Hoffnung in der 2. Corona-Welle
Was kann uns jetzt helfen?
Die nächsten Monate werden hart. Viele Menschen haben Angst – vor Krankheit, Einsamkeit, Jobverlust. Was tun, um Mut zu schöpfen? Vielleicht hilft es, wenn wir uns jetzt daran erinnern, was uns schon im Frühjahr geholfen hat.
Von Andreas Lesch
Am stärksten drücken vielleicht all die offenen Fragen: Wie lange wird Corona unser Leben noch bestimmen? Wie viele Menschen werden an dem Virus sterben? Wie oft wird die Politik unsere Freiheiten noch einschränken, um die Ausbreitung der Pandemie zu bremsen? Und: Was wird danach? Schon im Frühjahr, zu Beginn der Krise, haben diese Fragen uns belastet. Jetzt aber plagt die Ungewissheit noch mehr – weil alles wieder von vorn losgeht: Die Infektionszahlen schnellen nach oben, die Regierung hat neue, strenge Beschränkungen beschlossen. Und der Winter hat noch nicht mal begonnen.
Jeder schleppt in dieser bleiernen Zeit seine ganz eigenen Sorgen mit sich herum. Alte Menschen fürchten Einsamkeit und Isolation, jüngere den Verlust ihres Jobs oder die Pleite ihres Unternehmens, Eltern und ihre Kinder die Schließung von Kitas und Schulen. Und fast alle haben, bewusst oder unbewusst, Angst vor Krankheit und Tod. Was können wir tun, um jetzt nicht zu verzweifeln? Wie können wir durchhalten und Mut schöpfen, auch dann, wenn es am schwersten fällt?
Vielleicht hilft es, zuerst zu überlegen, was schon im Frühjahr geholfen hat: ob nun ein Anruf bei der besten Freundin, ein lustiges Buch auf dem Sofa oder ein Spaziergang im Wald. Oder das Gebet, das schon seit der Kindheit Halt und Kraft und Ruhe schenkt. Bewährte Strategien funktionieren garantiert auch ein zweites Mal. Und wenn vor ein paar Monaten der nette, junge Mann von nebenan für mich eingekauft hat, warum ihn jetzt nicht wieder darum bitten? Er freut sich bestimmt.
Natürlich können wir uns einigeln und klagen, und jeder kennt Momente, in denen er gar nichts anderes will. Aber hilfreicher ist gewiss, auf das zu schauen, was geht. Warum nicht mal einen lieben Menschen mit einem Brief überraschen? Warum nicht mal den Pfarrer anrufen und um ein Gespräch über Gott und diese wilde Welt bitten? Warum nicht in der Gemeinde nachfragen, welche Seelsorge-Angebote es mittlerweile im Internet gibt? Kann alles ein Stück Hoffnung sein.
Die Pandemie ist groß, sie ist neu, sie wirkt überwältigend. Aber wir müssen uns nicht überwältigen lassen. Wir können die Kontrolle über unser Leben behalten, durch viele, kleine Schritte.
Wir können aufschreiben, wofür wir dankbar sind
Wir können uns bewusst dafür entscheiden, nicht jede Corona-Schreckensnachricht zu lesen, sondern uns nur gezielt einmal am Tag über das Wesentliche zu informieren. Wir können das ignorieren, was wir ohnehin nicht beeinflussen können – und uns auf das konzentrieren, was uns wirklich betrifft. Wir können unsere Sorgen ernstnehmen, aber gleichzeitig beschließen, dass wir uns von ihnen nicht lähmen lassen. Und abends können wir drei Dinge aufschreiben, für die wir dankbar sind. Das schärft den Blick für das Gute, das es weiterhin gibt.
Und wenn trotzdem alles nur noch zehrt und nervt und verzweifeln lässt? Dann hilft vielleicht die Erinnerung daran, dass keiner von uns mit seinen Problemen allein ist. Vielen anderen geht es ähnlich. Und dann ist da ja auch immer noch Gott.