"Treffpunkt Ökumene" in Emsbüren
Wege zum Frieden
In Emsbüren gibt es jetzt einen neuen „Treffpunkt Ökumene“. Das Denkmal für die Kriegsopfer ist mit einem Ort des Lernens verbunden. Schülerinnen und Schüler aus dem Emsland haben ihn mitgestaltet.
Zwölf Stelen aus Beton stehen hintereinander aufgereiht. Sie ragen schräg vom Boden in die Höhe. Jede Einzelne von ihnen ist Symbol eines Friedens, der zu kippen droht. Diese Stelen sind eine von drei großen Neuerungen an der St.-Marien-Kapelle in Emsbüren, die nun den sogenannten „Lernort für den Frieden“ prägen und an den neuen „Treffpunkt Ökumene“ angeschlossen sind. Am Volkstrauertag hat Pfarrer Stephan Schwegmann die beiden Stätten im Ortsteil Leschede eingeweiht und mit dem traditionellen Gedenken an die Opfer der beiden Weltkriege verbunden. Nachdem Kapelle und Denkmal immer seltener von den Emsbürenern besucht wurden, haben Pfarrer Schwegmann und der Aktionskreis Leschede ihren Plan gemeinsam mit vielen anderen Vereinen umgesetzt.
Der Aktionskreis, ein Verbund von Freiwilligen, der sich für die Landschafts- und Brauchtumspflege vor Ort einsetzt, habe die vergangenen zwei Jahre mit der Planung verbracht, um sie nun mit Fördergeldern der EU umsetzen zu können, sagt Vorsitzender Bernhard Drente.
Bei allen Anstrengungen ging es Pfarrer Schwegmann um die Frage: „Wie können wir das Erinnern aktualisieren, so dass junge Menschen über Frieden reden?“ Schwegmann hat die beiden Projekte „Treffpunkt Ökumene“ und „Lernort für den Frieden“ nicht zweigeteilt, sondern in drei Schritten beschrieben: Zunächst wurde die Marienkapelle renoviert. Jetzt ist sie zudem eine ökumenische Kirche und die zwölf Stelen bilden eine zeitgemäße Auseinandersetzung mit „Wegen zum Frieden“, hofft der Pfarrer.
Bilder und Texte zu Diktatur und Toleranz
Die Stelen ebnen symbolisch den Weg von der Emsstraße in Bahnhofsnähe zum Ehrenmal für die Kriegsopfer sowie zur dahinterliegenden Kapelle. An der Installation aus Beton sind Bild- und Textpaare zu Themen wie Diktatur, Gerechtigkeit und Toleranz befestigt. Schülerinnen und Schüler der Hauptschule Emsbüren, der Liudger-Realschule, des Lingener Franziskusgymnasiums sowie des Georgianums haben vier solcher Paare gestaltet. Das ist Schwegmann wichtig, der sieht, wie sich die zeitliche Distanz der heute und in Zukunft geborenen Kinder zur Geschichte vergrößert.
Aber noch gibt es Jugendliche, die Kriegserinnerungen aus der Familie kennen. Torben Drees, Schüler an der Liudger-Realschule, erzählt: „Einmal, als Bombenalarm war, hat meine Großtante sich auf meine Oma geworfen, um sie zu schützen. Wenn man das heute so hört, denkt man an Afghanistan.“ Dass junge Menschen den Bogen in die heutige Zeit schlagen können, entspricht dem Konzept hinter dem Lernort vor dem Ehrenmal. Der Schüler Florian Mattern von der Hauptschule Emsbüren spricht in diesem Zusammenhang pragmatisch vom Umgang mit dem Stichwort Toleranz: „Wenn ich durch Emsbüren laufe, sehe ich viele Migranten, aber warum sollte das für mich ein Problem sein? Sie leben hier genau so, wie ich es auch tue.“
Stichworte, wie das der Toleranz werden an den Stelen mit Bildern kombiniert, die zur Auseinandersetzung mit sich selbst und dem eigenen Engagement für den Frieden anregen sollen. Weil diese Botschaft in die Zukunft gerichtet ist, schaffe dies einen zeitgemäßen Anreiz, sagt Pfarrer Schwegmann. Er hofft, dass unabhängig vom Alter auch Fahrradtouristen auf dem Emslandweg die Gelegenheit für einen Besuch nutzen. Die ökumenische Kapelle mit ihrem Vorgarten soll demnächst auch für Hochzeiten genutzt werden.
Florens Böwering