen uns über jeden, der kommt. Ostern ist das wichtigste Fest der Christen und auch damit wollen wir das deutlich machen.“