Weihnachten auf Eritreisch

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Am 7. Januar feierte die eritreische katholische Gemeinde die Geburt Jesu Christi mit fröhlichem Gesang und Tanz am Altar. Ihre Mitglieder sind meist als Flüchtlinge gekommen. Ihr Pater fliegt alle vier Wochen aus Rom ein.


Ein kunstvolles Geschenk für den Gast. V. l. Pfarrer i. R. Norbert Bezikofer, Erzbischof Stefan Heße, Pater Siyum Kifle Zeragiorgis, Yohannes Habtemariam. | Foto: Andreas Hüser

VON ANDREAS HÜSER

Wer in einen Gottesdienst der eritreischen Katholiken geht, erlebt etwas Besonderes. Die liturgische Sprache ist das altäthiopische „Ge‘ez“. Die Gebete werden in getragenem Gesang vorgetragen, dann wieder gibt es fröhliche und rhythmische Hymnen mit Chor und Schlagzeugbegleitung. Und am Ende wird vor dem Altarraum noch lange gesungen und getanzt. Am vergangenen Samstag (7. Januar) haben die Eritreer wie alle anderen Ostkirchen Weihnachten gefeiert – es war der 25. Dezember nach dem Julianischen Kalender.

Der Priester, Pater Siyum Kifle Zeragiorgis, kam aus Rom. Der Ehrengast, Erzbischof Stefan Heße, hatte keinen so weiten Weg. Er kam aus St. Georg in die St. Marienkirche in Altona, wo die eritreische Gemeinde seit einigen Jahren eine Heimat gefunden hat. „Zum Glück gehören wir zu einer großen Kirche. Sie ist bunt und verschiedenartig. Und die Sorgen und Nöte der Welt werden wir nur gemeinsam lösen können“, sagte Heße.

Der Erzbischof erzählte von einer beeindruckenden Reise nach Äthiopien. Eritrea gehörte lange zu Äthiopien, das Land ist seit 50 Jahren unabhängig. Aber in der Grenzregion Tigray wütet seit drei Jahren ein blutiger Krieg. Schätzungen sprechen von einer Million Toten, es herrscht eine Hungersnot. In Europa wird dieser Krieg kaum wahrgenommen, sagte Erzbischof Stefan. „Ich bin gekommen, um euch zu zeigen:  Wir haben euch nicht vergessen.“

Außerdem hat er zu Weihnachten die wahrscheinlich jüngste katholische Gemeinde im Norden besucht. Vor sieben Jahren feierten die Eritreer – die meisten sind als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen – die erste eritreische Messe in Hamburg. Inzwischen hat sich eine feste Gemeinde gebildet. Alle vier Wochen kommt der Zisterzienserpater Siyum aus Rom eingeflogen, an den Samstagen dazwischen gibt es eine Andacht.

„Corona hat auch bei uns Folgen gehabt“, sagt Yohannes Habtemariam, Sprecher des fünfköpfigen Leitungsteams. „Einige Leute blieben weg. Aber inzwischen kommen wieder 100 Gläubige zum Gottesdienst.“ Fast die ganze Seelsorge wird von Laien organisiert. Sie unterrichten die Erstkommunionkinder, bereiten Brautpaare auf die Trauung und die Eltern auf die Taufe ihrer Kinder vor – es gibt sehr viele Taufen.

Festliches Mahl nach dem Gottesdienst

„Wir arbeiten an der spirituellen Entwicklung, aber auch an der leiblichen Entwicklung“, sagt Yohannes Habtemariam. Die Kinder haben meist keine Probleme, sie sind Hamburger Kinder wie andere auch. Bei den Älteren ist das anders. Das Leben in der krisengeschüttelten Heimat, die Flucht, der Neuanfang in einem fremden Land, das ist nicht leicht zu bewältigen. „Einige sind unzufrieden, und ich versuche zu helfen, dass sie glücklich werden. Ich sage vielen: Ihr seid in Deutschland, wohin ihr wolltet. Ihr könnt tun, was ihr wollt, habt Chancen!“

Und es gibt Unterstützung. Pater Siyum dankte Erzbischof Stefan und Pastor Wolfgang Bruns für die Aufnahme in der Marienkirche. Ein weiterer Garant für Unterstützung aller Art ist Pfarrer Norbert Bezikofer. Den ehemaligen Flüchtlingsseelsorger des Erzbistums kennt in der Gemeinde jeder.

Nach dem Weihnachtsgottesdienst ging man natürlich nicht sofort nach Hause. Zuerst wurde mit den Ehrengästen festlich gegessen. Und dann? Weihnachten auf Eritreisch ist ziemlich stressfrei und ohne Rummel – es wird als das Fest der Geburt Jesu gefeiert, in der Kirche und mit einem festlichen Mahl in der Familie.